Frisch treibende Frühlingsbäume im Wald

Wälder sind beliebte Naherholungsgebiete. Die meisten nutzen sie für Spaziergänge, Wanderungen oder einen Grillplausch. Doch der Wald ist mehr. Wer bereit ist, sich auf ihn einzulassen, lernt die Heimat vieler Tiere und Pflanzen neu kennen, kommt Geheimnissen der Wildnis vor der Haustüre auf die Spur und erlebt, wie wir Menschen Teil der Natur sind.

„Weshalb soll ich hier stehen bleiben und die Umgebung beobachten? Wozu soll ich auf diesen verwachsenen Pfad einbiegen? Warum sollen wir schweigen und den Geräuschen um uns herum lauschen?“ Die Fragen wird sich manch einer stellen wenn er sich daran macht, den Wald neu zu entdecken. Wir sind uns gewohnt, auf vorgegebenen, bestens markierten und unterhaltenen Wegen durch die Landschaft geführt zu werden. Wir haben uns angewöhnt, uns mehr oder weniger zügig fortzubewegen und nicht an jeder Ecke stehen zu bleiben. Und wir finden es anregend, mit anderen unterwegs zu sein, damit man plaudern und sich austauschen kann. Die Natur nehmen wir dabei zwar wahr und geniessen sie, aber eher als Zuschauer denn als Teil von ihr.

Eichhörnchen auf einem dicken Ast im Wald
Wer sich Zeit nimmt, entdeckt Neues und Bekanntes. Zum Beispiel ein Eichörnchen.

Düfte, Farben und Formen wahrnehmen

Mit ein paar einfachen Techniken, Neugier und Entdeckergeist lässt sich dies ändern. Als erstes braucht es dazu Respekt. Der Wald ist die Heimat vieler Tiere und Pflanzen, wir halten uns quasi in ihrem Wohnzimmer auf. Man stelle sich vor, wie man sich Besuch wünscht: anständig, achtsam und rücksichtsvoll. Genauso verhalten wir uns auf unseren Entdeckungsreisen. Diese müssen nicht einmal lang sein und weit vom Wanderweg wegführen. 

So ist es zum Beispiel ein spezielles Erlebnis, eine halbe Stunde lang auf einer Lichtung oder einem alten Forstweg zu sitzen und einfach mal zuzuhören und zu beobachten. Was nimmt man wahr? Wie sieht die Umgebung aus, die Bäume, der Boden? Wie schmeckt die Luft? Was regt sich im Gebüsch? Die Liste der Fragen ist praktisch unerschöpflich, und mit der nötigen Ruhe und Geduld tun sich Welten auf. Zu Beginn ist die „Ausbeute“ vielleicht noch klein. Doch je öfter man solche Beobachtungen unternimmt, desto mehr entdeckt man. Hilfreich ist es, sich auf nur etwas zu konzentrieren: Geräusche, Farben, Formen oder Düfte. Ist man zu zweit oder dritt, lässt sich das Erlebte nachher untereinander austauschen. 

Tannenzapfen an einem Baum
Farben, Formen, Düfte - der Wald steckt voller Geheimnisse

Waldboden - Ein aufgeschlagenes Buch

Eine weitere Möglichkeit, sich die Waldnatur zu erschliessen: Nach Spuren suchen. Wildtiere zu sehen ist schwierig, ihre Spuren zu finden im Vergleich einfach. Tannzapfen, Trittsiegel, abgeknickte Äste, Löcher – der Waldboden ist wie ein Buch, aus dem man lesen kann. Und wenn man ihn mal selber spüren möchte: Schuhe ausziehen und barfuss loslaufen. Es gibt zahlreiche weitere Möglichkeiten für Entdeckungen und Naturbegegnungen im Wald. Ein Waldtag, wie ihn zum Beispiel Wildout Naturerlebnisse anbietet, gibt die nötigen Impulse und ermöglicht den Austausch in der Gruppe (siehe Info am Schluss des Artikels).

Grüner Waldklee am Waldboden
Überraschende Vielfalt gleich neben dem Wegrand.
Grüne Waldpflanze am Boden
Klein, aber ein Kunstwerk für sich.

Spuren lesen, beobachten, lauschen, schmecken – was sich heute wie ein Spiel anhört, war früher überlebenswichtig. Die Menschen lebten sehr stark von und mit der Natur. Nur wer ihre Gesetze kannte, wer spürte und fühlte, wie sie funktioniert, fand genügend Nahrung und Schutz. Im Unterschied zu heute verstand man sich aber auch viel stärker als Teil der Natur, begegnete ihr mit Achtung, Respekt und Dankbarkeit. Dieser enge Naturbezug ist teilweise noch bei Urvölkern vorhanden. Wissen und Verständnis wurde von Generation zu Generationen überliefert, das Leben von und mit der Natur gehört zum Alltag.

In der Natur das Leben fühlen

Der moderne Mensch braucht diese enge Verbindung zur Natur nicht mehr. Oder etwa doch? Wir nutzen heute die Umwelt so, wie sie uns dient. Oft stehen dabei unsere Bedürfnisse im Mittelpunkt, vieles wird als selbstverständlich erachtet. Die Natur wird zur Sportarena, Tiere und Pflanzen zu Statisten. Wer sich mit der Natur auf einer tieferen Ebene auseinanderzusetzen beginnt und auf seinen Entdeckungsreisen und Streifzügen in den Wald Teil der natürlichen Umgebung wird, der ändert auch seine Sicht der Dinge. Man öffnet den Blick für Details, erkennt Zusammenhänge, gewinnt Verständnis und erlebt eine vertraut gemeinte Welt neu. 

Holzbank bei Sonnenschein im Wald
Platz nehmen, zu hören und beobachten. Ein Erlebnis

Die natürliche Umgebung, oder ganz einfach die Schöpfung, ist ein wunderbares Ganzes, in dem alles und jedes seinen Platz und seine Funktion hat. Wer den Schritt auf sie zu macht, kommt dem Leben und der eigenen Lebendigkeit ein grosses Stück näher.

Einmal im Wald zu Hause 

Einen Tag lang in den Wald eintauchen und ihn mit allen Sinnen erfahren – das kann man mit dem Tourenveranstalter Wildout Naturerlebnisse. Das Programm „Wilder Waldtag“ lädt ein zu einem Perspektivenwechsel. Wie wäre es, wenn wir bei Reh, Fuchs und Eichhörnchen zu Hause wären? Welche Sinne müssten wir einsetzen, welche Bewegungsmuster anwenden, welche Techniken lernen? 

Frau riecht an einem Giersch im Wald
Im Wald wachsen viele essbare Pflanzen, zum Beispiel der Giersch.

Mit Neugier und Freude am Entdecken kommen die Gäste dem Leben im Wald auf die Spur. Wir lernen auf Kleinigkeiten zu achten, die Aufschluss geben über Tiere, Pflanzen und ihre Lebensräume. Wir erfahren wie sich der Boden anfühlt, wenn wir barfuss unterwegs sind. Wir probieren aus, kleinste Veränderungen wahrzunehmen und uns anhand natürlicher Wegzeichen zu orientieren. Und natürlich üben wir uns darin, nur mit Hilfe natürlicher Materialien sowie mit Flint und Stahl ein Feuer zu entfachen, das uns wärmt und als Waldküche dient.

Respektvoller Blick hinter den Wanderweg

In der Regel sind wir im Wald als Spaziergänger und Erholungssuchende unterwegs. Ziel des „Wilden Waldtages“ ist es, diese ausgetretenen Pfade zu verlassen und mit Respekt und Achtsamkeit die Natur dahinter zu entdecken und einen Teil unserer natürlichen Umgebung zu werden. Dass wir dabei auf die anderen Lebewesen grösstmögliche Rücksicht nehmen und schonend mit ihrem Daheim umgehen, ist selbstverständlich. 

Singvogel in den Ästen eines Baumes
Vögel sorgen für Musik im Wald

Weitere schöne Herbsterlebnisse beim Spazieren und Wandern die es zu erleben gibt:

Wandern an die Quelle des Rheins, dem Tomasee

Wanderung Freiberg Kräpf - Wandern mit den ältesten Glarnern

Wandern im grössten Wildnisgebiet - dem Schweizer Nationalpark


NATURZYT Ausgabe September 2013, Text/Foto Daniel Fleuti

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