gelbe Blüten in grünen Blättern

Als mächtige Heilpflanze bringt Gänsefingerkraut Schmerzlinderung bei Magenkrämpfen, Menstruationskrämpfen und leichten Durchfallerkrankungen mit Krämpfen.

Das Gänsefingerkraut hilft bei Menstruationskrämpfen

Seit alters her ist das Gänsefingerkraut eine bekannte und geschätzte Heilpflanze. Die Erfahrungsheilkunde empfiehlt die Pflanze zur unterstützenden Behandlung von unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen mit Krämpfen, Magenkrämpfen oder Magenkoliken sowie zur Schmerzlinderung bei Menstruationskrämpfen. In der Volksmedizin wird das Gänsefingerkraut ausserdem bei Muskelund Wadenkrämpfen eingesetzt.

Das Gänsefingerkraut hat vielfältige Wirkungen

Nach neuesten Untersuchungen enthält das Gänsefingerkraut Gerbstoffe, Flavonoide, Anthocyane, Cumarine, Cholin und andere Stoffe mit krampflösender, entspannender, entzündungshemmender, zusammenziehender, stopfender und blutstillender Wirkung. Aufgrund des hohen Gerbstoffgehaltes findet der Tee auch Anwendung zum Spülen und Gurgeln bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.

Das sagen die alten Kräuterkundigen zum Gänsefingerkraut

Paracelsus (16. Jh.) lobte das Gänsefingerkraut als Asthmamittel und zum Kurieren von Blasenleiden. Kräutervater Hieronymus Bock (Botaniker und Arzt im 16. Jh.) empfiehlt in seinem New Kreutterbuch das Gänsefingerkraut bei Ruhr, Fluor albus, Blutungen, äusserlich bei Entzündung und Flecken der Augen, Zahnschmerzen, Glieder- und Hüftweh. Pfarrer Kneipp (19. Jh.) schätzte das Gänsefingerkraut sehr und verwendete es in Milch gesotten bei Krämpfen bis hin zum Starrkrampf. Bei Pfarrer Künzle (20. Jh.) ist zu lesen: «Der Gänserich ist bei Krämpfen in Magen, Gedärmen, bei Periodenkrämpfen ein so mächtiges Heilmittel, dass ihm der Volksmund den Namen Krampfkraut gegeben hat.»

Botanisches zum Gänsefingerkraut

Das Gänsefingerkraut hat nicht wie die meisten Fingerkrautarten gefingerte, sondern unterbrochen gefiederte Blätter, die eine grundständige Rosette bilden. Die Blätter sind auf der Unterseite silbrigweiss behaart und am Rand tief gesägt. Die langgestielten Blüten stehen einzeln und tragen fünf goldgelbe Blütenblätter. Häufig findet man das feine und eher unscheinbare Pflänzchen an Wegrändern, wo es mit seinen Ausläufern oft ganze Rasen bildet. Kaum vorstellbar, dass diese zarte Pflanze so starke Heilkräfte besitzt. Die botanische Bezeichnung lautet Potentilla anserina. Der Gattungsname «Potentilla» stammt aus dem Lateinischen «potens = mächtig», was auf die grosse Heilkraft hinweist. Der Beiname «anserina» ist ebenfalls lateinischen Ursprungs aus «ans = Gans». Das Kraut wächst häufig dort, wo sich Gänse aufhalten. Daher auch der Volksname Gänserich. Eine nahe Verwandte des Gänsefingerkrautes ist die Blutwurz oder Tormentill mit der botanischen Bezeichnung Potentilla erecta, ebenfalls als sehr heilkräftige Pflanze bekannt.

Grüne Blätter mit Zacken
Die Blätter des Gänsefingerkrautes sind unterbrochen gefiedert, an der Unterseite silbrig behaart und am Rande tief gesägt.

Ernte und Aufbewahrung des Gänsefingerkaut 

Zur Blütezeit sammelt man das blühende Kraut oder die Blätter, trocknet rasch im Schatten und bewahrt in Papiersäckchen oder verschliessbaren Gläsern auf.

Das Gänsefingerkraut für Tiere

Wenn Wiederkäuer Magenverstimmung haben, bereitet man folgenden Heiltrank (nach Apotheker Pahlow): Man übergiesst eine grosse Handvoll getrocknetes Gänsefingerkraut mit 1 L Wasser, erhitzt zum Sieden, filtriert ab und gibt den Tieren diesen Aufguss lauwarm zu trinken.

Gänsefingerkraut in der traditionellen chinesischen Medizin

Die thermische Wirkung ist kühl. Die zugeordneten Organe sind Magen, Därme, kraut reguliert die QiStagnation, klärt Hitze und leitet Feuchte-Hitze aus. Es kommt bei Magen-Darm-Krämpfen, Gallenwegskoliken, krampfartiger Menstruation und Durchfall mit Krämpfen zur Anwendung.

Gänsefingerkraut in der Wildkräuterküche

Die jungen Blätter lassen sich für Salat, Salatsaucen, Gemüse und Suppen nutzen. Die goldgelben Blüten eignen sich als essbare Dekoration. Im Herbst werden die Wurzeln gesammelt und entweder roh in Salate geraspelt oder in Gemüseeintöpfen gegart. Die Blätter schmecken säuerlichherb und die gekochten Wurzeln nach Möhren.

Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche Ihnen viel Freude mit den Schätzen der Natur.

Ihre Ernestine 

Quellen und weiterführende Literatur

  • Blaschek, W., Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka.
  • Bühring, U., Lehrbuch Heilpflanzenkunde.
  • Fischer, H., Frauen- Heilpflanzen.
  • Fleischhauer, St.G., Gutmann, J., Spiegelberger, R., Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen.
  • Künzle, J., Das grosse Kräuterheilbuch.
  • Madaus, G., Lehrbuch der biologischen Heilmittel.
  • Magel, H., Prinz, W., van Luijk, S., 180 westliche Kräuter in der Chinesischen Medizin.
  • Pahlow, M., Das grosse Buch der Heilpflanzen.
  • Vonarburg, B., Natürlich gesund mit Heilpflanzen.

Gelbe Blüten in der Sonne

Gänsefingerkraut in der Kräuterapotheke

Gänsefingerkrauttee

1 TL Kraut mit 1 Tasse kochendem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. 2- bis 3mal täglich 1 Tasse ungesüsst und schluckweise trinken. Der Tee wird empfohlen bei Magenkrämpfen oder koliken, krampfartigen Menstruationsbeschwerden, leichten Durchfallerkrankungen mit Krämpfen, Muskelkrämpfen sowie bei starken Blähungen mit krampfartiger Herzbeklemmung. Bei schmerzhafter Periode mit starker Blutung sollte mit der Teekur bereits einige Tage vor dem Einsetzen der Menstruation begonnen werden. Der Tee kann auch zum Gurgeln bei Blutungen und Entzündungen von Mundschleimhaut und Zahnfleisch angewendet werden. 

Hinweis: Ein Reizmagen kann eventuell verstärkt werden. 

Teemischung bei Magenkoliken

Man nimmt Gänsefingerkraut, Pfefferminze und die Blätter der Zitronenmelisse zu gleichen Teilen und mischt daraus einen Tee. 1 TL der Mischung mit 1 Tasse kochendem Wasser übergiessen, 5 Minuten ziehen lassen, abseihen. 2- bis 3mal täglich 1 Tasse nach den Mahlzeiten ungesüsst und schluckweise trinken.

Teemischung bei Krampfartigen Menstruationsschmerzen

Bei krampfartigen Menstruationsschmerzen lässt sich eine Mischung aus Gänsefinger- und Frauenmantelkraut, Schafgarben- und Kamillenblüten und Blättern der Zitronenmelisse zu gleichen Teilen einsetzen. 3 x täglich 1 TL der Mischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergiessen, 7 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen. Nach den Mahlzeiten ungesüsst und schluckweise trinken.

Sitzbad mit Gänsefingerkraut

2 Handvoll Gänsefingerkraut mit 1,5 Liter kochendem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und dem Sitzbad hinzufügen. Ein Sitzbad können Sie zur Behandlung von Hämorrhoiden und zur Stärkung des Bindegewebes nutzen. Die Blätter des Gänsefingerkrautes sind unterbrochen gefiedert, an der Unterseite silbrig behaart und am Rande tief gesägt.

Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haft ung der Ver fas serin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.


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Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter. Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.ernestine-astecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.


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NATURZYT Ausgabe September 2024, Text Ernestine Astecker, Fotos Ernestine Astecker, AdobeStock

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