Gelbe Blütenpracht des Odermennig

Odermennig blickt auf eine lange Tradition als Heilpflanze zurück. Er reinigt das Blut und den Darm, entlastet die Leber und dient als Gurgelmittel bei Heiserkeit der Redner und Sänger.

Bei Problemen mit der Stimme ist Odermennig die Heilpflanze der Wahl. Es empfiehlt sich, mit einem Teeaufguss mehrmals täglich zu gurgeln. Das bringt schnelle Linderung bei gereizten Stimmbändern, rauem Hals, Heiserkeit und Rachenentzündung sowie bei Zahnfleischbluten.

Odermennig hilft bei Leber- und Gallenbeschwerden

Der Odermennig blickt auf eine lange Tradition als Heilpflanze zurück und erfreut sich in der Volksmedizin bis heute grosser Beliebtheit. Die Pflanze wird bei Lebererkrankungen, Gallenkoliken, Gallensteinen, Milzschwäche, Darmbeschwerden wie Reizdarm angewendet. Odermennig regt die Lebertätigkeit an, wirkt blutreinigend, leicht stopfend, harntreibend, entzündungswidrig, wundheilend, antiviral und krampflösend. So war die Pflanze früher Bestandteil vieler Hausteemischungen. Als Inhaltsstoffe sind insbesondere Gerbstoffe und Flavonoide sowie Triterpene, Kieselsäure und ätherisches Öl zu erwähnen.

Grüne Blätter des Odermennig
Die Blätter des Odermennig sind unpaarig gefiedert und bestehen aus behaarten, länglichen Fiederblättern, die am Rande gezähnt sind.

Der Odermennig ist mehrjährig und wächst auf mageren Wiesen, Waldrändern, Böschungen und Wegrändern

Die Pflanze bevorzugt trockene Böden und sonnige Standorte. Sie finden sie im Flachland und auf den Bergen bis etwa 1500 m Höhe. Odermennig ist mehrjährig und wächst auf mageren Wiesen, an sonnigen Waldrändern, Böschungen und Wegrändern. Am etwa 1 Meter hohen behaarten Stängel stehen bis zu 20 Zentimeter grosse ebenfalls behaarte unpaarig gefiederte Blätter, die beim Zerreiben angenehm duften. Die gelben Blüten des Odermennigs sitzen auf einem stängelartig aufragenden blattlosen Ährenstand. Von Juni bis September öffnen sich von unten nach oben immer wieder neue Blüten. Ab August bilden sich die ersten kleinen Früchte mit hakigen Borsten, die sich wie Kletten an das Fell der Tiere haften oder an unserer Kleidung hängen bleiben. Auf diese Weise wird für die Verbreitung gesorgt.

In der Natur ist Odermennig nur noch selten zu finden. Wenn Sie sich die Pflanze in den Garten holen, geben Sie ihr ein sonniges Plätzchen mit lockerem, durchlässigem Boden. Da würde sie sicher gut gedeihen. Ansonsten ist Odermennig eher anspruchslos, ab und zu braucht er etwas Kompost.

die Blüten des Odermennig am Stamm
«Leberklette», wie der Odermennig im Volksmund auch genannt wird, nimmt Bezug auf die kleinen Früchte, die sich nach der Blüte entwickeln und wie Kletten an das Fell der Tiere haften oder an der Kleidung hängen bleiben. Dies dient der Verbreitung der Pflanze in neue Gebiete.

Odermennig ernten und aufbewahren

Die ganze Pflanze wird von Juni bis August gesammelt. Das Erntegut wird zum Trocknen an einem luftigen und schattigen Platz ausgelegt oder in Bündeln aufgehängt. Bei künstlicher Wärmetrocknung ist zu beachten, dass die Trocknungstemperatur unter 40° C liegt, um die Wirkstoffe nicht zu zerstören. Nach dem Trocknen in dunklen Gläsern verschlossen aufbewahren.

Was sagen die alten Kräuterkundigen zum Odermennig

Odermennig wurde bereits im Altertum für seine heilenden Eigenschaft en gerühmt. Die Pflanze war der Göttin Pallas Athene geweiht. Der wissenschaftliche Name des Odermennigs lautet Agrimonia eupatoria. Eupatoria nimmt Bezug auf den König Mithridates Eupator von Pontos (135–62 v. Chr.), dessen Arzt als Erster die Heilwirkung des Odermennigs entdeckt haben soll. Von Dioskurides (griech. Arzt im 1. Jh.) wurde «Eupatoria» als Wundmittel und als Mittel gegen Ruhr und Schlangenbisse gelobt. Später kam die Heilanwendung als Lebermittel dazu. Hildegard von Bingen (12. Jh.) empfahl Odermennig bei Verdunklung der Augen. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird die Pflanze bei vielen Krankheiten empfohlen. Hieronymus Bock (dt. Botaniker und Arzt im 16. Jh.) lobt diese Heilpflanze mit den Worten: «Odermeng is das fürnembst Kraut der alten zu allen verstopften Leberen.» Pfarrer Johann Künzle setzte den Odermennig gemeinsam mit Milzkraut bei Milzleiden ein. Kräuterpfarrer Hermann Josef Weidinger beschreibt die Anwendung von Odermennig in der Tiermedizin.

Für Dr. Edward Bach war der Odermennig die erste Pflanze, die er entdeckte. Agrimony ist für Menschen, die sich gerne ablenken, um sich nicht mit Konflikten und Disharmonien auseinanderzusetzen. Diese Menschen sind immer freundlich, fröhlich und humorvoll. Doch hinter der fröhlichen Maske mit vorgetäuschter Sorglosigkeit leiden sie innerlich unter den Turbulenzen, Spannungen und Konflikten. Sie scheuen sich ihre für wertlos erachteten Gefühle im Aussen zu zeigen. Die Bachblütenessenz Agrimony lehrt, die eigenen Gefühle zu akzeptieren, zu ihnen zu stehen und diese auch zu kommunizieren. Sie hilft seelische und körperliche Anspannungen zu lösen, die immer lächelnde Fassade fallen zu lassen und mutig eine Aussprache mit dem anderen zu wagen. Danach fühlen sich diese Menschen erleichtert, können sich entspannen und finden zu ihrer wahren inneren Fröhlichkeit und Offenheit, die aus dem Herzen kommt.

Die TCM verwendet den Odermennig ebenso wie die europäische Heilkunde bei Darmbeschwerden, Erkrankungen von Leber und Galle, ausserdem bei Hals- und Zahnfleischentzündung.

Der Geschmack der Pflanze ist bitterwürzig und zusammenziehend. Die Blätter eignen sich als Würze in Wildpflanzensalz oder Kräuteröl und als Aroma in Getränken. Auch die Blüten können als Aroma genutzt werden. Aus den getrockneten Blättern lässt sich zusammen mit Melissen- und Brombeerblättern ein aromatischer Tee herstellen.

Liebe Leserin, lieber Leser, wenn es mir gelungen ist, Sie mit diesem Kräuterartikel zu motivieren und zu ermutigen, selber das eine oder andere Rezept auszuprobieren und Erfahrungen mit den Schätzen der Natur zu gewinnen, freut mich das sehr. Ich wünsche Ihnen viel Freude und gutes Gelingen.

Ihre Ernestine

Quellen und weiterführende Literatur

  • Albrodt, D., Enzyklopädie der Blütenessenzen.
  • Alber-Klein, C., Dr. med., Hornberger, R., Bachblüten und 52 neue Blütenessenzen.
  • Burckhardt, C., Alles aus Wildpflanzen.
  • Fleischhauer, S. G., Spiegelberger, R., Guthmann, J., Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen.
  • Hildegard von Bingen Werke, Physica, Bd. 5, 1.114.
  • Hirsch, S., Grünberger, F., Die Kräuter in meinem Garten.
  • Künzle, J., Das grosse Kräuter- Heilbuch.
  • Küttel, W., Heilende Blütenessenzen.
  • McIntyre, A., Das grosse Buch der heilenden Pflanzen.
  • Madejsky, M. Lexikon der Frauenkräuter.
  • Weidinger, H. J., Leben aus der Natur, Heilkräuter anbauen, sammeln, nützen, schützen.
  • Wichtl, M., Teedrogen. Willfort, R., Gesund durch Heilkräuter.

Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernstine

Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter. Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.

Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.

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NATURZYT Ausgabe Juni 2022, Text/Fotos Ernestine Astecker

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