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NATURZYT-Ausgabe Juni 2023

Wandern, Ausflüge und Ausflugsziele in der Schweiz

Wolfschlucht in Solothurn

Eine spektaktuläre Wanderung durch die Wolfschlucht

Der Name kommt nicht von ungefähr: In der Wolfschlucht wurde vor bald 300 Jahren der letzte Wolf des Bezirks Thal erlegt. Heute führt ein Wanderweg durch die spektakuläre Klus auf die lieblichen Höhen des Solothurner Jura.

Das Raubtier hatte keine Chance. Vor ihm der lange, steile Engpass, links und rechts unüberwindbare Felswände. Der letzte Wolf des Solothurner Bezirks Thal fand 1730 in der Wolfschlucht den Tod. An das Ereignis erinnert heute nur noch der Name des Schauplatzes. Wie wild die Jagd vor sich gegangen sein mag, kann man sich während der gut einstündigen Wanderung aber lebhaft vorstellen. Die Wolfschlucht zwischen Balsthal und Moutier ist eine der eindrücklichsten Juraschluchten. Über hundert Meter hoch türmen sich die teils überhängenden Felswände. Der Tannbach hat das poröse Juragestein in Jahrmillionen bearbeitet und sein Bett immer tiefer hineingelegt. Angesichts des Rinnsals, das man jetzt antrifft, erstaunlich. Doch der Bach kann auch anders – bei Sturm wird der Wanderweg aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Heimat der Hirschzungen

Heute ist von Sturm nichts zu sehen, die Herbstsonne strahlt vom Himmel. Die unterschiedlichen Klimaverhältnisse in der Schlucht kommen so besonders zur Geltung. In den unteren Lagen ist es feucht und kalt. Moose, Buchen, Bergahorne, Fichten und die Hirschzunge fühlen sich in dieser Umgebung wohl. Oben auf den Felsen das pure Gegenteil. Hier herrschen Trockenheit und Hitze, ideale Bedingungen für die Föhre, die entlang der Krete auszumachen ist. Die Hirschzunge ist übrigens ein seltener Wegbegleiter und deshalb geschützt.

Hirschzungen, ein bewährtes Heilmittel bei offenen Wunden, wachsen in der Wolfschlucht üppig.

Der immergrüne Farn mit seinen glattrandigen Blättern war im Mittelalter als Heilmittel bei Milz- und Leberleiden sowie bei off enen Wunden sehr geschätzt. Offene Wunden sollte es auf unserer Wanderung nicht geben, dafür sorgt der gut ausgebaute Schluchten weg. Den wenig beschaulichen Ausgangspunkt an der Hauptstrasse nach Welschenrohr lassen wir schnell hinter uns, bereits nach wenigen Metern geht es ordentlich bergauf. Die Steigung und der rutschige Weg zwingen zum langsamen Gang, was Zeit lässt, um die Wildnis der Schlucht auf sich wirken zu lassen.

Bräteln in der Höhle

Auf halbem Weg haben wir eine erste Pause verdient, zwei Höhlen mitsamt Feuerstelle und Bänken laden zur Rast. Glücklich ist, wer etwas zum Bräteln und ein paar Scheiter trockenes Holz mitgebracht hat. Gelegenheiten, den Magen mit Köstlichkeiten zu füllen, gibt es am heutigen Tag allerdings noch genug. Nicht weniger als drei Berggasthäuser säumen den weiteren Weg. Im ersten, der Oberen Tannmatt, soll die Käseschnitte unvergesslich sein. Wer sie probieren will, meldet sich vorher an, die Gasthäuser haben nicht immer geöffnet.

Wald und Wiesen wechseln sich ab auf dem Weg zum Gasthaus Obere Tannmatt.

Den Weg dorthin muss man sich allerdings verdienen. Ist die Schlucht nach einer guten Wanderstunde verlassen, gewinnt man in weiten Bogen über abgegraste Weiden und durch lichte Wälder weiter an Höhe. Kurz vor der Bergwirtschaft öffnet sich erstmals das Panorama, die unzähligen Hügel und Täler des Naturparks Th al breiten sich vor einem aus.

Die Region darf das begehrte Label seit 2010 tragen. Es steht für naturnahe Entwicklung und soll der lokalen Bevölkerung neue Perspektiven öffnen und Gäste anziehen. Auf der Mieschegg, wo die zweite Bergwirtschaft steht, scheint es zu funktionieren, die Terrasse ist gut besucht. Neben dem Bauernhof fällt die schmucke Kapelle auf. Ihre Geschichte reicht zurück ins Jahr 1640; sie wurde vom damaligen Besitzer der Mieschegg errichtet als Dank, dass sein Hof vor der Pest verschont blieb. 1942 wurde das Gotteshaus durch den heutigen, grösseren Bau ersetzt.

Auf der Oberen Tannmatt geniesst man den Ausblick auf die Höhen und Täler des Naturparks Thal.

Am Horizont die Berner Alpen

Eine holprige Wanderstunde auf steinigen Waldpfaden später grüssen sie am Horizont, die stolzen Berner Alpen. Die Fernsicht auf dem höchsten Punkt der Tour, dem Hinter Brandberg, ist genial, und auch die Speisekarte der gleichnamigen Bergwirtschaft lässt kaum Wünsche offen. Ab jetzt geht es nur noch abwärts, steil und im Zickzack, durch herbstlichen Mischwald. Hier ist nicht der Wolf, sondern seit einigen Jahren der Luchs zu Hause. Wer weiss, vielleicht beobachtet er uns aus dem Unterholz, während wir zum Abschluss den vom letzten Sonnenlicht beleuchteten Felsen der Flue entlangwandern, dem Wahrzeichen Welschenrohrs, unserem Ziel.

Im stimmungsvollen Abendlicht den markanten Wänden der Flue entlang nach Welschenrohr.

 

 

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