weisse Blüten Schafgarbe im Sommer

Die Schafgarbe ist eine der bekanntesten Heilpflanzen. Seit alten Zeiten wird ihre Fähigkeit, Wunden zu heilen, gerühmt. Als «Bauchwehkraut» ist sie hochgeschätzt bei Verdauungsproblemen. In der Frauen-Naturheilkunde wird sie auf vielfältige Weise eingesetzt.

Begegnung in der Natur

Aus einem flach wachsenden Wurzelstock treibt im Frühling zuerst eine niedrige Rosette mit krausgefiederten schmalen Blättern. Danach wachsen kräftige behaarte Stängel in die Höhe mit zwei- bis dreifach fiederschnittigen Blättern. Die Teilblättchen besitzen schmale, spitz zulaufende Enden. Bei genauer Betrachtung sieht man, dass die grünen Blätter besonders schön, sehr fein und filigran gestaltet sind. «Tausendblatt» wurde die Schafgarbe daher benannt. Der botanische Artname «Millefolium» ist lateinischen Ursprungs und bedeutet «tausend» (=mille) und «Blatt» (=folium). Im Sommer leuchten uns die weissen oder rosa gefärbten Blüten der Schafgarbe auf Wiesen, Weiden und Wegrändern entgegen. Die Schafgarbe (botanischer Name Achillea millefolium) gehört zur Familie der Korbblütler (Compositae), ist also eine Verwandte von Kamille, Ringelblume und Gänseblümchen.

Die Schafgarbe im Garten

Die Schafgarbe liebt sonnige und trockene Standorte und gedeiht auch auf mageren Böden. Feuchte Standorte und zu starke Düngung meidet sie. Sie lässt sich durch Stockteilung oder durch Anzucht mit Samen vermehren. Von April bis Mai werden die Samen in Kistchen ausgesät und nur leicht angedrückt (Lichtkeimer). Später pikiert man sie und setzt die Jungpflanzen im Abstand von 40cm ins Freie. Wo sich die Schafgarbe im Garten ansiedelt, kann sich der Gärtner freuen, denn sie verleiht den umgebenden Pflanzen eine grössere Widerstandskraft und verstärkt ihren Duft . Aufgrund ihrer enorm regenerierenden Kräfte zählt die Schafgarbe zu den Bodenheilern.

Weissblühende Blüten der Schafsgarbe

Ernte und aufbewahren

Während der Blütezeit von Juni bis September wird das ganze blühende Kraut (ohne Wurzeln und ohne die harten Stängel) am besten zur Mittagszeit geschnitten, zum Trocknen in Sträussen gebündelt und aufgehängt an einem luftigen, schattigen Ort. Anschliessend aroma- und lichtgeschützt aufbewahren. Wer empfindliche Haut hat, sollte beim Pflücken der Schafgarbe Handschuhe tragen. In seltenen Fällen kann sie in Verbindung mit Sonnenlicht Hautreizungen (Wiesendermatitis) hervorrufen.

Hochgeschätztes Wundheilmittel bei den alten Kräuterkundigen

In der griechischen Mythologie wird berichtet, dass der Held Achilleus, ein Schüler des heilkundigen Zentauren Chiron, mit der Schafgarbe seine verletzte Achillesferse heilte. Und im 1. Jahrhundert n. Chr. soll der Arzt Dioskurides die Schafgarbe bei vielen Verletzten genutzt haben. Alte Volksnamen der Schafgarbe wie «Soldatenkraut», «Zimmermannskraut», «Blutstillkraut», «Heil aller Schäden» verweisen auf ihre grosse Heilkraft und die Anwendung bei Wunden und Verletzungen. Auch Hildegard von Bingen (12. Jh.) schätzte die Schafgarbe als Wundheilmittel: «… und so nimmt sie der Wunde das Eitern und Geschwür und heilt die Wunde …».

Ein Kraftpaket an Wirkstoffen

In Untersuchungen wurden Bitterstoffe, ätherisches Öl mit dem Blauöl, Gerbstoff e, Cumarine, viele Mineralstoffe, Kieselsäure gefunden. Auch die Kamille enthält ein leuchtend blaues ätherisches Öl mit dem Namen Chamazulen. Schafgarbe wirkt entzündungshemmend, wundheilend, desinfizierend, krampflösend, harntreibend, zirkulationsfördernd, blutstillend, blutreinigend, menstruations regulierend.

Rosablühende Blüten der Scharfgarbe

Schafgarbe hilft bei Verdauungsbeschwerden

Als «Bauchwehkraut» hilft die Schafgarbe bei Magen- und Darmstörungen und unterstützt bei Leber- und Galle-Beschwerden. Sie wirkt entkrampfend bei Blähungen. Durch ihre krampflösende Wirkung ist Schafgarbe besonders geeignet für Menschen mit empfindlicher Magenschleimhaut.

Wichtiges Frauenkraut

«Frauenkraut» oder «Frauendank» wird die Schafgarbe in manchen ländlichen Gegenden genannt und war immer eine Pflanze des Kräuterbüschels, das die Frauen an Mariä Himmelfahrt weihen liessen. Schafgarbe fördert eine zu geringe Menstruation und hemmt eine zu starke Blutung. Sie sorgt für eine gute Durchblutung und Durchwärmung der Beckenorgane und lindert schmerzhaft e Menstruationskrämpfe. Sie stärkt die Venen und hilft bei Hämorrhoiden und Krampfadern. Früher wurde die Schafgarbe begleitend bei hohem Blutdruck eingesetzt. Bewährt hat sie sich auch die Anwendung von Schafgarbentee bei Blasenentzündung und Blasenschwäche.

Schafgarbe in der traditionellen chinesischen Medizin

Die der Schafgarbe zugeordneten Organe sind Leber, Milz und Blase. Sie löst Leberstagnation und tonisiert die Milz. Die Milz ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) für das Umwandeln und den Transport der Nahrung zuständig. Die thermische Wirkung der Schafgarbe ist neutral.
Sie transformiert Feuchtigkeit und bewegt das Blut. Die TCM setzt Schafgarbe etwa bei Verdauungsstörungen, Gastritis, zum Stillen und Regulieren von Blutungen, bei Hämorrhoiden, Migräne und Kopfschmerzen ein.

Schafgarbenmedizin für Tiere

Schafgarbe hilft auch Tieren bei einer Vielzahl von Magen-Darm-Beschwerden und bei innerlichen und äusseren Blutungen. Auch die Nieren werden unterstützt. Aus der Beobachtung ist bekannt, dass Schafe, wenn sie krank sind, dieses aromatische Kraut fressen. Das althochdeutsche Wort «Garwe» bedeutet «Gesundmacher», somit heisst «Schaf-Garwe» ein Gesundmacher der Schafe.

Das Wesen der Schafgarbe

Aussehen, Form und Gestalt einer Pflanze spiegeln ihre Wesensart. Die Schafgarbe hat ein kompaktes und schweres Ausläufer- und Wurzelwerk. Der Stängel ist aufrecht, sehr stabil und hart. Die Blüten zeigen einen geordneten, doldenähnlichen Blütenstand und befinden sich fast schwebend auf dem harten Stängel. Die feingliedrigen, federähnlichen grünen Blättchen bilden einen starken Kontrast insbesondere zum Stängel. In früheren Zeiten erkannten naturverbundene Menschen in der Schafgarbe ein Heilmittel, welches Extreme ausgleichen kann.

Schafgarbe in der Küche

Junge Schafgarbenblätter sind eine aromatische Zugabe zu frischen Salaten und ein Suppen- und Sossengewürz. Die Blätter der Schafgarbe gehören als vitalisierendes Bitterkraut in die traditionelle Gründonnerstagssuppe «Grüne Neune». Zusammen mit Brennnessel, Giersch, Löwenzahn, Wegerich und anderen Frühlingskräutern kochten unsere Vorfahren daraus wohlschmeckende und kräftigende, gesunde Suppen.

Schafgarbe in der Kräuterapotheke

Schafgarbenwickel

Bei Leber-Galle-Beschwerden oder begleitend zu Fasten- und Entgiftungskuren kommt Schafgarbenwickel als feuchtheisse Leberkompresse zum Einsatz. Die feuchte Wärme verstärkt die krampflösenden Eigenschaften der Schafgarbe. Ausserdem wird die Entgiftungsfunktion der Leber angeregt. Es ist günstig, den Schafgarbenwickel nach den Mahlzeiten anzuwenden. Je nach Situation ist dies über einen längeren Zeitraum sinnvoll. Und so wird’s gemacht:

  • 6 EL Schafgarbenkraut mit ½ l heissem Wasser übergiessen und 7 Minuten bedeckt ziehen lassen, abseihen
  • Das Innentuch auf Lebergrösse falten, in das Auswringtuch packen und in eine Schüssel geben
  • Die Tuchrolle mit dem heissen Schafgarbentee übergiessen, auswringen (Haushaltshandschuhe als Hitzeschutz) und das Auswringtuch entfernen
  • Das Innentuch so warm wie möglich auf die Leber auflegen (Temperatur auf Verträglichkeit prüfen!). Mit dem Aussentuch den Wickel abdecken und am Körper fixieren

Der feucht-heisse Leberwickel bleibt so lange, wie er angenehm ist (10 bis 30 Minuten). Anschliessend noch nachruhen. Der Schafgarbenwickel soll nicht angewendet werden bei einer Allergie auf Schafgarbe oder andere Korbblütler. In diesem Fall kann der Wickel mit heissem Wasser durchgeführt werden.

Scharfgabentee

Aus den getrockneten Blättern, Blüten und Stängeln wird mit kochendem Wasser ein Teeaufguss zubereitet. 1 TL pro Tasse mit heissem Wasser übergiessen, 7 Minuten bedeckt ziehen lassen, abseihen. 3-mal täglich 1 Tasse frisch zubereiteten Tee warm zwischen den Mahlzeiten trinken. Der Tee hilft bei Magen-Darm- und Galle-Beschwerden. Auch bei krampfartigen Menstruationsbeschwerden ist er empfehlenswert.

Schafgarbentee zur äusserlichen Anwendung

Ein stärker zubereiteter Tee wird für Kompressen, Auflagen und Teilbäder (z.B. Sitzbad bei Unterleibsbeschwerden) eingesetzt. Bei Nasenbluten steckt man in starken Tee getränkte Wattebällchen in die Nase. 

Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.

Quellen und weiterführende Literatur

  • C. Brendieck-Worm, F. Klarer, E. Stöger, Heilende Kräuter für Tiere.
  • S. Fischer-Rizzi, Medizin der Erde.
  • H. Hatzfeld, Heilpflanzen als Weg-Begleiter.
  • S. Hirsch, F. Grünenberger, Die Kräuter in meinem Garten.
  • M. Madejsky, Lexikon der Frauenkräuter.
  • G. Maciocia, Grundlagen der Chinesischen Medizin.
  • S. Zuther, Die Sprache der Pflanzenwelt.

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Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter. Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.


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NATURZYT Ausgabe März 2017, Text Ernestine Astecker, Fotos AdobeStock

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