Winterliche Samenstände mit Raureif bedeckt

Glitzernde Ähren, Quirle oder Dolden laden zum Betrachten ein. Samenstände sind im winterlichen Garten ein zauberhafter Anblick.

Vielleicht gehören Sie auch zu den Gärtnern oder Gärtnerinnen, für die der Winter eine echte Geduldsprobe ist. Der Boden ist gefroren, die Geräte stehen ungenutzt herum und man wartet sehnlichst auf den Frühling. Natürlich können Sie die Zeit nutzen, um neue Gartenpläne zu schmieden, Samen zu bestellen oder Gartenbücher zu verschlingen. Sie können aber auch einfach ab und zu aus dem Fenster schauen und den winterlichen Garten geniessen.

Dies gelingt umso mehr, wenn sich dekorative Stauden in ihrem winterlichen Kleid zeigen können. Einige Pflanzen versprühen nämlich auch ohne schmückendes Blattwerk einen ganz besonderen Reiz. Diese Arten bieten mit ihren wirkungsvollen Samenständen auch im tristen, farblosen Winter einen zauberhaft en Anblick. Vor allem unter den spät blühenden Stauden und Ziergräsern finden sich viele standfeste Arten, die im Winter zum genussvollen Betrachten einladen.

Auffällige Dolden, markante Ähren der Stauden im Naturgarten im Winter

Manche Stauden zeigen nicht nur eine wunderbare Blütenfülle, sondern auch Details, die im Winter auf einmal sichtbar werden. Auffällige Dolden, markante Ähren, dunkle Köpfchen und Quirle, filigrane Rispen oder feine, netzartige Stängel treten ohne Farbenspiel überraschend in den Vordergrund. Da tanzen plötzlich die Samenstände des Purpursonnenhuts (Echinacea purpurea) wie kleine schwarze Igel über dem Boden. Oder denken Sie an die flauschigen Samenstände von Astern, die wie dichtgedrängte Wattebäusche der Kälte trotzen. Sofern man diese Stauden im Herbst nicht zurückschneidet, bieten sie auch im Winter einen entzückenden Anblick. Manche Stauden wie die Hohe Fetthenne (Hylotelephium telephium) sind sogar bei Schnee standfest und bedeckt mit kleinen Schneehäubchen oder glitzerndem Raureif besonders dekorativ.

Eine mit raureifbezogen Engelwurz-Blüte
Engelwurz im Raureifschmuck

Doch nicht nur Strukturen und Formen werden jetzt sichtbar. Schaut man genau hin, zeigt sich eine Vielzahl an Farbnuancen und Schattierungen. Wirken die abgestorbenen Pflanzenteile und Samenstände von Weitem betrachtet zunächst einheitlich braun, zeigen sich aus der Nähe Weiss, Fahlgelb, verschiedene Braun- und Rottöne bis hin zu Schwarz. Je vielfältiger die Kombination von Arten mit unterschiedlichen Farben, Formen und Strukturen ist, desto kontrastreicher und interessanter sind die winterlichen Gartenbilder. Je nach Lichtverhältnissen erblicken wir so immer wieder neue Details.

Nahrhafte Nahrungsquelle für verschiedene Wildtiere im Winter

An abgestorbenen Pflanzen können wir auch verschiedene Tiere wie Vögel und Insekten beobachten. Die nahrhaften Samen sind beispielsweise für Stieglitze eine wichtige Nahrungsquelle. In den Stängeln markhaltiger Pflanzen überwintern bestimmte Wildbienenarten entweder als Puppen oder ausgewachsene Tiere (z.B. die Keulhornbiene). Auch Heuschreckeneier werden unter anderem in Pflanzenstängel oder Blätter abgelegt und überwintern dort. Abgestorbene Pflanzen dienen ebenfalls bestimmten Schmetterlingsarten als Winterquartier. Sie überwintern dort als Ei, Puppe (z.B. der Aurorafalter), Raupe oder Falter(z.B. der Zitronenfalter). Darum ist es für viele Tiere wichtig, dass im winterlichen Garten Pflanzen möglichst stehen bleiben.

Ist der Winter vornehmlich trocken, können wir die abgestorbenen Blätter und Stängel nicht nur den Tieren zuliebe getrost stehen lassen. Denn die abgestorbenen Pflanzenteile bieten den bereits für den kommenden Frühling angelegten Triebknospen einen natürlichen Schutz. Besonders kälteempfindliche Stauden können so besser vor Frost und Kälte bewahrt werden. Herrscht in der kalten Jahreszeit aber Regen vor, können abgestorbene Pflanzen schnell matschig und unansehnlich werden. Sammelt sich zudem gefrierende Nässe in den Pflanzen, kann das je nach Art nachhaltige Schäden im Wurzelbereich anrichten. In solchen Fällen empfiehlt es sich, entweder einen Rückschnitt zu machen oder die Pflanzen – zum Beispiel Gräser wie Pampasgras (Cortaderia selloana) – zusammenzubinden.

Von Frost verzierte Karden
Frostig schöne Karden

Stauden und Gräser geschickt kombiniert bieten attraktive Beete

Wer in seinem Garten Stauden und Gräser geschickt kombiniert, kann ganzjährig attraktive Beete gestalten. Anhand der nachfolgenden Gestaltungsbeispiele zeigen wir Ihnen, wie eine geschickte Zusammenstellung auch im Herbst und Winter optisch noch einiges zu bieten hat.

An sonnigen Stellen mit durchlässigem, steinigem Boden fühlen sich trockenheitstolerante Pflanzen wohl. Unter ihnen ist die Golddistel (Carlina vulgaris) zu nennen, deren flauschige Blütensterne bis weit in den Winter die dürren Stängel krönen. Auch die vertrockneten Samenstände von Fetthennen und Mauerpfefferarten (Hylotelephium, Sedum) halten sich lange. Bei den Doldenblütlern gibt es eine ganze Reihe Arten, die trockene Bedingungen mögen (z.B. BergLaserkraut (Laserpitium siler), Hirschwurz (Peucedanum cervaria) und Fremde Bibernelle (Pimpinella peregrina); allen sind die wunderbar zarten und doch stabilen Schirmchen eigen, die vor allem mit Raureif geschmückt umwerfend aussehen.

Im Schatten von Bäumen und Gebäuden müssen wir nicht auf winterliche Strukturen verzichten. Hier leuchten schon von Weitem die elegant geformten, hellen Scheidewände der Schoten des Ausdauernden Silberblatts (Lunaria redivia), während die ährenförmigen Fruchtstände des Hohen Helmkrauts (Scutellaria altissima) eine nähere Betrachtung verdienen. Die glänzend schwarzen, langen Samen der Süssdolde (Myrrhis odorata) wirken fast schon gespenstisch über den ausgebleichten dürren Stängeln. Eine Etage tiefer verblüffen die Fruchtstände der immergrünen Stinkenden Schwertlilie (Iris foetidissima), wenn sie aufplatzen und ihre leuchtend orangeroten Samen präsentieren. Auch bei den Farnen gibt es Vertreter mit unerwartetem Winterschmuck. Die Sporenwedel des Straussenfarns (Matteuccia struthiopteris) sind im Gegensatz zu den normalen, sommergrünen Farnwedeln sehr robust und bleiben als wundersame Gestalten über den Winter im Schattenbeet stehen, um im Frühjahr ihre staubfeinen Sporen zu verbreiten.

Wer in feuchtem Boden gärtnert, kann ebenfalls winterzierende Arten integrieren. Die Fruchtstände der Sibirischen Schwertlilie (Iris sibirica) überstehen wie dunkle, fragile Skulpturen die Winterzeit, sehr schön z.B. in Gesellschaft des goldgelb verfärbten Pfeifengrases (Molinia caerulea). Die Morgenstern Segge (Carex grayi) zeigt ihre namensgebenden Früchte und die Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris) übt sich nach einem Herbstfeuerwerk in Rot- und Gelbtönen in nobler Zurückhaltung als hellbraunes Gerippe, das im Laufe des Winters die dürren Triebe bogenförmig zusammenzieht.

Zuletzt noch ein paar Anregungen für Beete in «normalem» Gartenboden. Hier staunen wir über die kugeligen Samenstände von Goldmelissen (Monarda), den Etagenbau von Brandkräutern (Phlomis), die hellbraunen Teller von Goldgarbe (Achillea lipendulina) und Grossblättriger Wucherblume (Tanacetum macrophyllum), sowie die verzweigten Kandelaber des Muskatellersalbeis (Salvia sclarea). Herbstastern (Aster/Symphyotrichum) schmücken sich mit kleinen, weisslichen Haarquasten, die bei den Scheinastern (Vernonia) einen rosaroten Hauch aufweisen. Die schlanken Kerzen des Kandelaberehrenpreises (Veronicastrum) stehen auch in der kalten Jahreszeit stramm aufrecht. Nicht minder stabil sind die kräftigen Stängel von Kardy und Artischocke (Cynara cardunculus, Cynara scolymus), die mit ihren majestätischen Fruchtständen dem winterlichen Beet die Krone aufsetzen.

Weitere Themen zum Naturgarten im Winter, welche spannend sind:

Stauden mit auffälligen Samenständen

So kommt mehr Natur in den Garten

Auch Insekten halten Winterschlaf


NATURZYT Ausgabe Dezember 2020, Text Isabelle Blum, Dani Pelagatti Fotos Sander Kunz, Sebastian Wagener

NATURZYT abonnieren und mit uns, unsere Natur unterstützen.

Cover der aktuellen NATURZYT Ausgabe mit Verlinkung auf unser Abo-Formular

Das Magazin NATURZYT berichtet nicht nur über unsere Natur, damit Sie diese näher erfahren und erleben können, sondern damit Sie gemeinsam mit uns, unsere Natur mehr bewahren und schützen lernen. Deshalb unterstützt NATURZYT auch wichtige Naturprojekte mit einem Teil der Abo-Einnahmen. 

Jedes Abo hilft Naturprojekten! Jetzt unterstützen und abonnieren.

Auf Schneeschuhen durch die weisse Pracht!

Berge im Winter und einem Schneeschuhwanderer

Auf sicher geführten Schneeschuhtouren mit «Wander-Plausch» kannst du den Winter abseits des Rummels mit allen Sinnen geniessen; Tages- und Mehrtagestouren; in kleinen Gruppen; auch für Einsteiger*innen mit guter Grundkondition geeignet.

«Wander-Plausch» bietet ein breites Angebot von Schneeschuhtouren und Wanderungen mit vielfältigen Informationen zur Natur mit Yvonne Aellen, Wanderleiterin und Biologin.

Mehr unter www.wander-plausch.ch oder Telefon 079 321 68 56

Buch Ravensong - Auch Tiere haben eine Stimme

   

In spannenden und packenden Interviews erzählen unsere Wildtiere mehr über sich, wer sie sind, wie sie leben und auch was sie von uns Menschen erwarten würden.

Jetzt bestellen für CHF 34.90 im A5 Hardcover

Anzeige

NATURZYT Newsletter abonnieren

Mehr Natur erfahren

Ackerschachtelhalm - Heilpflanze aus den Urzeiten der Erde

Blühender Ackerschachtelhalm in Blumenfeld

Durch seinen hohen Mineraliengehalt kräftigt der Ackerschachtelhalm schwaches Bindegewebe. Ausserdem wird er bei der Behandlung von Nieren- und Blasenleiden eingesetzt.

Eisenkraut - Frauenheilkraut und Nerventonikum

Blühendes Eisenkraut auf einer Wiese

Eisenkraut hat eine lange Tradition und wird als Frauenheilkraut oder Nerventonikum eingesetzt.

Mehr Natur bewahren

Greifvogel Porträt Waldohreule

Graubraune Waldohreule mit leuchtenden gelben Augen

Die Waldohreule ist deutlich seltener als der Waldkauz. Doch wer ist sie?

So kommt mehr Natur in den Garten

naturnaher Garten mit Gehwegen und Blumeninseln

Naturnahe Gärten sind eine Bereicherung für Menschen, Tiere und Pflanzen. So bringst Du mehr Natur in den Garten.

Mehr Natur erleben

Toggenburger Hügelhüpfen mit Blick auf den Säntis

Winterlandschaft Hinterfallenchopf vor dem Säntis

Der Säntis ist ein gewaltiger Klotz im Toggenburg und das Wahrzeichen der Ostschweiz.

Waldspaziergang im Winter bei Frost und Schnee

Bäume im Wald mit schneebedecktem Boden und Sonnenstrahlung

Ein Waldspaziergang bei Forst und Schnee ist wunderschön und verzaubert, gerade in den Wintermonaten.