Die Goldrute ist ein ausgesprochenes Nieren- und Blasenkraut. Die alten Germanen jedoch schätzten die Heilpflanze als wirksames Wunderkraut.
Die einheimische oder echte Goldrute (Solidago virgaurea) gedeiht auf trockenen Wiesen, Heiden, in lichten Wäldern. Auch auf sonnigen Hängen und bis in höhere Lagen leuchten uns die goldenen Blütensonnen entgegen. Der lateinische Name «virga» heisst Rute und weist auf die rutenförmigen Blütenstände hin, «aurea» auf die goldene Blütenfarbe. Der Beiname «Solidago» leitet sich aus dem Lateinischen «solidare» ab und bedeutet «befestigen, gesund machen», ein Hinweis auf seine Heilkraft .
Die einheimische Goldrute ist ein mehrjähriges Korbblütengewächs und wächst ca. 30 bis 100 cm hoch. Im gleichen Familienverband finden sich in unseren Gegenden auch die Riesengoldrute und die kanadische Goldrute. Die einheimische Goldrute darf nicht mit dem Fuchs-Greiskraut (Senecio ovatus) verwechselt werden.
Heydnisch Wundkraut
Bei den alten Germanen war die Goldrute als Wundheilkraut hoch geschätzt. Vermutlich kommt daher der Volksname «Heydnisch Wundkraut». Die Anwendung als Wundkraut ist bis heute in der Volksheilkunde erhalten. Auf dem Land bereitet man Wundauflagen und Umschläge aus der getrockneten oder frischen, zerquetschten Pflanze.
Lindert Mund- und Rachenentzündungen
Durch die entzündungshemmende und schleimhautabschwellende Wirkung der Goldrute, kann Goldrutentee auch zum Gurgeln bei Mund- und Rachenentzündungen, Halsschmerzen sowie bei chronisch allergischem Schnupfen eingesetzt werden. Bei Mundspülungen sollte der warme Tee kurz im Mund belassen werden. Hildegard von Bingen (1098–1179) empfahl die Goldrute ebenfalls: «Die Brühe, darin dies Kraut gesotten, heilt alle Wunden des Mundes und Halses, damit gewaschen und gegurgelt. Das gepulverte Kraut mit Essig begossen und wieder getrocknet, ist noch besser und kräftiger.»
Nieren- und Blasenkraut
Erst im Mittelalter entdeckte man die Heilkräfte der einheimischen Goldrute für die Nieren. Der Botaniker und Mediziner Tabernaemontanus (1522–1590) schreibt in seinem bekannten Kräuterbuch, dass «dissgülden Wundkraut eine sonderliche Krafft und Eigenschafft hat gegen den Stein und das Nierengewebe», und er empfiehlt es auch zur Wundbehandlung. Der deutsche Arzt Johann Gottfried Rademacher (1772–1850) machte auf die grosse Bedeutung der Goldrute als Nierenheilmittel aufmerksam. Pfarrer Johann Künzle (1857–1945) empfahl die äusserliche Anwendung des zerstossenen Krautes auf Schnitt, Stich- und Bisswunden, zur schnellen Wundheilung, oder in Form eines Gurgelwassers bei Halsleiden. Künzle empfahl die Goldrute auch bei allen Nierenleiden.
Die Goldrute wirkt wassertreibend, krampflösend, antibakteriell, pilzhemmend. Sie bewirkt ausserdem eine direkte Leistungssteigerung der Nieren. Nierengewebe wird aufgebaut, die Nieren werden gestärkt. Bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege kommt die entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung zu tragen.
Goldruten-Tee und Goldruten-Tinktur werden zur Durchspülung der Harnwege, zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen, ausserdem bei Reizblase, Harnverhalten, Nieren- und Blasensteinen eingesetzt. Es wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass die enthaltenen Saponine das Wachstum von Blasensteinen hemmen. Die Goldrute unterstützt auch bei einer Entschlackungs- oder Fastenkur, da sie dabei hilft , die abgebauten Giftstoffe möglichst schnell aus dem Körper auszuschwemmen, die ansonsten im Blut kreisen. Bei Prostatabeschwerden wird die Goldrute mit dem kleinblütigen Weidenröschen kombiniert, wodurch die Wirkung verstärkt wird. Die moderne Naturheilkunde schätzt die Goldrute heute als wirksames Naturheilmittel.
Goldrute in der chinesischen Medizin
In der traditionellen Chinesischen Medizin ist die Goldrute ein Blutreinigungsmittel. Die thermische Wirkung ist kühl, die zugeordneten Organe sind Lunge, Blase und Nieren. Goldrute wirkt krampflösend und trocknet Schleim und Feuchtigkeit.
Goldrute im Garten
Die Goldrute bringt mit ihren goldgelb leuchtenden Blüten goldene Sonneninseln in den eigenen Garten. Gold rutensamen sind in speziellen Kräutergärtnereien erhältlich, die Samen sind nur ein Jahr keimfähig. Im März bis April werden die Samen in Schalen ausgesäht, in denen sich mit Sand vermischter Fertighumus befindet. Nach 3 bis 4 Wochen werden die Jungpflanzen pikiert, nach weiteren 4 Wochen im Abstand von 30 cm in den Garten an sonnigem Standort mit lockerem Boden eingesetzt.
Geerntet wird zu Beginn der Blütezeit, denn die offenen Blüten reifen während des Trocknungsvorganges weiter und es entwickeln sich löwenzahnähnliche Fallschirme. Der Löwenzahn gehört zur gleichen Familie wie die Goldrute. Die oberen 10 cm des Goldrutenkrautes werden gesammelt (Blätter, Blüten, Stängel), schonend getrocknet und trocken gelagert. Dabei sollte darauf geachtet werden, den Stängelanteil möglichst gering zu halten, da die hauptwirksamen Flavonoide (gelbgefärbte Pflanzeninhaltsstoffe) besonders in den Blüten und Blättern enthalten sind. Nach einem Jahr haben sich die Wirkstoffe verflüchtigt.

Reisen-Goldrute, kanadische Goldrute
Die kanadische Goldrute (Solidago canadensis) und die spätblühende Riesen-Goldrute (Solidago gigantea) wurden im 17. Jh. bzw. 18. Jh. Von Amerika nach Europa gebracht. Sie schmückten damals botanische Gärten, fürstliche Parks und später auch Bauerngärten.
Im Spätsommer, wenn ein Grossteil der einheimischen Pflanzen bereits verblüht ist, finden sich mitunter grössere Ansammlungen dieser ursprünglich bei uns nicht heimischen Goldrutenarten, auf Schutthalden, Bahndämmen, Ruderalflächen, Waldrodungen. Beide Arten haben wesentlich kleinere gelbe Blütenköpfe. Die Blütenduft en wunderbar nach Honig und sind eine Weide für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge sowie andere Insekten.
Bei der spätblühenden Riesen-Goldrute ist der Stängel kahl, glatt und weissbereift , manchmal rötlich überzogen. Sie hat längere Blütenkronblätter als die kanadische Goldrute. Bei der kanadischen Goldrute ist der Stängel fein behaart und grün.
Wissenschaftler haben diese beiden Goldruten untersucht und gefunden, dass sie ebenfalls harntreibend, krampflösend sowie entzündungshemmend wirken. Die Riesen-Goldrute und die kanadische Goldrute werden daher wie die einheimische, echte Goldrute eingesetzt.
Bei länger dauernden Nieren-Blasen-Beschwerden sollen die verschiedenen Goldruten-Arten abwechselnd eingesetzt werden, um einen Gewöhnungseffekt zu vermeiden.
Botschaft der Goldrute
R. Kalbermatten schreibt in «Wesen und Signatur der Heilpflanzen»: Das Wesen der Goldrute symbolisiert eine innig freundschaftliche Beziehung und verbindet das Getrennte zu einem Ganzen. Freundschaft und Liebe verbindet Menschen und aktiviert die Energien, die eine gesunde Nierenfunktion er möglichen. Wenn Enttäuschungen, Frustrationen und Schuldgefühle Beziehungen blockieren, wird die psychische Energie geschwächt und die Nieren leiden. Die Goldrute ist insbesondere bei Nierenleiden angezeigt, die mit schmerzlichen Erfahrungen in Beziehungen und Partnerschaften zusammenhängen.
Goldrute in der Kräuterapotheke
Goldruten-Tee
1–2 TL Goldrutenkraut mit ¼ l heissem Wasser übergiessen und 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. 3x täglich 1 Tasse, max. 4 bis 6 Wochen.
Goldrouten-Wein
Ein Schraubglas mit frischen, geschnittenen Goldrutenspitzen (Blüten mitsamt den noch weichen oberen Stängeln) zur Hälfte füllen. Mit einem guten Weisswein bis zum Rand auffüllen, verschliessen und 2 Wochen bei Zimmertemperatur stehen lassen. Anschliessend abfiltern. Täglich 2 bis 3 Likörgläschen zu den Mahlzeiten trinken, als Kur über 4 bis 6 Wochen. Dann eine Pause einlegen. Goldrutenwein unterstützt die Nierenfunktion.
Goldruten-Nieren-Blasen-Tinktur
In ein Schraubglas zu gleichen Teilen zerkleinertes Goldruten, Brennnessel- und Schachtelhalmkraut sowie Birkenblätter geben und mit einem geschmacksneutralen Alkohol (Wodka, Korn oder Weinbrand) bis zum Rand auffüllen. Bei Zimmertemperatur 2 bis 3 Wochen ziehen lassen, täglich schütteln. Anschliessend in dunkle Tropfflaschen abfiltrieren und kühl aufbewahren. Zur Durchspülung der Harnwege 3x täglich 15 bis 20 Tropfen in etwas Wasser einnehmen, 3 Wochen lang.
Goldruten-Entschlackungstee
Goldruten- und Schafgarbenkraut je 20 g, Brennnesselkraut und Löwenzahnwurzel je 15 g, Artischockenblätter, Mariendistelkraut und Mariendistelsamen je 10 g. 1 TL der Mischung pro Tasse, mit heissem Wasser übergiessen, 8 Minuten ziehen lassen. 3x täglich 1 Tasse trinken, 4–6 Wochen lang. Zur Entschlackung und Entgiftung des Körpers am besten 2x jährlich.
Literatur
- U. Bühring, Alles über Heilpflanzen.
- S. FischerRizzi, Medizin der Erde.
- S. Hirsch & F. Grünenberger, Die Kräuter in meinem Garten.
- R. Kalbermatten, Wesen und Signatur der Heilpflanzen.
- W.D. Storl, Mit Pflanzen verbunden und Wandernde Pflanzen.
- B. Vonarburg, Natürlich gesund mit Heilpflanzen
Kräuterkurse und Kräuterrundgänge mit Ernestine
Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis in Fruthwilen, im Thurgau. In Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen und ihre Erfahrung über Heilpflanzen weiter.
Nähere Informationen zum Kursangebot unter www.eastecker.ch oder Telefon 043 322 86 70.
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NATURZYT Ausgabe September 2015, Text Ernestine Astecker, Foto Ernestine Astecker, AdobeStock