Der Löwenzahn ist bekannt für seine fast übernatürliche Überlebenskraft. Im Frühjahr wirken die jungen, saftigen Blätter als Tonikum und vertreiben Winterschwere. Die Wurzeln des Löwenzahns wurden schon von den alten Kräuterkundigen bei Lebererkrankungen eingesetzt.
Bereits im zeitigen Frühling zeigt sich der Löwenzahn mit seinen gelben Blüten sonnen und lässt goldene Wiesenteppiche erstrahlen. Die Blüten duften herrlich zart nach Honig und sind Nahrung für Wildbienen.
Der Löwenzahn in der Natur und im Garten
Der Löwenzahn ist auf allen Kontinenten zu Hause. Als anpassungsfreudiger Wandlungskünstler versteht er es, sich fast überall eine Wohnstätte einzurichten. Er ist in Mauerritzen, auf gedüngten Wiesen, in Asphaltspalten, gespritzten Feldern, im Gebirge oder mitten in der Stadt zu finden. Mit seiner langen Pfahlwurzel transportiert der Löwenzahn ausgewaschene Nährstoffe und Mineralien aus tiefen Erdschichten nach oben. Diese Nährstoffe stehen dann auch anderen Pflanzen zur Verfügung, die dadurch besser gedeihen. Aufmerksame Gärtner schätzen ihn als Gartenhelfer. Aus einer «bodenständigen» Blattrosette entspringen die typischen «gezähnten» Blätter, die je nach Standort in Grösse und Form unterschiedlich ausgebildet sind. Nach der Blüte erscheinen die federleichten Samenstände (bekannt als Pusteblume), die vom Wind auf die Reise geschickt werden.
Woher kommt der Name?
Der Löwenzahn gehört zur grossen Familie der Korbblütler. Seine botanische Bezeichnung ist Taraxacum officinale. Das Wort Taraxacum leitet sich vermutlich aus dem Griechischen taraxacis = Entzündung und akéo mai = ich heile ab. Der Zusatz officinale bedeutet, dass der Löwenzahn schon früher als Heilmittel geschätzt und in Apotheken verkauft wurde.
Ein Kraftpaket an Inhaltsstoffen
Der Löwenzahn hat an Inhaltsstoff en einiges zu bieten. Er ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen, insbesondere Kalium und Eisen. Löwenzahn enthält achtmal soviel Vitamin C wie sein naher Verwandter, der Kopfsalat. Zum bunten Reigen der Wirkstoff e zählen Bitterstoffe, Flavonoide, Phytosterole, Schleimstoffe, Inulin. Die Wurzeln enthalten im Herbst besonders viel Inulin und weniger Bitterstoffe; im Frühjahr dagegen sind sie reich an Bitterstoffen.
Frische grüne Kraft vertreibt Winterschwere
Eine Frühjahrskur mit dem Löwenzahn spült Abbauprodukte und Schlackenstoffe aus dem Körper. Die Bitterstoffe erhöhen den Fluss der Verdauungssäfte von Galle, Bauchspeicheldrüse, Magen. Durch die gesteigerte Sekretion an Gallenflüssigkeit und den verbesserten Gallenabfluss wird die Leber gereinigt und ihre Funktion als wichtigstes Entgiftungsorgan des Körpers unterstützt. Bitterstoffe verbessern ausserdem die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen.
Der Löwenzahn wird bei Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl, Blähungen und Verstopfung angewendet. Ausserdem hilft der Löwenzahn bei Müdigkeit, die durch eine geschwächte Verdauung bedingt ist.
Nach einer Frühjahrskur mit dem Löwenzahn ist der Körper von unnötigem Ballast befreit, die Körperfunktionen sind aktiviert und belebt. So entstehen Frische, Klarheit, Leichtigkeit und Wohlbefinden auf allen Sinnesebenen.
In der Volksmedizin bei Rheuma wegen seiner blutreinigenden und harntreibenden Wirkung wird der Löwenzahn in der Volksmedizin auch bei chronischen rheumatischen Erkrankungen, Arthritis und stoffwechselbedingten Hautbeschwerden eingesetzt.
Kinder lieben den Löwenzahn
Sein sonniges Wesen und die verspielte Leichtigkeit ermuntern nicht nur Kinder in eine goldgelb leuchtende Löwenzahnwiese einzutauchen. Kinder lieben es, aus den hohlen Stängeln Wasserleitungen zu bauen oder Blütenschmuck zu basteln. Das Auspusten der «Fallschirme» (funktioniert nur an trockenen Tagen) wurde früher von Kindern gerne als Orakel benutzt.
Der Löwenzahn in der Kräuterapotheke und Küche
Aus den jungen, grünen Blättern lässt sich ein schmackhafter Frühlingssalat zubereiten. Die Blätter schmecken leicht bitter und können bei Bedarf kurz gewässert werden. Der bittere Geschmack ist dann weg, allerdings gehen dadurch auch wertvolle und heilsame Inhaltsstoffe verloren. Gekocht ergeben Löwenzahnblätter eine Gemüsebeilage. Löwenzahnblüten verzieren Salate und Desserts.
Aus den gerösteten und gemahlenen Wurzeln (im Herbst geerntet) wird ein wohlschmeckender Kaffee-Ersatz zubereitet. Wegen des hohen Inulingehaltes ist die Löwenzahnwurzel für Diabetiker besonders geeignet.
Mit dem Löwenzahn gibt es so viele Rezepte wie Köche und es darf kreativ aus dem Vollen geschöpft werden. Ein paar gibt uns Ernestine gerne weiter.
Löwenzahntee
1 – 2 TL Blätter und Wurzeln mit ¼ L kaltem Wasser kurz aufkochen, 10 Minuten ziehen lassen, abgiessen. 3 x täglich 1 Tasse über 4 – 6 Wochen trinken. Als Frühjahrskur zur Entschlackung sowie zur Anregung des Stoffwechsels bei Rheuma, Gicht, Hautbeschwerden.
Löwenzahnhonig
6 Tassen Löwenzahnblüten mit 1½ L Wasser erhitzen, 5 Minuten kochen lassen. Die Flüssigkeit abgiessen und mit Zucker sowie Zitrone einkochen bis auf Sirupdicke. In Gläser abfüllen. Löwenzahnhonig eignet sich auch zum Verfeinern von Desserts.
Löwenzahnkapern
Löwenzahnknospen mit Salz bestreuen und über Nacht ziehen lassen. Am nächsten Tag die Knospen kurz abspülen, abtropfen lassen, in Gläser füllen und mit Kräuter-, Apfel- oder Weissweinessig auffüllen. Gläser schliessen. Haltbarkeit 1 Jahr. Die Löwenzahnkapern sind eine Delikatesse für einen schön garnierten Teller.
Und wie sagte schon Hippokrates (griech. Arzt, 400 v.Chr.): «Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein, eure Heilmittel eure Nahrungsmittel.»
Literatur
- H. Hatzfeld, Heilpflanzen als WegBegleiter,
- S. Hirsch, Die Kräuter in meinem Garten
- W.D. Storl, Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor
Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernestine
Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter.
Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.
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NATURZYT Ausgabe März 2015, Text Ernestine Astecker, Foto Ernestine Astecker, AdobeStock