Im Vordergrund steht die beruhigende und entspannende Wirkung auf das Nervensystem. Melisse beruhigt überreizte Nerven, reguliert nervöse Herzbeschwerden und bringt entspannten Schlaf. Bei Schlaflosigkeit ist auch eine Kombination mit anderen Heilpflanzen wie Hopfen oder Lavendel möglich. Neuere Studien zeigen, dass Melisse das Gedächtnis stärkt und die Konzentration verbessert. Die beruhigenden und entspannenden Eigenschaften machen nicht müde, sondern bringen Ruhe und in der Ruhe liegt die Kraft . Melisse kann durch ihre harmonisierende Wirkung negative Stressfolgen ausgleichen.
Die ätherischen Öle der Melisse wirken beruhigend und krampflösend
Wenn einem alles über den Kopf wächst und Anspannung sich auf den Magen schlägt oder Bauchschmerzen verursacht, wirkt Melisse durch die enthaltenen ätherische Öle beruhigend und krampflösend auf den Magen-Darm-Bereich. Blähungen werden gelindert. Die in der Melisse enthaltenen Bitterstoffe regen die Magen- und Gallensaftproduktion an und unterstützen so die Verdauung.
Der volkstümliche Name «Frauenkraut» weist darauf hin, dass die Melisse einen festen Platz in der traditionellen Frauennaturheilkunde hat. Durch ihre krampflösende Wirkung ist sie wichtiger Bestandteil von Teemischungen bei Menstruationsschmerzen.
Melissensalbe hilft bei Lippenbläschen
Lippenbläschen sind lästig und schmerzhaft. Die Melisse hat eine antivirale Wirkung und hilft bei Herpes-simplex-Virus (Lippenherpes). In wissenschaftlichen Forschungen wurde diese heilkräftige Wirkung nachgewiesen. Die Anwendung einer Melissensalbe ist hilfreich. Auch der Saft aus frischen Melissenblättern, mehrmals täglich vorsichtig auf die betroffenen Stellen aufgetupft, nutzt.
Wenn wir von Melisse sprechen, ist die Zitronenmelisse gemeint
Wenn wir hier von Melisse sprechen, ist die Zitronenmelisse (Melissa ofcinalis) gemeint. Die rot blühende Goldmelisse (Monarda didyma) wird gelegentlich auch Melisse genannt. Bei uns ist die Melisse in der freien Natur nicht zu finden, sie wächst in Gärten und Kulturen. Als ausdauernde, stark verästetelte Pflanze wird sie bis etwa 80 Zentimeter hoch. Am vierkantigen Stängel stehen sich die ei- bis herz förmigen Blätter kreuzweise gegenüber. Bei Berührung verströmen die leicht behaarten Blätter einen zarten, lieblichen zitronenartigen Duft . Die kleinen unscheinbaren schwachgelb bis weisslichen Blüten befinden sich in den Blattachseln der Stängel. Melisse bevorzugt einen sonnigen, windgeschützten Standort mit humusreichem und durchlässigen Boden. Bekommt sie reichlich Kompost, dann bildet sie kräftige, dichte Büsche und bleibt jahrelang am gleichen Platz. Wenn Sie die Pflanze kurz vor der Blüte zurückschneiden, wird das Blattwachstum angeregt.
Melisse ernten und richtig aufbewahren
Verwendet werden die Blätter der Melisse, welche vor der Blüte geerntet werden. An einem sonnigen Tag um die Mittagszeit (da ist das Aroma am besten) schneiden Sie die Stängel handbreit über dem Boden ab und streifen die Blätter vorsichtig vom Stängel. Auf einem Leinentuch die Blätter rasch trocknen und luft dicht in einem dunklen Gefäss aufbewahren. Die Blätter sind sehr empfindlich und können sich rasch braun verfärben, diese müssen Sie aussortieren. Wird die Melisse als Strauss getrocknet und werden die Blätter erst nach dem Trocknen abgestreift , dann duften diese aufgrund der leicht flüchtigenInhaltsstoffe kaum noch. Wenn die Melisse blüht, verlieren die Blätter von ihrem Aroma.
Bienen lieben die nektarreiche Melisse
Der Name «Melisse» stammt vom griechischen Wort «melitta» und bedeutet Biene. Bereits im Altertum wurde beobachtet, dass Bienen diese nektarreiche Pflanze ausgesprochen gerne besuchen. Volksnamen wie «Honigblum» oder «Immenblatt» machen dies deutlich. Imker haben früher die Bienenstöcke mit Melisse eingerieben, damit die Bienen nicht ausschwärmten. Daher auch der Volksname «Bienenfang». Durch die antibiotische und antivirale Wirkung der Melisse wurde der Bienenstock sauber gehalten.
Was sagen die alten Kräuterkundigen zur Melisse?
Schon in alten Zeiten erkannte man den Einfluss der Melisse auf das Nervensystem und die Wirkung auf das Herz. Dies zeigen Volksnamen wie «Herztrost» oder «Nervenkraut». Hildegard von Bingen (12. Jh.) nannte die Pflanze «Herztrost» und schrieb: «Die Melisse ist warm. Ein Mensch, der sie isst, lacht gerne, weil ihre Wärme die Milz berührt und daher das Herz fröhlich macht.» Melisse war auch bei Paracelsus (16. Jh.) hochgeschätzt: «Sie ist von allen Dingen, die die Erde hervorbringt, das beste Kraut für das Herz; innerlich genossen macht sie fröhlich und erheitert das Herz. Sie erneuert alle Kräfte des Körpers.» Nach Kräuterpfarrer Johann Künzle ist der Pfefferminz-Melissengeist ein gutes Mittel bei Übelkeit, Ohnmachten und Herzgeschichten.
Die Römer schätzen die Melisse
Die Melisse kommt ursprünglich aus dem östlichen Mittelmeergebiet. Araber, Griechen und Römer schätzten sie sehr. Die Benediktiner brachten die Melisse nach Mitteleuropa. In den Klostergärten des Mittelalters war sie aufgrund ihres feinen Aromas und ihrer Heilwirkung ein wichtiger Grundstoff vieler klösterlicher Heilmittel und Liköre. Berühmt ist der Melissengeist, der von Mönchen in einem Karmeliterkloster entwickelt wurde. Melissengeist wird innerlich zur Beruhigung oder als abwehrstärkendes Mittel bei Erkältungen angewendet. Äusserlich dient er zur Einreibung bei Kopfschmerzen oder Muskelverspannungen.
Die Melisse in der traditionellen chinesischen Medizin
Melisse wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin ähnlich angewendet wie in der europäischen Medizin. Die thermische Wirkung ist kalt, die zugeordneten Organe sind Herz, Leber und Magen. Die Pflanze soll dabei helfen, das Qi zu regulieren.
Melisse in der Kräuterküche
Verwendet werden frische Melissenblätter, bevor die Pflanze blüht. Diese haben das beste Aroma. Zerreibt man die Blätter zwischen den Fingern, entfaltet sich ein erfrischender, süsslicher Zitronenduft . Auch der würzige Geschmack erinnert an Zitrone. Würzen Sie damit Salate, Pesto, Kräuterbutter, Quark, Kräutersossen. Melisse eignet sich auch zum Aromatisieren von Obstsalaten, Desserts, Konfitüren, Apfelsaft , Sirup und Essig. Die Blätter werden nicht mitgekocht, sonst verlieren sie ihr Aroma.
Melissensirup
In ein grosses Glasgefäss 4 Handvoll Melissen Blätter geben. Mit 2 L Wasser übergiessen, 1 kg Zucker, eine in Scheiben geschnittene Bio-Zitrone und 20 g Zitronensäure dazugeben. 2 Tage an einem kühlen Ort ziehen lassen, regelmässig umrühren, damit der Zucker sich auflöst. Anschliessend durch ein Leinentuch in einen Topf abfiltrieren und den Sirup kurz aufkochen. In vorher sterilisierte Flaschen heiss abfüllen, gut verschliessen und an einem kühlen Ort aufbewahren. Aufgespritzt mit (Mineral-)Wasser ist er ein erfrischendes Getränk an heissen Tagen. Ausserdem eignet sich Melissensirup zum Verfeinern von Desserts.
Liebe Leserin, lieber Leser, wenn es mir gelungen ist, Sie mit diesem Kräuterartikel zu motivieren und zu ermutigen, selber das eine oder andere Rezept auszuprobieren und Erfahrungen mit den Schätzen der Natur zu gewinnen, freut mich das sehr. Ich wünsche Ihnen viel Freude und gutes Gelingen.
Zitronenmelisse in der Kräuterapotheke
Melissentee
1 TL getrocknetes oder 2 TL frisches Kraut mit einer Tasse heissem, nicht mehr kochendem Wasser übergiessen, bei geschlossenem Deckel (damit die heilkräftigen ätherischen Öle sich nicht mit dem Wasserdampf verflüchtigen) 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Bei Bedarf 3 x täglich 1 Tasse trinken. Der Tee hilft bei innerer Unruhe, nervöser Anspannung, er löst Stauungskopfschmerz und stärkt die Konzentration sowie das Gedächtnis. Er lindert nervöse Magen- Darm-Beschwerden und kann hierbei mit Pfefferminze kombiniert werden.
Melissenbad
Die ausgleichende und entspannende Wirkung der Melisse macht man sich auch in Form eines Vollbades nutzbar. 1 bis 2 Handvoll frische Melissenblätter mit 1 L Wasser heissem, nicht mehr kochendem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Anschliessend die Flüssigkeit dem Badewasser zugeben. 15 Minuten oder solange angenehm das Bad geniessen, anschliessend mindestens eine halbe Stunde nachruhen.
Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.
Quellen und weiterführende Literatur
- Bühring, U., Ell-Beiser, H., Girsch, M., Heilpflanzen für Kinder.
- Fischer, H., Frauenheilpflanzen.
- Hirsch, S., Grünberger, F., Die Kräuter in meinem Garten.
- Loncar, S., Topolovec, S., Kocevar Fetah, M., Bacac, N., Eine Prise Weisheit.
- Ritter, C., Heilpflanzen – Signatur & Botschaft.
- Wiegele, M., Kräuterelixiere.
Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernestine
Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter. Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.
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NATURZYT Ausgabe Juni 2021, Text/Fotos Ernestine Astecker