Majoran und Dost sind zwei klassische Gewürzkräuter in der Küche. In der Naturheilkunde werden sie als Heilpflanzen bei Verdauungsbeschwerden mit Blähungen und Krämpfen sowie bei Husten zur Schleimlösung eingesetzt.
Majoran und Dost sind Lippenblütler
Majoran und Dost sind sich in ihrem Aussehen wie auch in ihrer Wirkung sehr ähnlich, und trotzdem passen sie irgendwie nicht zueinander. Beide Pflanzen werden häufig verwechselt, da das Wort «Oregano» oft als Überbegriff für einen bestimmten Geschmackstypus verwendet wird. Dost, mit der botanischen Bezeichnung «Origanum vulgare», wird auch «Wilder Majoran» oder «Oregano» genannt. Das Wort «Dost» kommt aus dem Althochdeutschen «dosto, toste» und bedeutet «buschartig wachsende Pflanze». Majoran, mit dem botanischen Namen «Origanum majorana», wird auch «Gartenmajoran» oder «Echter Majoran» genannt. Majoran und Dost zählen wie Thymian, Rosmarin, Salbei oder Melisse zur Familie der Lippenblütler.
Beide Kräuter stammen aus Vorderasien und haben sich rasch im Mittelmeergebiet ausgebreitet. Den Dost finden wir wild auch in der Schweiz auf trockenen Böden an sonnigen und warmen Plätzen, etwa Wald- und Wegrändern, sowie auf mageren Wiesen. Das Kraut ist behaart und im oberen Teil verzweigt. An den Zweigenden stehen viele rosarote Blüten büschelförmig angeordnet. Im Sommer entfaltet der Oregano ein herrliches Blütenfest für Bienen, Schmetterlinge und Kräuterliebhaber. Majoran kommt wild nicht vor, da ihm das winterliche Klima zu hart ist.
Dost ein robuste Pflanze, Majoran ist nicht frostresistent
Dost kann man mit Samen selber ziehen, oder wer es lieber einfach mag, holt sich aus einer guten Gärtnerei Jungpflanzen. Dost ist eine robuste Pflanze und kommt dort, wo er sich wohlfühlt, immer wieder. Er bevorzugt einen trockenen und warmen Standort. Majoran ist nicht frostresistent und muss jedes Jahr neu gesät werden, am besten an einem windgeschützten und sonnigen Platz ab der frostfreien Zeit im Mai.
Junge Triebspitzen im Sommer pflücken
Blätter und junge Triebspitzen von Majoran und Dost können während des ganzen Sommers gepflückt werden. Zur Bevorratung wird der Dost während der Blütezeit handhoch abgeschnitten, gebündelt und aufgehängt im Schatten getrocknet. Der getrocknete Dost kann sowohl als Gewürz wie auch als Tee für die Winterzeit verwendet werden. Der Majoran wird, kurz bevor sich die Blütenknospen öffnen, geerntet. Das Kraut behält getrocknet seine starke Würzkraft.
Geschmack und Würze
Oregano schmeckt scharf-würzig und pfeffrig mit einer bitter-herben Note. Die Würzkraft des Dostes ist abhängig von den Klimabedingungen und Bodenverhältnissen. Oregano aus dem sonnigen Süden ist viel aromatischer als seine Verwandten im kühlen Norden. Majoran hat ein für ihn typisches kräftig-würziges Aroma, feiner als Oregano, mit einer zarten süssen Note.
Was sagen die alten Kräuterkundigen zu Dost und Majoran?
Der griechische Arzt Hippokrates nutzte Oregano vor 2500 Jahren als Antiseptikum bei Verletzungen und bei schlecht heilenden Wunden. Er schätzte das Kraut ausserdem bei Erkrankungen der Atemwege sowie bei Magen-Darm-Beschwerden. Auch in den antiken Mittelmeerkulturen war Dost bekannt und vielfältig im Gebrauch. Majoran wurde schon bei den antiken Römern und Griechen als Gartenkraut angebaut. Im Mittelalter gelangte er vermutlich in unsere Klostergärten. Der Kräutervater Hieronymus Bock empfahl im 16. Jh. «Maieronsafft inn die Ohren gethan / benimmt das Sausen. … Maieron im Mund gehalten lindert das Zanwehe.»
Majoran und Dost sind reich an ätherischen Ölen
Majoran und Dost sind reich an ätherischen Ölen und enthalten ausserdem Gerb- und Bitterstoffe sowie Flavonoide. Die Wirkstoffzusammensetzung beider Kräuter unterscheidet sich nicht nur in den Bestandteilen der ätherischen Öle. Der hohe Gehalt an ätherischen Ölen hilft der Pflanze, sich gegen Bakterien, Viren, Pilze oder andere krankheitserregende Parasiten und Insekten zu wehren. Die in den Kräutern enthaltenen ätherischen Öle stärken auch unser Immunsystem. Beide Kräuter wirken verdauungsfördernd, krampflösend, blähungswidrig und nervenstärkend. Aufgrund ihrer keimtötenden und schleimlösenden Wirkung werden Majoran und Dost auch bei Erkältungen eingesetzt.
Majoran und Dost helfen bei Verdauungsbeschwerden
Durch ihre krampflösenden und verdauungsfördernden Wirkungen werden beide Kräuter bei Verdauungsbeschwerden mit Blähungen oder Krämpfen eingesetzt. Ausserdem zur Appetitförderung und Verbesserung der Gallenproduktion.
Majoran hilft bei Pilzinfektionen
Durch seine antimikrobiellen Eigenschaften ist Majoran in der Frauen- Naturheilkunde als antibakterielle und pilzfeindliche Heilpflanze hochgeschätzt. Pilze wie Candida albicans werden in ihrem Wachstum gehemmt. Majoran kommt bei bakteriellen Scheideninfektionen sowie bei Pilzinfektionen kurmässig zum Einsatz. Ausserdem lindert Majoran eine schmerzhaft e Menstruation.
Majoran und Dost in der traditionellen chinesischen Medizin
Majoran erwärmt Milz, Magen und Gebärmutter und bewegt das Blut. Er leitet Feuchtigkeit und Schleim aus dem Kopf und der Lunge. Dost kräftigt das Magen-Qi, löst Qi-Stauungen im mittleren Erwärmer und vertreibt Kälte und Feuchtigkeit. Die zugeordneten Organe sind Lunge, Milz, Magen und Leber. Dost wird bei Beschwerden des Verdauungstraktes, Erkrankungen der Atemwege, bei Schwindel und rheumatischen Beschwerden eingesetzt.
Majoran und Dost in der Küche
Der Dost oder Oregano ist das klassische Pizzagewürz. Ausserdem passt er zu Tomaten, Käse, herzhaft en Aufläufen oder südländischen Gemüsen und ist unverzichtbar in Dressings, Dips und Sossen.
Dost-Essig und Dost-Öl
Ganze Zweige mit einem guten Weinessig übergiessen, einige Wochen ziehen lassen. Der Geschmack wird mit der Zeit intensiver. Für die Herstellung eines Dost-Öls nimmt man bevorzugt geschmacksneutrales Öl von Sonnenblumen oder Raps, am besten in biologischer Qualität. Das aromatische Dost-Öl (geht auch mit Majoran) ist übrigens auch zum Einreiben geeignet und hilft bei Bauchkrämpfen, verschleimtem Husten und Muskelverspannungen. Frischer oder getrockneter Majoran passt als Gewürz zu deftigen Eintöpfen, Gänsebraten oder Kartoffelgerichten, überall dort, wo etwas leichter verdaulich gemacht werden soll. Majoran wurde bereits im Mittelalter als Gewürz für Würste verwendet, daher stammt der Volksname Wurstkraut. Majoran lässt sich in der Küche gut mischen mit Th ymian, Basilikum und Beifuss.
Majoran und Dost in der Kräuterapotheke
Dost-Bad bei chronischem Husten
100 g Dost mit 1 l Wasser kurz aufkochen, abseihen und dem Vollbad zugeben. Ein Dost-Bad ist hilfreich besonders bei chronischem Husten und Bronchitis. Die äusserliche Anwendung des Vollbades unterstützt die innere Anwendung, wenn Dost als Tee getrunken wird.
Majoran-Tee
2 TL frischen oder getrockneten Majoran mit ¼ L kochendem Wasser übergiessen und 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen. Morgens und abends je 1 Tasse trinken. Den Tee nimmt man bei leichten Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen und Appetitlosigkeit. Ausserdem bei verschleimten Atemwegen und Husten. Der Tee kann durch seine desinfizierende Wirkung auch zum Gurgeln bei Mundschleimhautentzündungen und Zahnfleischbluten angewendet werden. Für Säuglinge und Kleinkinder ist Majoran-Tee ungeeignet. Äusserlich kann Majoran-Tee als kräftigendes und bei Haarausfall hilfreiches Haartonikum eingesetzt werden.
Majoran-Schnupfen-Salbe
1 TL getrockneten Majoran in einer Porzellanschüssel zerstossen und mit 1 TL Weingeist (70 %) übergiessen. Diesen Ansatz einige Stunden zugedeckt ziehen lassen und anschliessend 1 TL ungesalzene gute Butter dazugeben. Die Schüssel im Wasserbad erhitzen und rühren, bis alle Zutaten gut gemischt sind. Durch ein Baumwolltuch abseihen und in ein kleines Salbendöschen abfüllen, abkühlen lassen. Kühl aufbewahren. Immer nur kleine Portionen herstellen, da Butter leicht ranzig wird. Mit der duftenden Majoran- Salbe die verstopfte Nase innen und aussen einreiben. Die Majoran-Salbe wirkt lindernd und lösend. Sie hilft übrigens auch bei Bauchweh, wenn der Bauch sanft damit eingerieben wird. Als Schnupfensalbe sollte sie vorsichtshalber bei Säuglingen und Kleinkindern nicht eingesetzt werden.
Dost-Kissen für einen entspannten Schlaf
Getrockneten Dost in ein Baumwollstoffkissen (20×20 cm) einfüllen. Neben dem Kopfkissen platziert verhilft es zu einem entspannten und guten Schlaf. Ein kleineres Kissen (10×10 cm) ist ideal auch für Kinder bei Bauchweh, Zahn- oder Ohrenschmerzen, Husten oder in unruhigen Nächten. Das Kraut entspannt, lindert Schmerzen und Krämpfe.
Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.
Quellen und weiterführende Literatur:
- Dr. Bh. B. Aggarwal, Heilende Gewürze.
- U. Bühring, Alles über Heilpflanzen.
- M.- L. Kreuter, Mein Kräuterbuch.
- S. Loncar, S. Topolovec, M. Kocevar Fetah, N. Bacac, Eine Prise Gesundheit.
- M. Madejsky, Lexikon der Frauenkräuter.
- K. Oberbeil, Kräuter
Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernestine
Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter. Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.
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NATURZYT Ausgabe Juni 2017, Text, Fotos Ernestine Astecker, AdobeStock