Gänseblümchen auf einer Wiese bei Sonnenschein

Die Kinder lieben es, jeder kennt es, nur wenige beachten es. Wie schade, denn dieser kleinen, unscheinbaren Pflanze ist eine grossartige Heilkraft zu eigen. Wer die kraftvolle Heilwirkung vom Gänseblümchen selber erlebt hat, wird ihm dankbar Achtung erweisen.

Wie oft wird das Gänseblümchen getreten und steht doch wieder auf? Kurze Zeit lässt es den Kopf hängen, um dann erneut sein strahlendes Blütengesicht zu zeigen. Es lohnt sich, beim nächsten Spaziergang darauf zu achten.

Bellis perennis (Gänseblümchen) – heilt Verletzungen und stärkt die innere Heilkraft.

Seit alters her zählt das Gänseblümchen zu den bewährten Wundheilpflanzen. Es wird bei Verletzungen wie Verstauchungen, Prellungen, Quetschungen angewendet. Auch bei Folgen von Stürzen und Schlägen oder nach Überanstrengung mit einem Gefühl der Zerschlagenheit und bleischwerer Müdigkeit wird es hilfreich eingesetzt. Auch bei Knotenbildung in der Brust, die nach einem Schlag oder einer Quetschung entstanden ist, zeigt Gänseblümchen eine gute Wirkung.

Das Gänseblümchen heilt nicht nur äussere Wunden. Es hilft Verletzungen, die tief im Inneren der Seele verborgen sind, an die Oberfläche zu bringen und so zu heilen. Es ist, wie wenn man nach einem Sturz von innen her aufgerichtet wird, um dadurch gestärkt und mit neuem Mut vorwärtszugehen.

Das Gänseblümchen wird auch als «Arnika der Gebärmutter» bezeichnet. Hebammen schätzen seine hilfreiche Wirkung nach einer schweren und langwierigen Geburt. Innerlich als Tee oder Globuli unterstützt Gänseblümchen die Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt. Dabei wird das Bindegewebe gestrafft und die Beckenmuskulatur gekräftigt.

Gänseblümchentee oder verdünnte Tinktur wird äusserlich für Umschläge auf schlecht heilende Wunden, Verstauchungen, Prellungen oder bei kleinen Schürfwunden zur Wundheilung eingesetzt. Der Tee findet auch als Gesichtswasser zum Betupfen bei unreiner Haut oder Akne Anwendung.

Der Saft eines frisch zerriebenen Blattes lindert als Wiesenpflaster schnell den Schmerz bei kleineren Verletzungen und nimmt den Juckreiz bei Insektenstichen.

Kleine Pflanze - Vielfältige Wirkung

Gänseblümchen finden wir in Hustenteemischungen mit schleimlösender und auswurffördernder Wirkung. Es wird zu gleichen Teilen mit Schlüsselblumen, Thymian- und Spitzwegerichkraut und Holunderblüten gemischt. Dieser Tee ist für Kinder und Erwachsene geeignet.

In der Volksheilkunde hat es seinen Platz als Kinderheilmittel bei Husten, Bauchweh und Blasenleiden. Pfarrer Künzli schätzte es besonders und empfahl es für Kinder, die trotz guter Kost nicht richtig gedeihen wollen. Seine stoffwechselanregende Wirkung nutzen wir in einem Tee als Frühjahrskur zur Entschlackung oder bei Hautbeschwerden.

Nach Hildegard von Bingen bringt das Gänseblümchen die Kranken wieder zu Kräften und macht ihre Augen klar. Auch für Gesunde ist es gut zu essen, weil es das gute Blut vermehrt und einen klaren Verstand bereitet.

Die Schulmedizin verwendet das Gänseblümchen nicht. Die Naturheilkunde jedoch kennt und schätzt seine Heilkraft. Das Zusammenspiel der zahlreichen Inhaltsstoffe macht die vielfältigen Wirkungen möglich.

Gänseblümchen gehört zur Familie der Korbblütengewächse (=Asteraceae) wie Ringelblume, Löwenzahn, Margerite, Huflattich, Arnika, Wegwarte.

Gänseblümchen von der Sonne erleuchtet
Das Gänseblümchen - vielseitig in der Wildkräuterküche

Das Gänseblümchen in der Wildkräuterküche

Gänseblümchen kann man essen. Blüten und Blätter sind eine gesunde Delikatesse auf dem gebutterten Bauernbrot, im Wildkräutersalat oder in der Suppe.

Gänseblümchen-Tee

1 TL getrocknete oder 2 TL frische Blütenköpfe und Blätter mit ¼ l siedend heissem Wasser übergiessen und 10 Minuten ziehen lassen. 3 Mal täglich 1 Tasse trinken.

Neunkräutersuppe – «Ach du grüne Neune»

In der Volksmedizin war schon immer bekannt, dass im ersten Grün, dass nach der langen Winterzeit spriesst, eine grosse Kraft steckt. So wurde aus den ersten Frühlingskräutern eine stärkende und kräftigende Suppe bereitet. In diese Suppe kamen neun Kräuter, die gerade frisch gewachsen waren. Zur Auswahl sind Gänseblümchen, Brennnessel, Giersch, Löwenzahn, Spitzwegerich, Schafgarbe, Vogelmiere, Sauerampfer, Kresse, Bärlauch, Wiesenschaumkraut, Holunderspitzen. Die zerkleinerten Kräuter in einem guten Öl andünsten, mit Gemüsebrühe ablöschen und einige Minuten köcheln lassen. Danach mit Sauerrahm, Muskatnuss, Salz und Pfeffer nach Belieben abschmecken. Guten Appetit!

Bellis perennis, Tausendschön, Massliebchen

Der botanische Name Bellis perennis leitet sich ab vom lateinischen «bellus» (=schön) und «perennis» (=ausdauernd), da es das ganze Jahr über blüht.

Im Volksmund heisst es auch Tausendschön, es ist eine Pflanze für die Haut und Schönheit. Ein bekannter Volksname ist Massliebchen, der sich aus dem mittelhochdeutschen Wort mas für Wiese und lief für Blatt ableitet.

In der Blumensprache steht das Gänseblümchen für Reinheit und kindliche Unschuld. Kinder lieben es, daraus Halsketten und Blütenkränze zu flechten. 

Das Gänseblümchen finden wir auf Wiesen, an Wegrändern, auf Bergmatten. Auf kurzgeschnittenen Wiesen bildet es prachtvolle Blütenteppiche. Und auf Gänseweiden wächst es besonders gut.

Bellis lebt im Einklang mit der Sonne. Die Pflanze zählt zu den Wetterorakelblumen. Wenn die Blüten morgens geschlossen bleiben oder sich tagsüber schliessen, muss man mit Regen rechnen. Aber beim ersten Sonnenstrahl öffnen sie ihre Blütenköpfchen und strahlen der Sonne ins Gesicht. Die Blüte dreht sich im Tageslauf mit der Sonne von Ost nach West, öffnet und schliesst sich in deren Rhythmus. Bei den Alchemisten hiess das Gänseblümchen Sonnenauge.

Bei den alten Germanen war das Gänseblümchen eine Blume der Liebesgöttin Freya, ein Symbol für Fruchtbarkeit und Neubeginn. Wie vielen anderen Frühlingsblumen schreibt man den drei ersten im Jahr gefundenen Gänseblümchen besondere Heilkraft zu. Gänseblümchen ist auch der Frühlingsgöttin Ostara gewidmet, nach dieser ist unser Osterfest benannt.

Weitere Schweizer Wildpflanzen und Kräuter die interessant sind:

Vogelmiere - grüne Lebenskraft

Die Buche - unsere Waldmedizin

Brennnessel Tinktur und Samen


NATURZYT Ausgabe März 2014, Text Ernestine Astecker, Foto Virginia Knaus

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