Eine Tagestour in die winterliche Bergwelt der SAC-Spitzmeilenhütte ist wie ein Ferientag. Die Bergkulisse, das Panorama und die Ruhe und Weite über dem Walensee sind einzigartig.
Hütten des Schweizer Alpen-Clubs SAC sind Landmarken in der Bergwelt; sie stehen an bester Aussichts- und Alleinlage. Entsprechend entdeckt man sein Tourenziel vielfach bereits lange vor der Ankunft . Die Spitzmeilenhütte in den Flumserbergen macht diesbezüglich keine Ausnahme. Wie wir in Panüöl den Sessellift verlassen, erspähen wir den unverwechselbaren Holzbau auf der gegenüberliegenden Talseite. Das ändert nichts an der Tatsache, dass uns rund zwei Stunden Aufstieg trennen von der warmen Gaststube und dem feinen Mittagessen.
Früh aufstehen für die Flumserbergen lohnt sich
Zum Glück nehmen die Bergbahnen Flumserberg ihren Betrieb schon um acht Uhr auf. So sind wir früh genug, um uns zuerst in der heimeligen Bergwirtschaft Panüöl einen Kaffee und eine süsse Stärkung zu gönnen. Vom Skibetrieb merkt man kurz vor neun Uhr noch nicht viel. Das wird sich bald ändern, das Wetter ist strahlend schön. Zahlreiche fleissige Hände stellen Tische und Bänke auf der grossen Terrasse auf, in der Küche und im Service rüstet man sich für den Ansturm. Der Flumserberg ist ein beliebtes Ski- und Wintersportgebiet. Skifahrer, Snowboarder, Winterwanderer und Langläufer vergnügen sich auf 75 Kilometer Pisten, Loipen und Wegen. Wer sich zur Spitzmeilenhütte aufmacht, bekommt davon herzlich wenig mit.

Eine Kulisse wie im Bilderbuch
Die Tour ist von Beginn weg ein Traum. Den breiten Winterwanderweg zur Alp Fursch lässt man im ersten Teil rechter Hand liegen, Spuren führen zwischen Tannen hindurch auf die erste Anhöhe. An der Kulisse kann man sich kaum sattsehen. Leist, Gulmen, Erdisgulmen, Magerrain, Wissmilen und Spitzmeilen begrenzen das weite Tal. Dreht man sich um, schweift der Blick über das Nebelmeer zu den Steilwänden der Churfirsten. Wo sich das Gelände verengt, kehrt man gern zurück auf die Ratracpiste zur Alp Fursch. «Spitzmeilenhütte offen. Aufstieg 1,5 Stunden» informiert uns bei den Alphütten ein Schild. Der Sommerweg zur Hütte folgt steilen Hängen. Die Hüttenwarte haben deshalb eigens eine lawinensichere Winterroute ausgesteckt. Sie beschreibt einen weiten Bogen im Talabschluss und steigt danach sanft, aber stetig dem Ziel entgegen. Die roten Stangen folgen dicht an dicht, sodass man selbst im Nebel oder bei Schneetreiben den Weg sicher findet. Hält man sich strikt an diesen Weg, braucht man keine eigene Lawinen-Ausrüstung.

Wie ein steiler Felszahn fällt der Berg Spitzmeilen auf
Ein Berg fällt immer wieder ins Auge: der Spitzmeilen, der Namensgeber der Hütte. Sein Gipfel aus braunem Liaskalk ragt in Form eines steilen Felszahns aus dem eher sanften Gelände. Wer ihn erklimmen will, muss seine Kletterkünste in einem engen Couloir beweisen. Trotzdem ist der 2501 Meter hohe Berg im Sommer wie im Winter ein beliebtes Tourenziel. Bequemer zu ersteigen ist sein Nachbar, der Wissmilen. Er ist mit 2483 Metern zwar ein wenig niedriger, steht ihm in punkto Aussicht aber in nichts nach. Beide Gipfel markieren die nördliche Grenze der Tektonikarena Sardona, eines Gebiets, das aufgrund seiner geologischen Einzigartigkeit von der UNESCO zum Welterbe erklärt worden ist.

Die Spitzmeilenhütte ist eine topmodern mit traumhaften Weitblick
Spitzmeilen und Wissmilen sind in der Regel Ziele einer Zweitagestour. Wer wie wir einen Tag unterwegs ist, begnügt sich mit einem Abstecher zum tief verschneiten Madseeli am Fusse des Spitzmeilens. Zuvor wartet jedoch ein Besuch in der Hütte, und den sollte man auf keinen Fall auslassen. Die Hütte ist topmodern, ein Holzelementbau mit eigener Turbine, Quelle und Transportseilbahn. Sie wurde 2007 errichtet, die alte Hütte aus dem Jahr 1903 hatte nach über hundert Jahren ausgedient. Vom einladenden Speisesaal aus geniesst man einen unvergesslichen Panoramablick in die Welt der Flumserberge und lässt sich dabei von Köstlichkeiten aus der Küche verwöhnen.

Die Ruhe und Weite der Spitzmeilenhütte bleiben in Erinnerung
Wer mit den Anforderungen von winterlichem Gelände vertraut ist und eine komplette Lawinen-Ausrüstung bei sich hat, bricht nach dem Besuch auf zu einer weiten Runde Richtung Madseeli. In der weissen Hochebene verliert man sich im Angesicht von Spitzmeilen und Wissmilen, danach geht es zurück auf die Aufstiegsroute und Richtung Panüöl. Dort entscheiden wir uns, noch ein wenig Bewegung anzuhängen. Der Winterwanderweg führt aussichtsreich in knapp einer Stunde zur Prodalp. Eine Kabinenbahn mit Gondeln, die schwebenden Eiern gleichen, bringt uns nach Tannenheim, zurück in den pulsierenden Skibetrieb. Die Ruhe und Weite rund um die Spitzmeilenhütte hängen in Gedanken nach.

Informationen zur Wanderung zur Spitzmeilenhütte
Anreise: Mit dem Zug nach Unterterzen, dann mit Seilbahnen über Flumserberg Tannenbodenalp und Maschgenkamm nach Panüöl. Rückfahrt mit Seilbahn ab Prodalp nach Flumserberg Tannenheim. Dort Anschluss ans Postauto nach Flums.
Route: Panüöl – Alp Fursch – Winterzustieg zur Spitzmeilenhütte SAC – Madseeli – zurück zum Winterzustieg Spitzmeilenhütte SAC – Alp Fursch – Panüöl – Prodalp.
Zweitagestour: Wer in der Spitzmeilenhütte SAC übernachtet, kann am zweiten Tag den 2483 Meter hohen Wissmilen besteigen oder einen Abstecher unternehmen Richtung Schönbüelfurggel und Hochebene Schaffans. Die Hütte ist am Wochenende bewirtet, ansonsten Übernachtung im Winterraum. Reservation obligatorisch unter www.spitzmeilenhuette.ch
Orientierung und Anforderungen: Die Wanderzeit beträgt rund 4,5 Stunden. Früh zu starten lohnt sich. Bis zur Spitzmeilenhütte SAC ist der Weg sehr gut markiert und lawinensicher. Abstecher und weitere Touren erfordern eine Lawinenausrüstung, Karte und Kompass.
Einkehr: In Panüöl, auf der Prodalp, der Alp Fursch und am Samstag und Sonntag auf der Spitzmeilenhütte SAC.
Karte: Swisstopo-Skitourenkarte 1:50 000 Blatt 237S Walenstadt; Swisstopo-Landeskarte 1:25 000 Blatt 1154 Spitzmeilen.
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NATURZYT, Ausgabe Dezember 2023, Text/Fotos Daniel Fleuti