Wie die Begegnung mit einer Adlerdame und deren Falkner die Wahrnehmung der Natur und unserer Welt erweitern kann.
Der Titel meines Artikels geht auf den Stauffer Friedrich II. zurück. Als ich diesen Satz zum ersten Mal vernahm, stand ich hoch über einem Talkessel, rund herum die schönste Aussicht auf die Bergwelt, über mir der weite Himmel. Paradiesisch schön sollte man meinen. Dem sei nicht so, wer hier überleben wolle, müsse hart im Nehmen sein. Der dies sagte, ist ein erfahrener Falkner. Er sprach vom Lebensraum des Steinadlers. Unterwegs mit ihm und seiner reifen Adlerdame lässt sich vieles über das Leben in der freien, wilden Natur erfahren.
In der Bergwelt überlebt nur die Elite
Der Überlebenskampf der Tier- und Pflanzenwelt in einem Bereich, den man gut und gerne als Steppe, gar als Wüste bezeichnen könnte – kurz: unsere Alpenwelt um und über der Baum grenze –, entbehrt jeder Romantik. Diese entspringt mehr unserer eigenen Vorstellung als der Wirklichkeit dieses Lebensraumes. Hier ist das Reich der Murmeltiere, der Gämsen und natürlich des Adlers. Wer hier überlebt, ist Elite. Selbst die Menschen, die, es ist noch gar nicht so lange her, auf der Alp Jahr für Jahr für sich und ihr Vieh ein Auskommen zu finden versuchten, dürfen dazu gezählt werden. Wahrlich keine schöne Welt für die, die hier überleben wollen oder müssen. Dennoch, mir als Besucher eröffnet sich ein anderes Bild, ein Bild, welches das andere überdeckt. Die Berge mit ihren Klippen, Gräten, Abhängen, haben sie nicht auch ihre eigene Schönheit?
Lange schon beobachtete ich immer wieder, wie grosszügig die Natur ist, welche Fülle sie Jahr für Jahr her - vorbringt und welche schier unendliche Vielfalt ihr entspringt. Und nun werde ich mit etwas ganz anderem konfrontiert, nämlich mit eben dieser Natur, die mit annähernd ebensolcher Grosszügigkeit das Leben wieder nimmt. Letztendlich sind es nur noch wenige, die in dieser für uns Wanderer wohl schönen, für alle anderen jedoch weitaus wüsteren Welt zu leben, ja zu über leben vermögen.
Der Bezug zur Seelenlandschaft
Eine inspirierende Parabel für unser menschliches Tun und Lassen vielleicht? Wir, die wir uns in die warme Stube zurückziehen, uns ums Eck mit Lebensmitteln eindecken können, finden wir noch einen Bezug zu dieser Welt? Meist sehen wir in ihr nur das Schöne. Aber ist uns diese wilde Natur, die Realität des Adlers tatsächlich so fremd? Um zu überleben, muss er eine Intuition für den passenden Wind, den richtigen Moment entwickeln, achtsam mit seinen Kräften umgehen. Und wir Menschen, tun wir das auch? Kennen wir noch einen massvollen Umgang mit der Natur, dem Leben, Mutter Erde? Noch wollen wir nicht sehen, was auf uns zukommt, was sich in der Natur zusammenbraut. Damit meine ich nicht das Absterben einiger Bäume oder das Sterben der Fische auf einigen Hundert Metern Bach. Was ich meine, ist das «Abbrennen ganzer Waldflächen» und das «Vergiften der Bäche» in unserer eigenen inneren Seelenlandschaft . Einmal ausgebrannt – Burn-out – fällt es uns oftmals schwer, uns zu erholen, zu unserer einstigen Leistungsfähigkeit zurückzufinden. Eine kahle innere Landschaft , ohne Dynamik, Vielfalt an Gefühlen, Fantasien, im grauen Irgendwo zwischen Leben und Lethargie. Genauso wie in der grossen Landschaft , bleiben auch hier Narben zurück. Wer glaubt, unsere menschliche Natur und die grosse freie Natur voneinander trennen zu können, der wird eines Besseren belehrt. Zu glauben, die eine Natur hätte nichts mit der anderen zu tun, ist ein grosser Irrtum, wie sich mehr und mehr zeigt. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit anderes vermuten lässt, so ist, wie ich meine, längst nicht alles verloren.
Immer wieder darf ich mit meinen Klienten erleben, wie schnell diese sich in der freien Natur erholen, wenn sie sich nur schon ihrer bewusst werden. Plötzlich schaffen sie’s, inne zuhalten und tief durchzuatmen. Und manchmal schaut es aus, als würden sie sich der sie umgebenden Natur überhaupt Alljährlich bin ich mit genau es mit der Naturenergetik auf sich hat, berichten sie am Ende des Tages von nie für möglich gehaltenen Erlebnissen bei den Bäumen, am Bach und wo sonst noch überall.
Die Natur heilt Herz und Gemüt
Allein schon eine schöne Blume zu betrachten, erfreut Herz und Gemüt. Wie schön ist es, am Bach zu verweilen, sich vom Spiel des Wassers und seinen Klängen einnehmen zu lassen und den Bezug zur Zeit gänzlich zu verlieren. Ein kräftiger Baum mag uns in seinen Bann ziehen und stärken. So kann auch der Aufenthalt an Kraft - und Heilplätzen wesentlich zum eigenen Wohlbefinden beitragen.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die vielen Kleinode hinweisen, deren wir uns kaum bewusst und die dennoch sehr dazu angetan sind, uns mit wohltuenden und aufbauenden Qualitäten zu versorgen. Oftmals werden wir sie übersehen. Gerade im Herbst aber, wenn der Nebel die Sichtweite einschränkt, werden wir uns ihrer eher gewahr. Ein Spinnennetz im Nebel, ein wunderschönes Ahornblatt mit seinen warmen Farben, Bäume, die sich nur noch schemenhaft abzeichnen und uns eine ganz eigene Sicht der Dinge zeigen. Überall werden wir der natürlichen Ordnung der Welt begegnen, wohltuend anders als die unseres Alltages.
Mag die Welt in vielem nicht schön sein, so ist sie dennoch ein Ort voller wundersamer Plätze, freudiger Gegebenheiten und beglückender Begegnungen. Ein wichtiger Grundsatz – auch in der naturenergetischen Begleitung – ist, die Aufmerksamkeit nicht auf die Ursachen, sondern vielmehr auf die Lösung der Probleme zu lenken. Unsere Lebensenergie folgt unserer Beachtung. Mit jedem Kleinod, dem wir unsere Aufmerksamkeit schenken, machen wir uns selber ein wunderbares Geschenk.
Damit möchte ich meine manchmal etwas theorielastige Reihe von Artikeln abschliessen. In den kommenden Beiträgen werde ich Sie, werte Leserschaft, wieder vermehrt auf wundersame und besuchenswerte Plätze und die Schätze, die es dort zu entdecken gibt, hinweisen.
Herzlichst, Ihr Philippe Elsener
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NATURZYT Ausgabe Dezember 2016, Text/Foto Philippe Elsener