Eine wilde Malve mit ihren violetten Blüten

Die Malve hilft bei Katarrhen der Atemwege, Reizhusten, Heiserkeit und Halsentzündung. In der Volksmedizin wird sie auch bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.

Malve hilft bei Reizhusten und Heiserkeit

Malventee lindert Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie Erkrankungen der oberen Atemwege wie Reizhusten, Heiserkeit und Kehlkopfentzündung. Für die reizlindernde Wirkung bei Schleimhautentzündungen ist der hohe Schleimgehalt der Wilden Malve verantwortlich. Die Schleimstoffe legen sich wie ein Schutzfilm über die gereizten und entzündeten Schleimhäute, insbesondere der Atmungsorgane. Dadurch kommt es zur rascheren Abheilung und Schmerzen werden gemildert. Die Schleimstoffe wirken auch hustenlösend, das zähe Bronchialsekret wird verdünnt und lässt sich besser abhusten.

Wilde Malve lindert Gastritis

Auch bei Magen-Darm-Schleimhautentzündung wie Gastritis hilft der schleimhaltige Malventee. Er bindet Gifte, aber auch Nährstoffe, daher sollte der Malventee zyklisch eingenommen werden, z.B. 1 Woche trinken, 1 Woche Pause machen. Auch andere Mitglieder der Malvenfamilie (Malvaceae) dienen der Heilkunde und werden genauso angewendet, insbesondere der Echte Eibisch (Althaea officinalis) , dessen Wurzel besonders viel Pflanzenschleim enthält. Die weiss bis blassrosa blühende Weg-Malve (Malva neglecta) wird in der Volksmedizin gleichwertig wie die Wilde Malve (Malva sylvestris) eingeschätzt.

Der Malve-Tee wirkt beruhigend auf die Haut

Der Tee aus den Käslikrautblättern wird für Bäder bei entzündeten Wunden, Ekzemen, Neurodermitis, Furunkeln und Nagelbettentzündung angewendet. Teeauflagen oder Kompressen wirken beruhigend auf die Haut, leicht kühlend und juckreizlindernd.

Neben den reizlindernden Schleimstoffen sind als Inhaltsstoffe noch ätherisches Öl, Gerbstoffe sowie in den Blüten eine Anthocyanverbindung namens Malvin bekannt. Anthocyane sind natürliche rot-blauviolette Farbstoffe, die zellschützend wirken. Anthocyane finden sich z.B. auch in Schwarzen Johannisbeeren, Heidelbeeren, roten Weintrauben.

Die Wilde Malve in der Natur

Die Wilde Malve liebt sonnige Standorte, und wir finden Sie an Weg- und Wiesenrändern, Zäunen, auf Mauern und Schutthalden. Sie ist eine Staude und wird etwa 50 bis 120 Zentimeter hoch. Aus einer spindelförmigen Wurzel wachsen mehrere ästige, rauhaarige Stengel. Sie tragen lang gestielte, rundliche, meist fünflappige Blätter, die beiderseits behaart und am Rand gekerbt sind. In den Blattachseln entspringen büschelweise lange, ebenfalls behaarte Blütenstiele, die am Ende rosarote Blüten tragen. Die jeweils fünf Blütenblätter einer Blüte sind am Rand eingebuchtet und mit dunklen Längsstreifen versehen. Namen wie «Käsepappel» oder «Chäslikrut» nehmen Bezug auf die scheibenförmigen Früchte der Malve, die wie kleine Käselaibe aussehen. Und «Pappel» kommt vom altdeutschen «Papp», was «Brei» bedeutet. Früher wurde ein Getreidebrei aus Schrot und Malvenblättern gekocht, der sehr schleimig, das heisst «pappig» war. So bedeutet «Käsepappel» so viel wie «schleimiges Käselaibchen» und deutet auf den hohen Schleimgehalt der Pflanze hin. Der Gattungsname «Malva» leitet sich aus dem griechischen Wort «malakos» ab, was weich bedeutet. Ebenfalls ein Hinweis auf die enthaltenen Schleimstoffe, die erweichend wirken.

Häufig ist die wilde Malve in Bauerngärten zu finden

Die Wilde Malve ist häufig in bunten Bauerngärten zu finden. Sie bevorzugt durchlässige, humose, etwas kalkhaltige Böden mit hohem Nährstoffgehalt an sonniger, windgeschützter Lage. Die Samen werden im April ins Freiland gesät oder Jungpflanzen im Abstand von 30 bis 40 Zentimetern gesetzt. Malven werden häufig von Malvenrost befallen, dabei schützt und stärkt Schachtelhalmtee ins Giesswasser. Die Wilde Malve gedeiht auch im Topf auf dem Balkon. Sie braucht reichlich Wasser, verträgt allerdings keine Staunässe. Eine Unterart der Wilden Malve ist die Mauretanische Malve mit dunkelvioletten Blüten. Sie enthält mehr Pflanzenschleime und mehr zellschützende Anthocyane und ist damit heilkräftiger.

Wilde Malve ernten und aufbewahren

Ab Juni pflücken Sie die Blüten mit Kelch, aber ohne Stengel. Am besten ernten Sie an sonnigen Tagen vormittags täglich einige Blüten und Blätter, die zum Trocknen vorsichtig im Schatten ausgebreitet werden. Das Trocknen der Malve braucht grosse Sorgfalt, da sie besonders viel Feuchtigkeit enthält. Auch das Trocknen auf dem Dörrgerät dauert etwas länger als bei anderen Pflanzen. Während des Trocknens verfärben sich die Blüten tiefblau. Das Trockengut anschliessend in dunklen Gefässen und vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahren. Blätter haben manchmal rot-braune Flecken, dies könnte auf einen Pilzbefall hindeuten, daher diese nicht sammeln.

Biene auf einer rosaroten Malvenblüte

Was sagen die alten Kräuterkundigen über die Malve?

Die Malve gehört zu den ältesten Heil- und Nutzpflanzen. Bereits vor 5000 Jahren bei den alten Chinesen waren Malven unter dem Namen «Tung Kuei Tze» eine sehr geschätzte Heilpflanze bei Verdauungsstörungen. Auch in der Bibel findet die Malve Erwähnung, als Moses den Fieberkranken Malventee zu trinken gab. Die alten Römer nannten die Wilde Malve «omnimorbium», was «heilsam gegen alle Krankheiten» bedeutet. Das alte Sprichwort «Malve im Gemüsegarten lässt den Doktor draussen warten» drückt die grosse Wertschätzung aus, die der Malve seit früher Zeit zuerkannt wird.

Hildegard von Bingen dagegen riet wegen des hohen Schleimgehaltes, der «dicken, giftigen Säfte», vom Genuss der rohen Pflanze ab. Sie empfahl aber die Einnahme von zermörserten Blättern bei schwachem Magen.

Bei Pfarrer Künzle war die Wilde Malve hochgeschätzt. Er empfahl frische, zerquetschte Blätter als vorzügliche Auflage bei Insektenstichen, Quetschungen, da sie Brand und Entzündung nehmen und Giftstoffe ausziehen. Und er schrieb, dass Malventee heilsam bei inneren Entzündungen ist und auch Lungenkranken gut tut. Weiter ist bei Pfarrer Künzle zu lesen: «Wer schwache Därme oder Darmgeschwüre hat, geniesse Malvenblätter, die mit Gerste zusammen wie eine Suppe zubereitet werden.»

Malve als Heilpflanze für Tiere

Aufgrund ihres hohen Schleimgehaltes wirkt die Malve reizlindernd und einhüllend. Malventee kann bei Tieren mit Magen-Darm-Schleimhautentzündung und leichten Durchfällen angewendet werden. Bei Beschwerden der Atemwege wie Husten wird die Malve zusammen mit Spitzwegerich als kalt angesetzter Tee genutzt.

Anwendung der Malve in der Kräuterküche

Junge Malvenblättchen eignen sich roh für Salat, bereichern jede Kräutersuppe oder lassen sich wie Spinat dünsten. Ausserdem werden sie in der Quiche oder im Auflauf verwendet. Die Schleimstoffe wirken leicht eindickend und ersetzen das Bindemittel. Die angenehm mild schmeckenden Blüten der Malve sind eine farbenfrohe essbare Dekoration für Salate, Kräuterquark, kalte Platten, Desserts und eignen sich zum Färben fruchtiger Cocktails und Blütenlimonade. Auch die unreifen grünen Früchte, die kleine «Käselaibchen» aussehen, sind essbar und schmecken leicht nussig.

Der Malven-Tee ist vielfältig im Einsatz

1 TL Malvenblüten oder eine Mischung mit Blüten und Blättern mit 1 Tasse kaltem Wasser übergiessen und 1 bis 2 Stunden ziehen lassen. Gelegentlich umrühren. Abfiltrieren. 2 bis 3 Tassen täglich schluckweise trinken. So wird der Tee im Mund erwärmt und werden die Schleimhäute benetzt. Eine Woche lang durchführen, dann eine Woche Pause. Diesen Zyklus 2- bis 3-mal wiederholen. Malventee lindert Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut und hilft bei Reizhusten und Heiserkeit. Ausserdem ist der Tee bei Magen- und Darmschleimhautentzündung von Nutzen.
Malventee kann auch zum Gurgeln bei Halsschmerzen sowie für Waschungen und Umschläge verwendet werden.

Wichtig ist, dass Malventee vor jeder Anwendung frisch hergestellt wird. Da der Tee kalt zubereitet wird, siedeln sich beim Stehen über einen ganzen Tag Keime an. Bei heisser Zubereitung (Teeaufguss) geht ein Grossteil der heilsamen Schleimstoffe verloren.

Die Malve bereichert viele Teemischungen und wird gerne in Hustenteemischungen z.B. mit Schlüsselblumen und Spitzwegerich verwendet.
Sogenannter «roter Malventee» besitzt nicht die Heilkraft der Wilden Malve, den er besteht aus Hibiskusblüten. Hibiskus (Hibiscus sabdariffa) enthält keine Pflanzenschleime. Er ist säurehaltig und reizt empfindliche Schleimhäute. Medizinisch wirksam ist nur der «blaue Malventee» aus der Wilden Malve (Malva sylvestris) und der Weg-Malve (M. neglecta). Hibiskustee ist aber ein guter Durstlöscher.

Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.

Liebe Leserin, lieber Leser, wenn es mir gelungen ist, Sie mit diesem Kräuterartikel zu motivieren und zu ermutigen, selber das eine oder andere Rezept auszuprobieren und Erfahrungen mit den Schätzen der Natur zu gewinnen, freut mich das sehr. Ich wünsche Ihnen viel Freude und gutes Gelingen.
Ihre Ernestine

Quellen und weiterführende Literatur
Brendieck-Worm, C., Klarer, F., Stöger, E., Heilende Kräuter für Tiere.
Bühring, U., Praxislehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde.
Fleischhauer, S.G., Spiegelberger, R., Guthmann, J., Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen.
Frohn, B., Lexikon der Heilpflanzen und ihrer Wirkstoffe.
Pawlow, M., Das grosse Buch der Heilpflanzen.
Vonarburg, B., Natürlich gesund mit Heilpflanzen.
Wichtl, M., Teedrogen. Willfort, R., Gesundheit durch Heilkräuter.

Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernstine

Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter. Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.

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NATURZYT Ausgabe September 2022, Text Ernestine Astecker, Fotos Ernestine Astecker

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