Sie sind bunt oder ganz grau, sie flattern von Blüte zu Blüte, um Nektar zu sammeln und Pflanzen zu bestäuben. Aus dem Ei geschlüpft sind sie gefrässig als Raupe unterwegs und verpuppen sich, um als Tag- oder Nachtfalter zu schlüpfen. Unsere Schmetterlinge.
Noch ist es kühl und etliche Falter sind dem Winter durch den Flug nach Süden entflohen. Doch die meisten in der Schweiz lebenden etwa 3600 Schmetterlingsarten haben sich in ein Versteck zurückgezogen oder in eine Kältestarre begeben. Weltweit kennt man über 150 000 Arten. Zu den Schmetterlingen zählen aber nicht nur die bekannten und schönen Tagfalter. Diese sind mit lediglich 192 Arten in der Schweiz (Quelle Pronatura) eine kleine Minderheit. Die Mehrheit stellen die Nachtfalter, mit allen Motten (auch die Kleidermotte und die Dörrobstmotte zählen dazu), Spannern, Spinnern, Zünslern und viele mehr gehören sie zu den Schmetterlingen.

An besonderes warmen Winter- und jetzt Frühlingstagen begegnen uns bereits die Kleinen Füchse, Tagpfauenaugen und Zitronenfalter der letztjährigen zweiten oder dritten Generation, die in der Kältestarre überwintert haben.
Schmetterlinge vom Ei zur Raupe zur Puppe
Nach dem Falter folgt das Ei, aus diesem entwickelt sich die Raupe und als Letztes die Puppe. Die Mehrzahl der Arten setzt aber nicht den Falter der kalten Jahreszeit aus, sondern eines der anderen Stadien, sei es das Ei, die Raupe oder die Puppe, welche eine Ruheperiode in der kalten Jahreszeit einlegen. Denn der Falter hat im Schnitt nur drei oder vier Wochen Zeit für die Erfüllung seiner Bestimmung als Bestäuber und für die Fortpflanzung.

Die männlichen Falter umgarnen dabei die Weibchen mit einem besonderen Flug, während dessen sich oft die Flügel berühren. Nach der Paarung beginnt das Weibchen mit der Eiablage an geeigneten Orten. Die Eier der Schmetterlinge gehören zu den komplexesten der Insekten mit einer ungeheuren Formenvielfalt. Schmal, spindelförmig, oval, kugelig, halbkugelig, linsenförmig mit verschiedenen Oberflächenstrukturen und einer Grösse zwischen 0,5 und 2 Millimetern. Die meisten legen die Eier einzeln, paarweise oder in kleinen und grösseren Gruppen mit einer klebrigen Substanz an Pflanzenteile ab. Je nach Art sind es zwischen 20 und über 1000 Eier. Und nach ca. 2 bis 3 Wochen schlüpfen die Raupen aus dem Ei, und viele davon fressen als Erstes die Eischale.
Schmetterlings-Raupen – kleine gefrässige Lebewesen
Als Raupe führen sie meist ein verstecktes Leben und sind gut an ihre Umgebung angepasst. Meist haben sie eine grüne oder braune Färbung und ein sehr gefrässiges Leben, bevor sie mit der Verpuppung beginnen. Während dieses Fressstadiums vergrössert sich die Raupe und muss sich mehrmals häuten, bis sie ihre endgültige Grösse erreicht hat. In der Regel häutet sie sich vier bis fünf Mal, dabei verdoppelt sie jeweils fast ihr Volumen. Während der Häutung schwillt die Raupe an, bis die alte Haut platzt und durch Muskelbewegungen nach hinten weggeschoben werden kann. Zum Schutz gegen ihre Fressfeinde wie Vögel, Wespen oder Fliegen tragen viele von ihnen Dornen oder Haare.

Hat die Raupe sich das letzte Mal gehäutet, ist sie erwachsen und beginnt mit der Verpuppung. Es beginnt nun die Metamorphose zum Schmetterling. Jetzt werden die Raupenorgane abgebaut resp. umgeformt und zu Falterorganen umgebildet, und die gesamte äussere Gestalt der Tiere ändert sich. Diese Puppenphase dauert meist zwei bis vier Wochen. Manche Arten überwintern als Puppe, schlüpfen aber erst im nächsten Frühling.
Ist das Endstadium der Entwicklung zum Schmetterling erreicht, schlüpft der Falter. Seine Flügel hängen noch schlaff am Körper. Sie werden aufgepumpt, indem der Falter Blut in die noch leeren Adern pumpt. Sind die Flügel zur vollen Grösse ausgefaltet, werden sie gleich zeitig geglättet. Danach trocknen die Adern ein und er kann zum ersten Flug starten. Nun beginnt der Lebenszyklus von vorne und er kann sich paaren, und mit der Eiablage endet es wieder.

Die Lebensdauer der Falter variiert. Sie kann nur einen Tag betragen oder mit Ruhephasen bis zu zehn Monate, wie zum Beispiel beim Zitronenfalter. Das Durchschnittsalter von Tagfaltern liegt bei zwei bis drei Wochen.
Sommervögel, Butterfly, Tag- oder Nachtvogel
Bevor Schmetterling sich als Name in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts durchsetzte, wurden die Tierchen Tagvögel (für Tagfalter) und Nachtvögel (für Nachtfalter) genannt. Erstmals wurde die deutsche Bezeichnung «Schmetterling» 1501 belegt und stammt vom ostmitteldeutschen Wort «Schmetten», was Schmand (Rahm) heisst. Dies kommt nicht von ungefähr, denn einige Arten wurden davon oft angezogen. Auch die englische Bezeichnung «Butterfl y» weist in dieselbe Richtung. In der Schweiz wird er auch Sommervogel oder Fifalter genannt. Als Schmetterling nehmen sie durch ihren Saugrüssel flüssige Nahrung auf, in der Regel sind das Blütennektar, Pflanzensäfte und andere nährstoffreiche Flüssigkeiten. Aber, wie die Geschichte schreibt, vielleicht auch Rahm. In der Ruhestellung wird der Saugrüssel unter dem Kopf eingerollt.

Mit ihren Fühlern, die sehr unterschiedlich in Art und Grösse sind, können die Schmetterlinge riechen, manche auch tasten, schmecken und Temperaturen wahrnehmen. Und mit ihren Facettenaugen, welche aus bis zu 6000 Einzelaugen (Ommatidien) bestehen, können sie etwa 200 Meter weit sehen und sich auf ein in diesem Abstandsbereich befindliches Flugziel hinbewegen. Sie sind aber kurzsichtig, da sie bedingt durch die Facettenaugen die Sehschärfe nicht an den Objektabstand anpassen können. Ausserdem sehen sie «pixelig». Dafür haben sie ein grosses Gesichtsfeld und reagieren gut auf Bewegungen. Mit ihren Flügeln bewegen sich die Schmetterlinge von Blüte zu Blüte und erbringen wie die Bienen eine wichtige Bestäuberleistung. Die Flügel sind auf der Ober- und Unterseite mit Schuppen bedeckt und auch der gesamte Körper ist bei den meisten Schmetterlingen beschuppt. Diese Schuppen sehen unter dem Mikroskop aus wie abgeflachte, artspezifische Haare, die dachziegelartig auf den Flügeln liegen.
Durch die vielen Fressfeinde haben sich auf den Flügeln zur Tarnung, Täuschung und Warnung verschiedene Zeichnungen entwickelt, die entweder wie Tieraugen aussehen oder gefährliche und giftige Tiere imitieren oder durch auffällige Färbung vor ihrer Ungeniessbarkeit oder Giftigkeit warnen. So sind zum Beispiel auf den Flügeln des Tagpfauenauges Tieraugen zu finden. Einige Tagfalter weisen auf der Oberseite der Flügel bunte Zeichnungen auf, die Unterseite ist meist einfach gezeichnet und erscheint oft im welken Laub. Dadurch sind sie mit geschlossen Flügel gut getarnt. Nachtfalter besitzen eine rindenähnliche Flügelfärbung und sind tagsüber auf der Baumrinde gut versteckt.

Es gibt auch Raupen welche in Symbiose oder als Sozialparasiten mit Ameisen leben. Einige Raupen der Bläulinge sondern mit ihren Drüsen am Rücken eine zuckerhaltige Flüssigkeit aus, welche Ameisen anlockt. Diese töten nicht wie sonst bei kleinen Insekten die Raupe, sondern sammeln nur die Flüssigkeit ein und beschützen die Raupe. Im letzten Raupenstadium schleppen sie die Raupe in den Bau, wo sie den Geruch der Ameisen annimmt und genauso wie die Ameisenbrut um Nahrung bettelt.
Die meisten Schmetterlinge verbringen ihre Existenz an dem Ort, wo sie geboren sind. Dies liegt auch daran, dass viele Raupen auf spezielle Futterpflanzen angewiesen sind. Die Raupe des Zitronenfalters braucht den Kreuzdorn und den Faulbaum, die Raupe des Tagpfauenauges die Brennnessel. Fehlen diese Nahrungsquellen, wird es für die schönen Tag falter- Raupen schwierig zu überleben.

Schmetterlinge brauchen Magerwiesen und -weiden
Ein Grossteil der Schmetterlinge ist auf Magerwiesen und -weiden angewiesen, welche in den letzten Jahrzehnten überbaut oder für die Intensivlandwirtschaft umgenutzt wurden. Ebenso wurden viele Feuchtgebiete entwässert. Damit ging nicht nur der Lebensraum von Schmetterlingen und Raupen verloren, sondern auch die Wachstumsgrundlage oft wichtiger Futterpflanzen, ohne die sich spezialisierte Schmetterlingsarten nicht mehr entwickeln können. Daher erstaunt es nicht, dass viele einheimische Schmetterlingsarten gefährdet sind. So brauchen zum Beispiel die Raupen des Grossen Wiesenvögelchens eine sehr hohe Feuchtigkeit und spezielle Futtergräser (Wollgras) sowie Grasbüschel zum Überwintern. Das finden sie in Mooren, welche von einst mächtigen Moorlandschaft en zu kümmerlichen Resten geschrumpft sind, und viele davon trocknen aus, damit fehlt der Lebensraum für diese Tagfalter.
Auch die zunehmende Lichtverschmutzung ist speziell für die Nachtfalter eine grosse Gefahr. Angezogen von Lichtquellen wie Strassenbeleuchtungen, verharren sie die ganze Nacht in der Nähe. Sie sterben an Unterernährung oder Erschöpfung oder sind leichte Beute am Morgen für die Vögel.
Alle können zum Wohl der Schmetterlinge etwas beitragen. Eine wichtige Chance bietet sich bereits beim täglichen Einkauf von Lebensmitteln. Der biologische Anbau verzichtet auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel, welche einen grossen Druck auf die Insekten ausüben. Auch im Garten oder Balkon können die Schmetterlinge durch einheimische Sträucher und Wildblumen unterstützt werden.

Schmetterlinge fördern mit einheimischen Sträuchern und Wildblumen
Viele der einheimischen Tagfalter befinden sich auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Davon leben die meisten auf Magerwiesen und -weiden. Aber auch Gebüsche und Übergangslebensräume spielen eine wichtige Rolle. Die über 3400 Arten der Nachtfalter werden selten wahrgenommen, weil diese meistens nur in der Dämmerung unterwegs sind und abends und nachts die duftenden Nektarpflanzen aufsuchen. Auch von diesen sind viele gefährdet.
Wie Sie mit den richtigen Futterpflanzen auf dem Balkon und Garten helfen können.
Viele Schmetterlinge sind spezialisiert auf ein paar Futterpflanzen. Auch für die Eiablage sucht sich der Schmetterling die geeigneten Futterpflanzen, damit nach dem Schlüpfen der Raupe auch die richtige Nahrungsquelle vorhanden ist.
Das heisst, für die Eiablage und Raupen, die besonders gerne das Grün von Blutweiderich, Dost, Disteln, Grosser Brennnessel, Dill, Fenchel, Veilchen und verschiedenen Gräsern fressen, eignen sich diese Pflanzen. Und für die Falter, welche sich vom Nektar der Blüten ernähren, wie zum Beispiel Wilde Möhre, Lavendel, Wasserdost, Katzenminze und Hecken wie Schwarzdorn und Schwarze Heckenkirsche, eignen sich dieses Pflanzen, welche zusätzlich Schutz gewähren. Schmetterlinge brauchen Vielfalt und lieben biologische Gärten. Den der Einsatz von synthetischen Insektiziden und Düngemitteln schadet vor allem den Raupen, aber auch den Faltern. Pflanzen Sie blumenreiche Wiesen und mähen Sie nicht die ganze Fläche auf einmal und möglichst wenig. Brennnesseln und Disteln sind wichtige Nahrungsquellen für viele Raupen. Im Beet oder Balkon eine spannende Abwechslung. Seien Sie auch mal etwas grosszügig, wenn sich eine Schwalbenschwanz-Raupe an Ihrem Rüeblikraut satt frisst. Und anstelle Geranien bieten Sie den Schmetterlingen einheimische Nelken, Arznei-Thymian oder Schnittlauch an.
Weitere Wildtiere in der Schweiz die spannend sind um mehr über sie zu erfahren:
Der Goldschakal in der Schweiz ist heimlich auf dem Vormarsch
NATURZYT Ausgabe März 2021, Text Michael Knaus, Fotos Markus Haab