Moorwiese Salwide mit Blüten und Bergpanorama im Sommer

Wilde Flüsse, karge Hochmoore, blumige Flachmoore und eine einzigartige Karstlandschaft inmitten einer imposanten Naturlandschaft erfreuen die Frühlingsbetrachter. In der UNESCO-Biosphäre Entlebuch wirkt die Natur von sich aus anders.

Es wird wärmer, im wilden Westen von Luzern – zentral zwischen Bern und Luzern gelegen – erwacht die Entlebucher Natur langsam aus dem Winterschlaf. Die wärmenden Frühsommerstrahlen lassen die eisigen Schneedecken schmelzen, die wilden und ursprünglichen Flüsse im Waldemmental zu neuem Leben erwachen. Die ersten Pflanzen in den Moorlandschaften und einzigarten Karstlandschaften strecken ihre Köpfe aus der Erde. Die speziellen Formen der Wälder, die artenreichen Alpwiesen und -weiden und der Auenlebensraum mit verschiedenen Artenvorkommen erwachen. Langsam kehrt nach einer erholsamen Winterruhe die Natur zurück, das Zwitschern und Singen der Vögel erklingt, die voralpinen Moor- und Karstlandschaften, welche mit 46 Hoch- und Übergangsmooren sowie 60 Flachmooren über 2000 Hektaren das Entlebuch abdecken, begeistern die Augen des Betrachters. Das Entlebuch zeichnet sich aus durch eine sehr interessante Mischung an Lebensräumen. Mit dem Haupttal, der Napfseite, den Voralpenketten und dem Brienzer Rothorn sind zahlreiche und unterschiedliche Landschaftsaspekte, welche zu einer hohen Biodiversität beitragen, in fast unberührter Natur zu entdecken.

Vier Moorlandschaften von nationalerBedeutung in der Biosphäre Entlebuch

Vier Moorlandschaften von nationaler Bedeutung liegen ganz oder teilweise im Entlebuch, dies sind Habkern/Sörenberg, Hilferenpass, Glaubenberg und Klein Entlen. Doch was sind Moore? Moore sind nasse Lebensräume, die auf einer wasserstauenden Unterlage (z.B. Lehm) entstehen. Die Bildung von typischen Hochmooren dauert Jahrtausende. Dabei werden abgestorbene Pflanzenreste zu Torf umgewandelt, da sie wegen des fehlenden Sauerstoffs im nassen Untergrund nicht verwesen. Diese Moore wachsen pro Jahr rund einen Millimeter in die Höhe. Mit fortschreitendem Wachstum werden die Moorpflanzen vom Grundwasser abgeschnitten und nur noch durch das nährstoffarme Regenwasser gespeist. So werden Flachmoore zu Hochmooren. Damit Hochmoore entstehen, braucht es ein kühl-feuchtes Klima wie im Entlebuch. Die Lebensbedingungen im Hochmoor sind extrem – nass, sauer und nährstoffarm. Nur noch rund 20 hochspezialisierte Blütenpflanzen können diesen Lebensraum besiedeln. Eine sehr aussergewöhnliche Anpassung an das karge Leben im Hochmoor haben fleischfressende Pflanzen gefunden: Einige Arten fangen Insekten, verdauen sie und können so zusätzlich Stickstoff und Mineralien aufnehmen.

Bei der Wanderung durch die Moorlandschaften begegnet man einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Dazu gehören der Grasfrosch, die Erdkröte, der Bergmolch, die Mooreidechse, gewisse Libellenarten und die Sumpfschrecke. Die Chance ist gross, dass man Baumpieper, Bergpieper (beide Bodenbrüter), Turmfalke und Steinadler beobachten kann. Auch dem Auerhuhn begegnet man in den Mooren. Auffallend sind auch die häufigen und speziellen Moorpflanzen wie Wollgräser, Binsen und Orchideen (Knabenkräuter). Diese Pflanzen und Tiere haben sich während Jahrtausenden an die feuchten und sauren Lebensbedingungen im Moor angepasst.

Wer die naturnahe Welt der Moore entdecken will, ist am besten ab zirka Mitte Mai unterwegs. In höheren Lagen sind Wanderungen erst ab Juni empfehlenswert. Eindrucksvoll sind die Moore wegen ihrer Farbenpracht auch zwischen Ende September bis Ende Oktober.

Tipp: Im Mooraculum in Sörenberg befindet sich der grösste Moor-Erlebnispark der Alpen. An verschiedenen Erlebnisstationen wird spielerisch viel Hintergrundwissen zum Thema Moorlandschaft (nicht nur an die kleinsten Entdecker) vermittelt.

Schrattenfluh graue Felsen im Sommer
Schrattenfluh - eine aussergewöhnlich schöne und eigentümliche Landschaft.

Karstgebiet Schrattenfluh

Das Voralpenmassiv «Schrattenfluh» erstreckt sich auf 6,6 Kilometer Länge und 2 Kilometer Breite und zeigt dem Beobachter eine aussergewöhnlich schöne, abwechslungsreiche und eigentümliche Landschaft mit zahlreichen Spalten, Schlunden und Höhlen. Die bisher grösste entdeckte Höhle mit 7,5 Kilometer ist die Neuenburgerhöhle. Neben weiteren Höhlen versteckt sich in den Gesteinen der Schrattenfluh ein unvorstellbar grosses Wassernetzwerk. Der Regen versickert sekundenschnell in den nackten und lückigen Karrenfeldern. Das Wasser fliesst auf der darunter liegenden undurchlässigen Gesteinsschicht, dem Drusberger Mergel, ab und verschwindet in verborgenen unterirdischen Bächen und Flüssen.

In den tieferen Lagen findet man neben Nadelbäumen Buchen, Eschen und Erlen, sie säumen meist Fluss- und Bachläufe. Oberhalb der Baumgrenze auf rund 1700 Meter gibt es ganz unterschiedliche Lebensräume, von Mooren über Sümpfe bis hin zu Trockenwiesen wechseln sich wertvolle Vegetationen ab. Schuttflure und Blaugrashalden sind in den obersten Bereichen häufig. Orchideen sind keine Seltenheit, so begegnet man ohne weiteres dem Knabenkraut, dem Stendelwurz, dem Händelwurz oder dem Fliegen-Ragwurz. Feuerlilien und Türkenbundlilien kommen ebenfalls vor.

In den steinigen Hängen sind Alpenschneehühner zu finden, auch der Steinadler brütet in einer Felswand der Schrattenfluh. Es ist auch gut möglich, dass sich ein Grün-, Bunt- oder Schwarzspecht bemerkbar macht.

Wasserfall Chessiloch im Sommer
Kühlendes Naturschauspiel - Wasserfall Chessiloch in Flühli.

Der Wasserweg kleine Emme

Der Wasserweg zwischen Hasle und Wolhusen führt durch eine der reizvollsten Flusslandschaften des Kantons Luzern. Hier kann sich die «Kleine Emme» entfalten. Mal fliesst sie langsam, mal reissend, bringt Steine in Bewegung, unterhöhlt Ufer, schafft Lebensräume für Tiere und Pflanzen.

Die beiden Ausgangspunkte Wolhusen und Hasle erreicht man in halbstündlichem Rhythmus bequem mit der Bahn. Der Weg führt weitgehend dem schattigen Ufer der Kleinen Emme entlang. Für die gesamte Strecke werden drei bis sechs Stunden benötigt, je nachdem, wie lange man an den einzelnen Stationen verweilt. An verschiedenen Stellen stehen Rastplätze mit Feuerstellen zur Verfügung.

Für ausdauernde Wanderer empfiehlt sich der Emmenuferweg, welcher vom Emmensprung bis zur Mündung der Kleinen Emme in die Reuss in Emmenbrücke zieht. Gesamtdauer flexibel bis 13 Stunden.

Weitere schöne Naturregionen die es im Sommer zu entdecken gibt:

Naturerlebnis-Region Luzern-Vierwaldstättersee

Auf den Spuren der Natur in der Naturregion Toggenburg

Wandern im Naturpark Diemtigtal - die Flora und Fauna erleben


NATURZYT Ausgabe März 2014, Michael Knaus, Sandra Steffen, Fabienne StalderFotos UNESCO-Biosphäre Entlebuch

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