Was für wundersamen Wesen können wir doch in den Bäumen begegnen? Und wer kennt sie nicht, diese mächtigen Bäume in Schlossgärten, Stadtparks oder auf Dorfplätzen? Begleiten Sie mich heute in die Welt kraftvoller Bäume.
Wie haben wir als Kinder bei den Bäumen gespielt, sind auf sie hochgeklettert, haben Baumhütten gebaut, Verstecken gespielt im Wald. Und wie viele Liebespaare haben sich bei den Bäumen getroffen? Bäume begleiten uns unser ganzes Leben lang, bis zum Schluss.
Der Wald ist voll davon, in Parkanlagen stehen sie prominent und ihr Holz lässt sich für unterschiedlichste Zwecke nutzen. Dabei ist es noch nicht einmal so wichtig, sie benennen zu können, die Buchen, Eschen, Eichen, Weiden, Tannen, Föhren und wie sie alle heissen. Für die meisten von uns sind Bäume einfach Holzlieferanten.
Mit der Erde verwurzelt
Dennoch haben wir Menschen und die Bäume mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Beide stehen wir auf der Erde, beide haben wir den Kopf im Himmel. Im Idealfall sind beide mit der Erde verwurzelt, geerdet. Dabei, so ist zu vermuten, wird dies den Bäumen wesentlich leichter fallen, sich mit Erde und Himmel zu verbinden, stehen sie doch jahrein, jahraus unter freiem Himmel.
Über lange Zeiten galten Bäume den Menschen naturzentrierter Gesellschaften als heilig, so den Kelten und vielen sogenannten Naturvölkern in allen Teilen der Welt. Die Weltenesche Yggdrasil verkörpert in der nordischen Mythologie gar die Schöpfung als ganzes.
Wir Zivilisierten haben uns weit, gar weit von der wilden Natur emanzipiert, leben in unserer selbst erschaffenen Welt, die wir für die einzig real wirkliche halten und folgen einer sich mehr und mehr von der Natur entfremdenden Lebensweise. Bemerken wir dabei gar nicht, wie wir uns auch von unserer eigenen Natur entfremden? Die Erinnerung an eine mehr-als-menschliche Welt lebt allenfalls noch in Märchen, Sagen und Mythen weiter. Umweltschädigung wie auch die Selbstzerstörung – Burnout, Süchte, Gewalt gegen sich und andere – sind die systemimmanenten Folgen hochgradig naturwidriger Vorstellungen und Verhaltensweisen.
Das Mysterium Baum
Wie wohltuend ist es da, sich aus dem ganzen Trubel herauszunehmen und ein paar Stunden in Gesellschaft der Bäume zu verbringen. Wer kennt sie noch, die Zusammenhänge zwischen Baum, Wald, Wasser und frischer Luft? Baumgemeinschaften sind spür- und erlebbar. Die «drei Mädels», drei Föhren stehen in einem kleinen unscheinbaren Wäldchen inmitten bewirtschafteter Felder. Im Schnittpunkt der drei zu stehen, erzeugt ein prickelndes Gefühl. In der Dunkelheit der willkürlich gepflanzten Monokulturen von Fichten, gleich nebenan kehrt Ruhe und Entspannung ein.
Natürlich werden die stattlichen frei stehenden Bäume unsere Beachtung eher finden. Aber auch die nicht gar so auffälligen sollten wir dabei nicht beiseite lassen. Beim Betrachten von an «Tanzende» erinnernde hoch aufschiessende Buchen in den Hängen des Grossen Mythen, meinte die Einsiedlerin vom Tschütschi: «Für mich ist diese wunderbare Natur wie eine Liebeserklärung Gottes an uns Menschen.»
Das Mysterium Baum ist vielschichtig. Es gibt Geschichten über Natur- und Baumwesen. Manche Menschen tun sie als Märchen oder kindliche Phantasie ab, für andere ist dies jedoch erlebbare Wirklichkeit. Beim genaueren Schauen wird es uns hin und wieder vorkommen, als würden wir in den Bäumen Gesichter erkennen. Lehne ich mich an einen Baum an, so fühlt er sich weit mehr nach einem beseelten Wesen als nach einem Stück Holz an. Meine Freundinnen, die hoch wachsenden Stechpalmen auf dem Lattenbuck sind wahre Trösterinnen. In Zeiten der Trauer ist es wohltuend, sich an diese anzulehnen und so etwas wie Zärtlichkeit für einander zu spüren.
Magische Anziehungskraft der Bäume
Als Naturenergetiker begleite ich Menschen hinaus in die wilde Natur, so auch zu den Bäumen. Immer wieder kann ich beobachten, wie sich meine Gäste magisch zu «ihrem» Baum hingezogen fühlen, zu ganz verschiedenen, doch immer zu den passenden. Offene Systeme leben vom Austausch, vom Geben und Nehmen. Bäume und Menschen sind offene Systeme. Offene Systeme streben zum Ausgleich. Passen diese zueinander, findet ein Austausch statt: vom Baum zum Menschen, vom Menschen zum Baum.
Bäume sind mehr als Kraft spendende Gesellen, mitunter sind sie starke Charaktere, wahre Führernaturen. Ende des 19. Jahrhunderts entstand im Jura der Brauch, dass Förster die grösste Tanne ihres Reviers «Le Président» nannten. So eine Tanne kann gute 40 Meter aufragen, einen Durchmesser von über anderthalb Meter aufweisen und zwischen 200 und 300 Jahren auf dem Buckel haben. Wer schon einmal bei einer solchen gestanden hat, weiss wovon ich spreche. Sie strahlt eine unglaubliche Kraft und Ruhe aus. Lehnt man sich an ihren Stamm, stellt sich bald tiefes Wohlbehagen ein. Betrachten wir sie aus grösserer Entfernung, wird sie oftmals zwei oder mehr Wipfel zeigen. Tannen wandeln, so ist in Renato Strassmanns «Baumheilkunde» nachzulesen, Unruhe, Angespanntheit und Nervosität in innere Ruhe um. Tannen sind auch im Mittelland weit verbreitet. Auch hier können wir solch mächtigen Exemplaren begegnen, beispielsweise bei Bassersdorf im Langentannen-Wald.
Ein anderer beeindruckender Solitär ist der Bergahorn. Auch er wächst zu beeindruckender Grösse und sein Stamm kann gut und gerne 2 Meter Durchmesser erreichen. Ich erinnere mich, es war ein heisser Sommertag, wie wir uns im Schatten seines Blätterdaches dösend wunderbar erfrischten. Bei innerer Unruhe und Aufgewühltheit empfiehlt sich der Aufenthalt beim Ahorn; das Gemüt kühlt ab und die Gedanken werden klarer. Ihm und anderen altehrwürdigen Bäumen werden wir auch in Parkanlagen begegnen. Hier lässt sich für einige Augenblicke innehalten und Pause machen. Ein guter Platz, seine Seele baumeln zu lassen.
Die Linde mitten im Dorf
So auch bei der Linde, die uns in ihrer Blütezeit mit ihrem süssen Duft betören wird. Wir begegnen ihr auch mitten im Dorf. Die Dorflinde markierte über lange Zeiten das Zentrum der Siedlung. Um sie herum wurde gefeiert und getanzt, wurde Markt gehalten und gehandelt, ein Überbleibsel aus einer Zeit, wo die Menschen weit mehr mit der Natur verbunden waren. Wie aussen, so innen: Fällt es uns schwer uns zu konzentrieren und fühlen wir uns innerlich zerrissen, wird uns die Linde helfen, wieder in unsere Mitte zu finden.
Doch wie finden wir zu all diesen wunderbaren Baumwesen? Im Wald, am Fluss und See, an Berghängen und im Mittelland, in Alpentälern und selbst in den Dörfern und Städten. Wo immer sie stehen, sie sind da, bereit mit uns zu kommunizieren. Meine Bäume treten immer aus all den anderen hervor. Und Ihre?
Ich wünsche Ihnen viele wundersame und inspirierende Begegnungen mit unseren standfesten Begleitern, den Bäumen.Das nächste Mal nehme ich Sie mit zu grossen und kleinen Steinen.
Herzlich,
Philippe Elsener, Naturenergetiker
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NATURZYT Ausgabe März 2015, Text/Foto Philippe Elsener