Wallwurz wird seit Jahrhunderten bei Knochenbrüchen und zur Wundheilung eingesetzt.
Die Wallwurz hilft bei Knochenbrüchen
Wallwurz wird eingesetzt bei Knochenverletzungen, Verstauchungen, Prellungen, Zerrungen, Quetschungen und Blutergüssen. Schmerz und Schwellung lassen meist schnell nach. Bei Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündungen, Narbenschmerzen oder verhärteten Narben haben sich Wallwurz-Anwendungen bewährt. Auch bei Muskelverhärtungen und rheumatischen Schmerzen kann Wallwurz Linderung bringen.
Die Inhaltsstoffe machen die Wallwurz zu einem hochwirksamen Heilmittel
Das Zusammenwirken verschiedener Inhaltsstoffe macht die Wallwurz zu einem hochwirksamen Heilmittel. Hervorstechend ist der sehr hohe Gehalt an Allantoin, welches die Neubildung von Gewebe fördert und Knochen nach einem Bruch schneller wieder zusammenwachsen lässt. Ausserdem wirkt Wallwurz reiz- und schmerzlindernd, entzündungshemmend, abschwellend, antibakteriell, wundreinigend und zusammenziehend.
Was sagen die alten Kräuterkundigen zur Wallwurz?
Die Wurzel fand bereits bei Hildegard von Bingen (12. Jh.) und Paracelsus (15. Jh.) als Wundheilmittel Verwendung. Leonhardt Fuchs, Botaniker und Mediziner im 16. Jh., schrieb in seinem «New Kreutterbuch»: «… ein Pflaster daraus gemacht und über die frischen Wunden gelegt heftet die selbigen zusammen; die Wurzel zerstossen und übergelegt heilet die brüch.» Kräuterpfarrer Künzle wusste: «Das Pflaster, hergestellt aus frischen Beinwellwurzeln, ist heilkräftig bei der Nachbehandlung von Knochenbrüchen, Quetschungen, Knochenhautentzündung, Thrombose.»
Ein stattlicher Wuchs und zierliche Blüte
Die robuste, mehrjährige Staude wächst gerne an Bachufern, Gräben und auf feuchten Wiesen. Seine dicke, spindelförmige Hauptwurzel verzweigt sich und reicht tief in den Boden. Sie ist innen schleimig, weich und cremeweiss. Aussen ist sie von einer schwarzen Haut überzogen, daher rührt der volkstümliche Name «Schwarzwurzel». Fast alle oberirdischen Teile des Beinwells sind borstig behaart. Die verzweigten Stängel sind kantig und fleischig. Die Grundblätter stehen in Büscheln, die Stängelblätter sind wechselständig, länglich und schmal. Die rauen Blätter werden von einem groben Netzwerk an Blattadern durchzogen. Im Mai erscheinen glockenförmige Blüten von rosavioletter oder gelblich-weisser Farbe, die eine nektarreiche Bienenweide sind. Mit dem botanischen Namen heisst die Pflanze Symphytum officinale, abstammend vom griechischen Wort «symphein» was «zusammenwachsen » bedeutet. Die deutschen Namen «Wallwurz» und «Beinwell» leiten sich von «wallen» ab, was «zusammenheilen» ausdrückt. Hinweis: Vor der Blüte können die Blätter des Beinwells mit denen des sehr giftigen Fingerhuts verwechselt werden.

Die Wallwurz im eigenen Garten
Wallwurz braucht auch im Garten einen feuchten, nährstoffreichen Boden. Günstig ist ein Platz im lichten Halbschatten. Graben Sie die Wurzeln entweder im zeitigen Frühjahr oder im Oktober aus. Lassen Sie bei der Ernte ein kleines Stück Wurzel im Boden und die Pflanze wächst wieder nach. Hier zeigt sich die hohe Regenerationskraft der Wallwurz. Wurzeln gut waschen und in dünne Scheiben schneiden (die schwarze Wurzelhaut bleibt dran). Auf eine Schnur auffädeln und im Halbschatten trocknen. In Glasbehältern lagern. Gärtner schätzen Wallwurz als nährstoffreichen Dünger, da sie durch ihre enorme Vitalität frischen Schwung in den Garten bringt.
Eine Heilpflanze auch für die Tiere
Wallwurz eignet sich auch zur Behandlung von Tieren. Sie hilft z.B. bei entzündetem Euter oder Gelenken, Wunden und Verstauchungen als Auflage mit Tee aus Blättern bzw. Wurzeln oder als Salbe.
Symphytum als homöopathisches Mittel bei Knochenbrüchen
Bei Knochenbrüchen oder Spätfolgen von Verletzungen ist Symphytum ein ausgezeichnetes homöopathisches Mittel. Allerdings darf Symphytum
erst gegeben werden, wenn der Knochenbruch durch Stabilisierung oder Operation versorgt ist.
Die Wallwurz in der Wildkräuterküche
Junge und weiche Blätter gibt man roh in den Salat. Sie schmecken gurkenartig. Ältere Blätter verwendet man wegen der borstigen Haare gedünstet als spinatartiges Gemüse, Blattrouladen oder Einlage in Suppen. Sehr gut schmecken sie in Pfannkuchenteig getaucht und in heissem Öl herausgebacken. Blüten und Knospen lassen sich als essbare Dekoration und Farbtupfer nutzen. Die im Herbst geernteten Wurzeln erinnern im Geschmack an Schwarzwurzeln. Hinweis: Wallwurz enthält Pyrrolizidinalkaloide, die bei einer Langzeitanwendung und in massiver Überdosierung leberschädigend und krebserregend wirken können. Daher sollte die Pflanze vorsichtig verwendet werden. Jedoch wurde Beinwell von unseren kräuterkundigen Vorfahren jahrhundertelang als Heil- und Nahrungspflanze gebraucht, ohne dass schädigende Wirkungen beim Menschen bekannt wurden. Ein gelegentlicher Verzehr in geringen Mengen scheint unbedenklich zu sein. Erinnern wir uns an den weisen Satz des Schweizer Arztes Paracelsus, dass allein die Dosis das Gift macht. Trotzdem möchte ich klarstellen, dass der Anwender die Verantwortung und die Entscheidung für den Einsatz der Pflanze selber übernehmen muss. Mittlerweile ist die Züchtung pyrrolizidinfreier Pflanzen gelungen.
Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche Ihnen viel Freude mit den Schätzen der Natur.
Ihre Ernestine
Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.
Quellen und weiterführende Literatur
- Brendieck-Worm, C., Klarer, F., Stöger, E., Heilende Kräuter für Tiere.
- Ebert, R., Beinwell. Bühring, U., Alles über Heilpflanzen.
- Fischer-Rizzi, S., Medizin der Erde.
- Fleischhauer, St.G., Gutmann, J., Spiegelberger, R., Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen.
- Fuchs, L., Das New Kreütterbuch.
- Künzle, J., Das grosse Kräuterheilbuch.
- Nedoma, G. & Hirsch, S., Vegane Kosmetik.
- Scheiwiller-Muralt, E., Homöopathie bei akuten Erkrankungen und Notfällen.
- Storl, W.D., Mit Pflanzen verbunden.
Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernstine
Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter. Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.ernestine-astecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.
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NATURZYT Ausgabe September 2023, Text Ernstine Astecker, Fotos Ernestine Astecker, AdobeStock