Zwei Orte im Herzen unserer Alpen. Der eine Ort liegt im Tal, der andere hoch über dem Tal. Beide Orte verlangen nach einem mehrtägigen Aufenthalt, damit sie sich ganz und gar erschliessen lassen und so Leib und Seele zum Wohle gereichen.
Stellen Sie sich vor, einen nahezu unberührten und wilden Platz inmitten der Alpen zu finden, der von atemberaubender Schönheit, gut erreichbar und dennoch touristisch nicht übernutzt ist. Genau das ist Trafoi im Südtiroler Vinschgau. Hier ist der passende Platz, uns auf die Spur der in der Natur wirkenden Kräfte zu begeben, sie zu ergründen, mit ihnen zu arbeiten, uns auf sie einzulassen und sie zu unserem Wohl auf uns einwirken zu lassen.
Der Kraft der Landschaft auf der Spur
Das Trafoital ist Teil des Nationalparks Stilfserjoch. Hier kommt hin und wieder mal ein Bär vorbei, der dann, wenn er im direkt angrenzenden Schweizer Nationalpark angekommen ist, für Schlagzeilen sorgt. In früheren Zeiten wurde er hier im Tal gejagt. Einst gelang es einem schlauen Bären, über ein zwischen zwei steil abfallenden Wänden einer Schlucht hängendes Felsstück, der Bärenbrücke, seinen Jägern zu entkommen. Steigen wir weiter hoch, erreichen wir die Baumgrenze. Von hier aus lässt sich König Ortler in seiner ganzen Pracht bewundern, und niemand wird ihm die Beachtung verwehren wollen. Majestätisch überragt er seine Begleiter. Lassen wir die Kraft dieser Berge auf uns einwirken, bevor wir wieder hinunter ins Tal steigen und uns dem widmen, wofür Trafoi bekannt ist.
Der Kraft des Wassers auf der Spur
Im Talgrund vereint sich das Wasser der Gletscher und der drei Quellen zum Trafoibach. Sein Rauschen erfüllt den ganzen Kessel und übertönt sogar den Verkehrslärm von der Passstrasse her. Über zwei Brücken gelangen wir zum Ziel der Trafoi-Pilgerer, dem Quellheiligtum. Die drei Brunnen in der Hütte gelten als heilkräftig. Dazu sollte man allerdings von allen dreien trinken. Die kleine Kapelle ist der Kraftplatz des Heiligtums, die Pilgerkirche, der Kultplatz, interessant zwar, aber nicht der stärkste Platz. Diese Plätze finden wir in der wilden Natur. Ein Bergweg führt hinauf zu den drei aus dem Berg, dem Madatsch, hervorspringenden Quellen. Die mittlere bildet einen Wasserfall, unter dem sich durchgehen lässt. Ein Ort von hoher belebender Kraft. Von hier oben eröffnet sich eine wunderbare Aussicht über den Talkessel und talauswärts in die Ferne bis hin zur Weisskugel.
Der Kraft der Steine auf der Spur
Das frühere Gletschervorfeld ist ein wunderbarer Platz, um mit Steinen zuspielen und zu experimentieren: Steinmännchen bauen, ein Labyrinth legen, Steinkreis und Steinreihe setzen. Es bieten sich verschiedenste Möglichkeiten an, sich der spürbaren Kraft der Steine und der Formen spielerisch anzunähern und sich ihrer bewusst zu werden. Ein Gast meinte gar, als er in einem Steinkreis stand, er fühle sich mit allen umgebenden Bergen verbunden, ja eins. Mit Steinen geschaffene Formen sind energetisch durchaus wirksam und körperlich wahrnehmbar. Anlässlich der Naturenergie-Erlebnistage wird dies spielerisch umgesetzt. Was die Teilnehmer dabei erleben, spricht sehr für diesen wundersamen, mythischen und beseelten Ort. Daher verwundert es nicht, dass dieser Ort den als naturzentriert geltenden Kelten bereits heilig war. Ihrer Vorstellung nach ist der «Vorhang» zwischen den Welten bei den ihnen als heilig geltenden Quellen durchlässiger.
Im 13. Jahrhundert, so die Legende, sah der Hirte Moritz, wie drei Gerinne aus einem Felsen hervorbrachen. Auf jedem der Gerinne schwamm ein Kreuz. Zwei vermochte er zu fassen, ein drittes schwamm davon. In der Folge kamen auch Einsiedler hierher, um in der Abgeschiedenheit des Talkessels die Nähe zu Gott zu leben. Und noch heute suchen Menschen den heiligen Ort auf, um von ihren Leiden befreit zu werden. Gerade in Zeiten zunehmender Erschöpfung – kurz Burnout genannt – bieten sich solche Orte geradezu an, will man sich von der Hektik des Alltags erholen. So auch am zweiten Ort, auf dem Berg.
Der Grosse Aletschgletscher
Die Region rund um den Aletschgletscher wurde zu Recht ins Inventar des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Als grösster Eisstrom der Alpen liegt der Grosse Aletschgletscher majestätisch zwischen den ihn umrahmenden Bergen. In der Höhe und unter dem weiten Himmel fühlt man sich grossartig und erhaben, stark, aber auch demütig ob all der Grossartigkeit.
In der Destination Aletsch-Arena sind die drei Orte Riederalp, Bettmeralp und Fiesch-Eggishorn zusammengeschlossen. Es ist schön zu sehen, wie hier Sorge zu den Naturschätzen getragen wird, obschon wir uns hier mitten in einer vielbesuchten und kraftvollen Region befinden. Diese wird dank der Bergbahnen gut erschlossen, so dass der Besucher reichlich Zeit findet zum Innehalten und Geniessen.
Auf den Spuren der Naturkräfte
Das erste Mal, ich erinnere mich noch gut, gabs noch keine Seilbahn hinauf aufs Eggishorn. Heute ist das anders, der Berg lässt sich bequem erreichen. Damals hatten mich all die durcheinander liegenden grossen Steinbrocken erstaunt, glaubte ich doch, dass Berge gänzlich aus massivem Felsen bestehen. Geblieben ist das atemberaubende Panorama über den Eisstrom hinweg zum Konkordiaplatz zum Jungfraujoch und zum Aletschhorn. Auf der andern Seite des Rhonetals das Weisshorn, die Mischabelgruppe und mit etwas Glück ein wolkenfreies Matterhorn. Ist das Auge erst einmal gesättigt, lohnt es sich, einen passenden Platz zu finden, sich hinzusetzen und einfach einmal richtig anzukommen. Bei diesem wirklich aufregenden Rundumblick braucht dies naturgemäss seine Zeit. Dazu bietet sich die Möglichkeit, den Weg hinüber zum Gipfel zu gehen oder sich im Gelände gleich unterhalb der Bergstation einen passenden Platz zu suchen. Ein ganz besonders kräftiger Platz findet sich bei einer wie aus dem Boden herausragenden Felswand. Die hier spürbaren Naturkräfte fühlen sich erfrischend, perlend, belebend, erregend an. Ein idealer Platz, sich aufzuladen. Aus geomantischer Sichtweise birgt der Berg eine weitere Besonderheit. Hier treffen sowohl die seitlich auf den Berg treffenden Kräfte des Grossen Aletschgletschers als auch die des gegenüberliegenden Mittleren Aletschgletschers aufeinander. Allein schon das Schreiben dieser Zeilen macht die Kraft des Ortes spürbar.
Meine Empfehlung für den Ort: sich so lange darauf aufhalten, bis das Gefühl aufkommt, dass es reicht. Denn es bieten sich noch andere wunderschöne Plätze an. So der Weg von der Station Bettmerhorn über Hohbalm und Biel hinüber zur Moosfluh. Immer wieder gibt der Weg den Blick auf den imposanten Gletscher frei. Aus dieser Perspektive wirkt der Gletscher weitaus plastischer, räumlicher als aus grosser Höhe. Jetzt werden Wellen erkennbar, die Form seines langatmigen Rhythmus. Zwischen dem Bettmerhorn und der von der Riederalp her erschlossenen Moosfluh erstreckt sich ein wunderbar strukturierter Rücken. Es finden sich viele lauschige Plätzchen und Ecken, die geradezu dazu einladen, sich hinzusetzen und zu vergessen ..., die Zeit, die Sorgen, was einem alles bedrückt. Hier fühlt man sich in Mutter Erdes Schoss geborgen. Es finden sich ganz unterschiedliche Plätze – die einen aufladend, andere ausgeglichener und ideal, sich in eine meditative Stimmung fallen zu lassen, ebenso Plätze mit Heilqualitäten.
Was aber ist beiden Orten gemeinsam?
An beiden Orten treffen wir auf hohe Grundwerte, die deutlich über jenen von Kraftorten im Unterland sind. Beide Orte sind lohnenswerte Ziele für alle, die sich auf die Spur der Naturkräfte begeben möchten.
Herzlich, Philippe Elsener,
Naturenergetiker
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NATURZYT Ausgabe Dezember 2014, Text/Foto Philippe Elsener