blaugrüne Libelle fliegt über Wasser

Funkelnd, flink, graziös schwebend oder in der Luft stehend absolvieren Libellen ihren Flug. Sie jagen, fressen und flirten jetzt im Sommer über Teichen, Weihern und ruhigen Gewässern.

Ein Libellenleben ist kurz, wenigstens das als ausgewachsenes Tier. Die meisten von ihnen leben durchschnittlich zwischen sechs bis acht Wochen. Einige Arten auch nur gerade zwei Wochen. Nur die Winterlibellen, welche als erwachsene Tiere in einer Kältestarre überwintern, leben dadurch zehn bis elf Monate.

Während dieser Zeit als funkelnde Flugkünstler sehen wir sie über dem Gartenteich, bei Seen und stillen Gewässern sowie in Moorgebieten flink und graziös auf Nahrungsfang. Die Libelle ist ein Lebewesen der Luft. Hier jagt sie ihr Fressen und, ja, hier hat sie auch luftigen Sex.

Als Räuber fangen die Libellen ihre Beutetiere im Flug, dazu nutzen sie ihre 6 Beine, die sie nicht zum Laufen haben, sondern diese dienen als Fangapparate für ihre Opfer. Sie attackieren fast wahllos alle Tiere, die sie überwältigen können. Das können besonderes während der Paarungszeit bei den Männchen auch mal andere Libellen sein. Aber mehrheitlich sind es andere Insekten. Die Jagdflüge beschränken sich dabei nicht nur auf die Gewässer, auch Wiesen, Waldlichtungen und andere freie Flächen werden dazu genutzt.

Schwarze Heidellibelle an Schilfrohr sitzend
Die Schwarze Heidelibelle gehört innerhalb der Libellen zu den Segellibellen
Gemeine Weidejungfer sitzend auf Ast
Die Gemeine Weidenjungfer legt ihre Eier in Rinde von Bäumen.
blaugrüne Mosaikjungfer an grünem Pflanzenstamm
Die blaugrüne Mosaikjungfer sticht ihre Eier nur in Blätter der Krebsschere.

Libellen sind schnell wie der Wind

Mit einer maximalen Fluggeschwindigkeit von 50 km/h können sie über Felder sausen. Aber auch wie ein Helikopter in der Luft stehen bleiben, blitzschnell umkehren und sogar rückwärts fliegen ist kein Problem. Wahre Flugkünstler. Möglich macht dies ihr aussergewöhnlicher Flugapparat, welcher aus zwei Flügelpaaren besteht, die sich unabhängig voneinander bewegen lassen. Auffällig ist auch der Kopf, welcher sich von den Brustsegmenten getrennt bewegen lässt, mit seinen grossen Facettenaugen. Diese können bei einigen Arten aus bis zu 30 000 Einzelaugen bestehen und ermöglichen einen fast 360 Grad grossen Blickwinkel. Der langgestreckte Hinterleib besteht aus zehn Segmenten. Die Länge hilft einerseits zur Stabilisierung im Flug und auch bei der Paarung, denn die Beweglichkeit des Hinterleibes ist vor allem dann notwendig. Die Männchen haben am Ende des Hinterleibs eine Greifzange, mit welcher sie das Weibchen bei der Paarung festhalten können.

Fledermaus-Azurjungfer in schrillend blau-schwarz
Die Fledermaus-Azurjungfer ist eine Libellenart aus der Familie der Schlanklibellen.
Gemeine Becherjungfer an grünem Schilf
Die Gemeine Becherjungfer kann zur Eiablage bis 90 Minuten auf Tauchganggehen.

Libellen haben Sex im Flug

Die Tiere finden sich im Flug, dabei ergreift das Männchen nach einem Vorspiel das Weibchen mit der Zange aus den beiden Hinterleibsanhängen am Hinterkopf (Grosslibellen) bzw. am Prothorax (vorderstes Segment des Brustbeines) (Kleinlibellen). Diese Paarungskette wird als Tandemstellung bezeichnet. Während des Fluges biegt sich das Weibchen für den eigentlichen Geschlechtsakt nach vorne und dabei entsteht das für Libellen typische Paarungsrad. Nach der Begattung, welche bei einigen Arten bis zu 6 Stunden dauern kann, legt es seine Eier ab. Es gibt Arten, die die Eier in Wasserpflanzen einstechen und andere, die diese im Flug ins Wasser abwerfen. Die Weidenjungfer legt die Eier in die Rinde von Bäumen am Ufer oder wirft sie über trockenen, möglicherweise später einmal überfluteten Senken ab. Erstaunlich ist die Fähigkeit der Gemeinen Becherjungfer, die zur Eiablage bis zu 90 Minuten auf Tauchgang gehen kann. Viele Arten benötigen auch spezielle Ablagesubstrate oder pflanzen. Die Grüne Mosaikjungfer sticht ihre Eier nur in die Blätter der Krebsschere, und viele Moorlibellen sind an Vorkommen von Torfmoosen gebunden.

Eine Quelljungfer im Schilfgürtel
Die Quelljungfern leben als Larven 5 Jahre im Wasser bis zum Schlupf.

Von der Larve zur Libelle

Aus den Eiern schlüpfen die Larven, welche gut angepasste Räuber im Wasser sind. Die Kleinlibellen bevorzugen als Beute vor allem Mückenlarven und Kleinkrebse, wie den Bachflohkrebs. Die Larven der Grosslibellen jagen grössere Beutetiere wie Kaulquappen oder Insekten und deren Larven. Das Libellenleben als Larve ist sehr unterschiedlich und dauert etwa drei Monate bis zu immerhin 5 Jahren (Quelljungfern). Die meisten Arten haben ein ein- oder zweijähriges Leben als Larve, bevor sie das Wasser verlassen, um sich zum Schlupf (Emergenz) an vertikalen oder senkrecht liegenden Strukturen zu verankern. Dieser Schlupf aus der Larvenhaut ist ein heikler Augenblick im Leben der Libellen, denn während dieser Zeit, welche je nach Art von einer halben bis zu mehreren Stunden dauern kann, sind sie Fressfeinden und Wetterlaunen wehrlos ausgeliefert.

Spitzenfleck Libellen paaren sich auf Holzstamm
Paarende Spitzenfleck - Libellen.
Grosslibelle legt Eier auf grünes Blatt
Eine Grosslibelle bei der Eiablage im Schilf.

Trotz der Schnelligkeit und Wendigkeit der Libellen haben sie eine grosse Zahl von Fressfeinden. Vor allem Frösche, Fledermäuse und Vögel gehören dazu. Auch Wespen, Webspinnen und Ameisen können frisch geschlüpft e Libellen attackieren. Aber auch fleischfressende Pflanzen, wie der Sonnentau, können ihnen zum Verhängnis werden. Als Larve im Wasser gehören Parasiten, wie die von Wassermilben, und auch andere Libellenlarven zu den Hauptgefahren.

Kleinlibellen-Larve auf Kiesbett im Wasser
Larve einer Kleinlibelle – die meisten Arten verbringen ein- oder zwei Jahre als Larve, bevor sie an Land für den Schlupf zur Libelle gehen.
Plattbauch-Libelle Larvenhaut am Schilfstängel
Eine Plattbauch-Libelle nach dem Schlupf aus der Larvenhaut.

Die Libellen sind auf Gedeih und Verderb auf Gewässer angewiesen, darin beginnen sie als Ei, schlüpfen zur Larve und werden zur Libelle. Durch die Verschmutzung und Überdüngung dieser sind wir Menschen mittlerweile der grösste Feind der Libellen und nicht nur von diesen Lebewesen. Deshalb liegt es an uns, mehr zu tun, unserer Natur Sorge zu tragen, damit wir die funkelnden Flugkünstler weiterhin in ihrer Pracht bestaunen können.

 

Libellen gross und klein

In der Schweiz und Mitteleuropa leben rund 80 verschiedene der weltweit über 6000 gezählten Libellenarten. Diese lassen sich in¬ Gross- und Kleinlibellen einteilen.
Abgesehen von der Grösse haben Kleinlibellen einen schlanker anmutenden Körper als Grosslibellen und klappen ihre Flügel in der Ruhestellung an einem Zweig zusammen. Grosslibellen haben ihre Flügel auch im Sitzen ausgebreitet.
Die 80 heimischen Arten lassen sich in vier Kleinlibellen- und fünf Grosslibellen-Familien verteilen:

Blaue Federlibelle an grünem Schilfstengel
Winterlibelle aus der Kleinlibellen-Familie der Teichjungfern.

Kleinlibellen-Familien

  • Teichjungfern (Lestidae)
  • Prachtlibellen (Calopterygidae)
  • Federlibellen (Platycnemididae)
  • Schlanklibellen (Coenagrionidae)
Plattbauch-Libelle mit ihren 4 Flügeln
Plattbauchlibelle aus der Grosslibellen-Familie der Segellibellen.

Grosslibellen-Familien

  • Mosaikjungfern (Aeshnidae)
  • Flussjungfern (Gomphidae)
  • Quelljungfern (Cordulegastridae)
  • Falkenlibellen (Corduliidae)
  • Segellibellen (Libellulidae)

Das Leben der Libellen ist eng mit dem Wasser verbunden, da ihre Larven dort leben. Die Ansprüche sind sehr verschieden, aber die meisten Libellen den sich an stehenden Gewässern wie Tümpeln, Teichen und Seen, so zum Beispiel die Mosaikjungfer.

An fliessenden Gewässern wie Bächen und Flüssen ist die Zahl kleiner, da nur angepasste Arten darin leben können. Dazu gehört etwa die gebänderte Prachtlibelle oder die Blaue Federlibelle. In sauren, extrem nährstoffarmen Moorgewässern haben nur wenige Libellenlarven eine Existenzmöglichkeit, zum Beispiel die Torf-Mosaikjungfer. Um die Libellen zu schützen, ist es deshalb wichtig, ihre Lebensräume zu schützen, zu fördern und aufzuwerten.

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NATURZYT Ausgabe Juni 2022, Text Michael Knaus, Foto AdobeStock 

 

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