Steine, Holzstrünke, Bäume in der Wolfschlucht

Eingebettet in die ersten drei Solothurner Juraketten liegt der Naturpark Thal. Kaum hat man bei Oensingen die enge Klus von Balsthal passiert, eröffnet sich eine stille Landschaft, ein lebendiges Thal.

Sonnige Jurahöhen, tiefe Schluchten, blumenreiche Wiesen und Weiden, grossflächige Wälder, markante Kalkfelswände – die Natur im Thal ist sehr vielfältig. Diese ursprüngliche Juralandschaft ist ein geeigneter Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten und ein Gebiet zum Entdecken natürlicher Schätze.

In der verhältnismässig sanften Landschaft mit grossflächigen Waldgebieten gedeihen verschiedene Waldformen, unter anderem Buchenwälder, Tannen-Buchen-Wälder oder Kiefernwälder. Auf den Jurahöhen, gepflegt durch eine extensive Weidewirtschaft, begegnet man wertvollen Wiesenlebensräumen (Trockenwiesen). Mehrere Fliessgewässer bieten einen optimalen Lebensraum unter anderem für Bachforelle und Wasseramsel. Nennenswert ist unter anderem die Dünnern, deren obere Hälfte den Naturpark durchfliesst und deren grösster Zufluss der Augstbach ist.

Felsen und Bäume im Sommer in Mümsliwil
Bei Mümsliwil - ein optimaler Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen, weil sonnig, trocken und licht. (Foto Stefan Dummermuth)

In den grossen Wäldern leben verschiedene seltene Waldvögel, etwa Raufusskauz und Waldschnepfe. Möglicherweise gibt es noch einige wenige Auerhühner. In den grossen Weiden befindet sich ein optimaler Lebensraum für Mäuse und damit ein optimales Jagdgebiet für verschiedene Greifvögel. Verschiedene Fledermausarten, Gämskolonien, Rehe, aber auch Wildschweine, welche jedoch kaum zu sehen sind, Füchse, Dachs, Baummarder und Luchs besiedeln das Parkgebiet.

Zauneidechse auf einem grauen Stein
Die Zauneidechse ist als verletzliche Art auf der Roten Liste bedrohter Tiere (Foto: Stefan Dummermuth)

Seltene und vom aussterben bedrohte Tiere

In der vielseitigen, artenreichen Flora trifft das aufmerksame Auge auf die verletzliche und vom Aussterben bedrohte Zauneidechse, welche im lichten Wald die Sonne geniesst. Die Aspisviper, die im Schweizer Jura vorkommt und deshalb auch den Namen Juraviper trägt, ist ebenfalls im Parkgebiet zu Hause. Als wechselwarmes Tier braucht auch die Aspisviper besonnte Plätze, damit bringt sie an kühlen Tagen ihre Körpertemperatur in den optimalen Bereich von 28–35 Grad. Wird es zu heiss, zieht sie sich in kühle Hohlräume oder in den Halbschatten zurück. Die giftige Juraviper, welche vom Aussterben bedroht ist, darf man auf keinen Fall anfassen. Sie ist aber nicht aggressiv und würde einen Menschen nur beissen, wenn man sie anfasst oder auf sie tritt. Sie bleibt meist ruhig liegen, solange man sich auf Distanz hält und keine schnellen Bewegungen macht.

Der Geburtshelferkröte, auch Glögglifrosch genannt, da ihr glockenartiger Ruf so aussergewöhnlich ist wie ihre Brutpflege, kann man im Park begegnen. Der Krötenvater trägt während Wochen die Eier huckepack, und sind die Kaulquappen schlupfbereit, liefert er sie zuverlässig am Wasser ab. Die stark bedrohte Amphibienart wurde von Pro Natura zum Tier des Jahres 2013 gewählt.

Geburtshelfer-Kröte mit Eiern auf dem Rücken
Der Geburtshelferkröte-Vater trägt die Eier huckepack, bis sie schlupfbereit sind. (Foto Stefan Dummermuth)

Seltene Pflanzen im Naturpark Thal

Im Parkgebiet wachsen verschiedene Orchideenarten, Enziane, der Flaumige Seidenbast (Fluhrösli), Felsen-Bauernsenf (Ravellen-Blüemli) und die selten gewordene Grenobler Nelke (Fluhnägeli, Pfingst-Nelke).

Die Grenobler Nelke liebt humusarme, flachgründige und stark besonnte Böschungskanten, Felsterrassen und -spalten, welche im Parkgebiet vorkommen. Manchmal geht sie auf Felsköpfen in den angrenzenden Föhrenwald über und gedeiht in Lagen von 500 bis 1600 Metern. Sie ist geschützt, und darf man sie entdecken, geniesst man diese Schönheit mit den Augen.

Blüte des roten Waldvögelein
Orchideen wie die Rote Waldvögelein sind geschützt. (Foto: Thomas Schwaller)

Das Gleiche gilt für die verschiedenen Orchideenarten, wie etwa das Rote Waldvögelein, welches zu den auffälligsten Orchideen im Naturpark gehört. Diese lieben lichte, trockene Laubwälder (besonders Buchenwälder), Kiefern- und Fichtenwälder und Gebüsche bis 2600 Meter, wobei die höchsten Lagen im Naturpark Thal bei knapp 1400 Metern sind.

Kopf einer Aspisviper
Die Aspisviper, im Volksmund auch bekannt als Juraviper, ist selten und giftig. (Foto Stefan Dummermuth)

Wanderungen im Naturpark - Stille und ursprüngliche Natur

Im Naturpark Thal unterwegs, Wissenswertes über die Natur, die Tiere und Region erfahren – spannende und atemberaubende Naturmomente erleben. In eine Anderswelt eintauchen auf dem Wolfsschlucht-Weg, ein Teil der Natur sein auf Husis Naturerlebnisweg oder mit den Augen der Zwerge die Natur kennen lernen.

Ursprüngliche Natur Wolfsschlucht-Weg

Tief im Solothurner Jura hat das Wasser eine Anderswelt erschaffen. Im Naturschutzreservat zwischen hohen, zum Teil überhängenden Felswänden führt der Wolfsschlucht-Weg hinauf durch die enge wildromantische Schlucht mit Höhlen und Auswaschungen. Am Ende des Aufstieges verlässt man die Wolfsschlucht über eine schmale Passage. Über wundervolle Juraweiden geht es via Tannmatt zur Mieschegg und weiter zum Hinter Brandberg.

Immer wieder hat man einen hervorragenden Blick auf die andere Talseite, wo sich eines der grössten zusammenhängenden Waldgebiete der Schweiz befindet. Der Abstieg führt mitten durch ein Luchsrevier zurück ins Tal nach Welschenrohr.

Wegbeschreibung: Unterhalb der Haltstelle Wolfsschlucht folgen Sie der Wegweisung Richtung Obere Tannenmatt bis Obere Tannenmatt. Danach folgen Sie den Wegweisung Richtung Hinter Brandberg, ab dann Richtung Lochboden, Welschenrohr. Eine 4-stündige Naturerlebnis-Wanderung auf 14 km, welche Sie mitnimmt in eine Natur, die Sie so noch nicht erlebt haben.

violett-rosa Blüten der Grenobler Nelke
Die Grenobler Nelke, auch als Flühnägeli bekannt. (Foto Michael Bur)

Husis Reise - ein Naturerlebnisweg

Im Herbst ziehen Tausende von Zugvögeln über den Naturpark Thal. Viele rasten in den insektenreichen Weiden und laden hier ihre Energiereserven auf. Auf dem Naturerlebnisweg Husis Reise von Gänsbrunnen auf den Subigerberg erklärt Husi der Hausrotschwanz auf verschiedenen Tafeln die Tier- und Pflanzenwelt. Die Vogelberingungsstation Subigerberg ist im Herbst während der Beringungswochen täglich offen für Besucher.

Wie Zwerge die Natur kennen lernen

Der Zwergliweg mit Zwergliwegweiser führt ab Gänsbrunnen zum Berghof Montpelon: Gross und Klein lernen mit den Augen der Zwerge die Natur kennen. Verschiedene Bänke laden zum Verweilen ein, und obwohl die reine Wanderzeit nur 30 Minuten dauert, gibt es so viel zu entdecken und zu erfahren, dass daraus schnell 2 Stunden werden. Der Zwergliweg ist von Mai bis Oktober geöffnet. Auf dem Weg befindet sich ein grosser Spielplatz mit Feuerstelle – bei welchem sich Gross und Klein mit den Zwergen richtig austoben kann.

Zwerg auf Schaukel am Zwergliweg bei Schönwetter
Mit den Zwergen die Natur kennen lernen, auf dem Zwergliweg in Gänsbrunnen.

Juraweg Thal

Der Juraweg Thal bietet ein faszinierendes Wanderwegnetz auf der zweiten Jurakette im Herzen des Naturparks. Entlang der Wanderwege vermitteln 57 Informationstafeln Wissenswertes zur Region aus Geografie, Geschichte, Natur, Jagd, Forst- und Landwirtschaft. Der Juraweg Thal ist bequem aus allen Thaler Gemeinden erreichbar. 

Infotafel mit zwei Personen auf dem Juraweg Thal im Sommer
Auf dem Juraweg Thal viel über unsere Natur erfahren. (Foto Hans Weber)

Solothurner Waldwanderungen

Durch das Parkgebiet führen zwei Solothurner Waldwanderungen. Ab Holderbank nach Egerkingen führt der Weg zuerst durch den «Märliwald». Dort verbirgt sich eine mystische und märchenhafte Natur – der Fichtenwald mit tiefen Klüften zwischen grossen Felsblöcken und am Boden wachsenden Pflanzen sieht aus wie aus einer anderen Welt. Waldschratt und Feen können nicht weit entfernt sein. Krüppelige, niedrige Flaumeichen und der immergrüne Buchsbaum und eine vielfältige Vegetation mit seltenen, trockenresistenten Arten zeigen die Vielfalt der Natur. Die Wanderzeit beträgt 3,5 bis 4 Stunden und ist in der Bärlauch-Zeit von April bis Juni besonders schön.

Die zweite Waldwanderung im Naturpark-Gebiet ist eine Rundwanderung ab Mümliswil über Passwang und Wasserfallen wieder nach Mümliswil. Luftige Kreten und tiefe Schluchten beeindrucken auf diesem Weg, der etwa 6 Stunden reine Wanderzeit in Anspruch nimmt. Auf den Solothurner Waldwanderungen stehen verschiedene Themenposten, um die typischen Pflanzengemeinschaften und deren Besonderheiten kennen zu lernen. 

Naturpark Thal

Am 31. Oktober 2009 hat der Naturpark Thal vom Bundesamt für Umwelt das Label «Regionaler Naturpark von nationaler Bedeutung» erhalten. Der Park liegt zwischen Bern, Zürich und Basel und umfasst den ganzen Bezirk Thal im Kanton Solothurn mit seinen Gemeinden Gänsbrunnen, Welschenrohr, Herbetswil, Aedermannsdorf, Matzendorf, Laupersdorf, Balsthal, Mümliswil- Ramiswil und Holderbank. Der Naturpark Thal verfolgt zwei Ziele: einerseits die Erhaltung und Aufwertung der Naturwerte und der Landschaft, andererseits die Stärkung der nachhaltigen Regionalwirtschaft.

Plan Naturpark Thal
Der Naturpark Thal liegt zwischen Bern, Zürich und Basel

 

Infostelle Naturpark Thal
Thalstation
Hölzlistrasse 57
4710 Balsthal

Telefon 062 386 12 30

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www.naturparkthal.ch

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NATURZYT Ausgabe März 2014, Text Michael Knaus, Foto Naturpark Thal

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