In vielen alten Kulturen stand Salbei in hohem Ansehen. Kräuterkundige sahen in ihm eine Pflanze, die den Alterungsprozess verlangsamt und das Leben verlängert.
Salbei hemmt die Vermehrung von Bakterien
Die im Salbei enthaltenen ätherischen Öle hemmen zusammen mit den Gerbstoffen die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen. Salbei desinfiziert, hemmt Entzündungen, wirkt zusammenziehend und blutungsstillend. Er ist ein in der Kräuterheilkunde altbewährtes Mittel bei Halsentzündungen und Angina. Es wird mit dem Tee oder der mit Wasser verdünnten Tinktur gegurgelt. Bei trockenem Hals oder Reizhusten ist Salbei nicht die geeignete Pflanze. Die enthaltenen Gerbstoffe würden den Hals noch stärker austrocknen. Spülungen mit Salbeitee helfen bei Zahnfleischbluten und kräftigen das Zahnfleisch. Früher war es üblich, sich mit einem frischen Salbeiblatt Zähne und Zahnfleisch zu massieren, um sie sauber und gesund zu erhalten.
Salbei verbessert die Verdauung
Mit seinen Bitterstoffen hilft Salbei schwerverdauliche und fette Nahrung besser zu verdauen, der Gallenfluss wird gefördert und Blähungen somit verhindert. Die krampflösende Wirkung hilft bei Bauchschmerzen und Koliken. Durch seine Gerbstoff e ist Salbei auch bei Durchfall nützlich.
Salbei hat eine schweisshemende Wirkung
Salbei hat eine östrogenähnliche Wirkung, was auf die in den Wechseljahren unangenehmen Hitzewallungen einen positiven Einfluss hat. Nachweislich hemmt Salbei eine vermehrte Sekretion der Schweissdrüsen. Wichtig ist, dass der Tee kalt oder lauwarm getrunken wird, denn ein heisser Tee würde die Hitze noch zusätzlich fördern. Eine Kombination mit der äusserlichen Anwendung in Form von Waschungen mit Salbeitee ist empfehlenswert. Die antimikrobiellen Eigenschaft en des Salbeis sind besonders wertvoll bei Scheideninfektionen. Da Salbei die Milchsekretion hemmt, wird der Tee auch zum Abstillen verwendet.
Wissenswertes zum Salbei
Der botanische Name «Salvia» leitet sich vom lateinischen «salvare» ab, was übersetzt «heilen» bedeutet. Der englische Name des Salbeis ist «sage», was «weise» heisst. In vielen alten Kulturen stand der Salbei in hohem Ansehen, und Kräuterkundige sahen in ihm eine Pflanze, die den Alterungsprozess verlangsamt und das Leben verlängert. Im alten Ägypten wurde Salbei als Geber und Beschützer des Lebens verehrt. Die alten Griechenglaubten, Salbei könne Menschen unsterblich machen. Für die Römer war Salbei eine heilige Pflanze und die Ernte der Blätter war eine bedeutende Zeremonie. Traditionell haben unsere Vorfahren Krankenzimmer mit desinfizierend wirkenden Pflanzen wie Salbei, Beifuss und Wacholder ausgeräuchert.
Was sagen die alten Kräuterkundigen zum Salbei?
Hildegard von Bingen (12. Jh.) sagte über den Salbei: «Nimm Salbei und pulverisiere ihn und iss dieses Pulver mit Brot, dies vermindert die schlechten Säfte in dir. Wer aber einen stinkenden Atem hat, der koche Salbei in Wein, und das trinke er oft. Wer aber an einer Lähmung leidet, der koche Salbei in Wasser.» Im Mittelalter genoss er den Ruf eines verjüngenden Stärkungsmittels. Ein alter Spruch der Ärzteschule in Salerno aus dem 14. Jh. lautete sinn gemäss: «Warum soll ein Mensch sterben, in dessen Garten der Salbei wächst.» Kräuterpfarrer Johann Künzle schrieb: «Diese gesegnete Pflanze ist fast ein Universalheilmittel, sie sollte daher in keinem Hausgarten fehlen.» Auch die österreichische Kräuterkundige Maria Treben schätzte den Salbei als Heilpflanze: «Salbeitee kräftigt den ganzen Körper, senkt überhöhte Blutzuckerwerte, verhütet Schlaganfälle und wirkt sehr günstig bei Lähmungen und Krämpfen.»
Gartensalbei und Wiesensalbei
Der Gartensalbei (Salvia ocinalis) ist in den östlichen Mittelmeerländern vor allem in Dalmatien und Griechenland beheimatet. Er wächst dort wild auf den trockenen, kalkhaltigen Felshängen. Bei uns wird er als winterharte Gartenpflanze kultiviert. Er bildet verholzende Halbsträucher, die bis zu 50 Zentimeter hoch werden. Charakteristisch für die Pflanze sind die fein gekerbten, etwas runzeligen, weisslich filzigen Blätter vongrau-grüner Farbe. Ab Mai erscheinen, an langen Stielen die hübschen hell -blau-violetten Blüten. Die ganze Pflanze verströmt einen würzig-aromatischen Duft. Das Aroma ist leicht bitter und kampferartig. Vom Echten Salbei gibt es zahlreiche Züchtungen mit einer grossen Aromavielfalt.
Eine bei uns wild vorkommende Art ist der Wiesensalbei, den wir auf trockenen, kalkhaltigen und sonnigen Wiesen finden. Vor der Blüte bildet sich eine bodennahe Blattrosette mit länglich-eiförmigen, runzeligen und hellgrünen Blättern. Der Blattrand ist unregelmässig gezähnt. Beim Zerreiben duften die Blätter würzigaromatisch.
Die violettblauen Blüten stehen in mehreren Stockwerken übereinander. Sie haben eine deutlich helmartig gewölbte Oberlippe. Der Wiesensalbei wird meist durch Hummeln bestäubt. Setzt sich eine Hummel auf die Lippenblüte, so werden die verborgenen Staubgefässe durch einen Hebelmechanismus herausgedrückt und bestäuben den Rücken der Hummel. Bei der nächsten Blüte streift die Hummel den Pollen wieder ab. Durch diese Art der Bestäubung ist das Weiterbestehen der Pflanze gesichert.
Obwohl der Wiesensalbei als weniger wirksam gilt, finden sich in der Volksmedizinähnliche Anwendungsgebiete, beispielsweise bei Magen-Darm- Beschwerden, Erkältungen oder zum Gurgeln bei Halsentzündungen.
Salbei ernten und aufbewahren
Junge Blätter vom Gartensalbei können den ganzen Sommer über geerntet werden. Am würzigsten sind sie kurz vor der Blüte. Stängel mit Blättern in Büscheln werden an einem trockenen, schattigen Platz aufgehängt und rasch getrocknet. Trocken unddunkel in Gläsern aufbewahren.
Salbei in der traditonellen chinesischen Medizin
Die zugeordneten Organe sind Lunge und Magen, die thermische Wirkung ist kühl. Salbei bewegt das Qi und löst Schleim-Hitze auf. Er wird bei Bronchitis, Angina, Erkältungen, unregelmässiger Menstruation, Wechseljahrsbeschwerden und Erschöpfung eingesetzt.
Salbei in der Kräuterküche
Traditionell wird der Gartensalbei in der Küche als verdauungsförderndes Gewürz bei kräftigen und schweren Speisen eingesetzt. Er verfeinert Tomatensossen, Marinaden, Gemüse und Fleischgerichte. Salbeiblätter in Omelettenteig herausgebacken ist eine Delikatesse. Wegen seines intensiven Geschmacks wird er nur in kleinen Mengen verwendet. Die Blätter des Wiesensalbei nutzt man als Würzkraut für Salate, Saucen, Kräuterhackmischungen oder Suppen. Sie dienen als Aroma für Kräuterlikör. Auch einen Tee kann man aus ihnen bereiten. Oder man isst sie roh als Atemerfrischung. Die Blüten eignen sich als essbare Dekoration für verschiedene Speisen oder als Aroma für Öl und Essig.
Wildes Wiesensalbei Kräutersalz
Wiesensalbeiblätter waschen, trocken tupfen und klein schneiden. Die frischen Blüten im Mörser anquetschen und mit Meersalz vermischen (20 Teile Kräuter, 80 Teile Meersalz). 12 Stunden trocknen und ziehen lassen. Anschliessend in ein Glas mit Schraubverschluss abfüllen. Ein aromatisches Gewürz für Gemüse, Kartoffeln und Fleisch.
Der Salbei in der Kräuterapotheke
Salbeitee zum trinken
1 TL pro Tasse mit heissem Wasser übergiessen, nur 2 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen. 2 bis 3 mal täglich1 Tasse trinken, maximal 4 Wochen. Dieser leichte Tee hilft bei Magen-Darm-Beschwerden und unterstützt die Leber. Er hemmt übermässiges Schwitzen und hilft in den Wechseljahren. Ausserdem stärkt Salbeitee das Immunsystem und beruhigt die Nerven.
Salbei-Tee zum gurgeln oder waschen
Für äusserlichen Gebrauch oder zum Gurgeln bei Mund-, Rachen-, Hals- und Zahnfleischentzündungen wird ein starker Tee zubereitet. Sie lassen den Tee 10 Minuten ziehen. Dieser starke Tee darf aber nicht getrunken werden, da er durch die vielen Gerbstoff e die Magenschleimhaut reizen würde. Waschungen mit Salbeitee bei Hautjucken, fiebrigen Erkrankungen oder übermässigem Schwitzen in den Wechseljahren sind lindernd und angenehm.
Hinweis: Zubereitungen aus Salbei dürfen in der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden.
Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.
Liebe Leserin, lieber Leser, wenn es mir gelungen ist, Sie mit diesem Kräuterartikel zu inspirieren und zu ermutigen, selber Erfahrungen mit den Schätzen der Natur zu gewinnen, freut mich das sehr. Ich wünsche Ihnen viel Freudeund gutes Gelingen.
Ihre Ernestine
Quellen und weiterführende Literatur
- Fleischhauer, S.G., Spiegelberger, R., Guthmann, J., Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen.
- Künzle, J., Das grosse Kräuterheilbuch.
- Loncar, S., Topolovec, S., Kocevar Fetah, M., Bacac, N., Eine Prise Gesundheit.
- Madejsky, M., Praxishandbuch Frauenkräuter.
- Ritter, C., Heimische Nahrungspflanzenals Heilmittel.
- Treben, M., Meine Heilpflanzen.
- Von Blarer Zalokar, U., von Blarer, P., Praxisbuch Westliche Heilkräuterund Chinesische Medizin.
- Wichtl, M., Teedrogen. Willfort, R.,Gesundheit durch Heilkräuter.
Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernestine
Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter.
Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.
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NATURZYT Ausgabe September 2021, Text Ernestine Astecker Fotos Ernestine Astecker, AdobeStock