gelbe Blüten in einer grünen Sommerwiese

In der Volksheilkunde wurden früher das Echte Labkraut, das Kletten-Labkraut sowie das Wiesen-Labkraut für die gleichen Anwendungen eingesetzt.

Labkräuter haben einen engen Bezug zum Lymphsystem. Die Pflanzen bringen die Lymphe zum Fliessen, reinigen das Blut und regen die Nierentätigkeit an. Leider sind Labkräuter auch in der Volksmedizin in Vergessenheit geraten. Dem Echten Labkraut werden harntreibende, Lymphfluss anregende, entzündungshemmende, wundheilende und krampflösende Eigenschaft en zugeschrieben. Eine Aufgabe des Lymphsystems ist es, Gifte und Abfallstoffe aus dem Körper zu schwemmen, Labkraut unterstützt die Ausscheidung dieser Gifte über den Urin. Die Volksmedizin setzt die Pflanze innerlich bei Nieren- und Blasenerkrankungen ein, die auf eine Entzündung zurückzuführen sind. Pfarrer Künzle empfahl das Echte Labkraut insbesondere zur Reinigung und Stärkung von Nieren, Leber und Milz. Vom Klebkraut (Kletten-Labkraut) schreibt er, dass es in innerlicher und äusserer Anwendung gut ist bei allen Hautkrankheiten, Ausschlägen, Rufen, Furunkeln und Mitessern. Dabei wird die ganze Pflanze als Absud verwendet.

grüne Pflanze mit stehenden Blättern
Das KlettenLabkraut ist mit rückwärts gekrümmten Borsten besetzt, mit denen es an der Kleidung haften bleibt. Daher auch der Name «Klebkraut».

Das Labkraut beschleunigt die Wundheilung

Wird das frische, gequetschte Kraut auf Wunden gelegt, beschleunigt dies die Wundheilung. Grössere Mengen von Labkraut kann man entsaften und als Kompresse auflegen. Maria Treben, die bekannte österreichische Kräuterfrau, empfiehlt die äusserliche Anwendung des Tees vom Echten Labkraut bei Hautkrankheiten, Wunden und Furunkeln.

Inhaltstoffe des Labkraut

Dem Echten Labkraut werden Kieselsäure, Gerbstoffe, Flavonoide, Aucubin, Asperulosid, organische Säuren, ätherisches Öl als wichtige Inhaltsstoffe zugeschrieben. In den Blüten sind gelbe und in den Wurzeln rote Farbstoffe enthalten. Der frische Presssaft enthält ein Enzym (eine Protease), welches zusammen mit anderen Inhaltsstoffen die Milch gerinnen lässt und früher zur Käseherstellung genutzt wurde.

Labkräuter in der Natur findet man in trockenen Wiesen oder Böschungen

Das intensiv nach Honig duftende Echte Labkraut (Galium verum) bevorzugt sonnige Standorte. Man findet es auf trockenen Wiesen, an Hängen oder Böschungen. Die etwa 20 bis 80 Zentimeter hohe Pflanze hat einen kantigen Stängel, der mit quirlfömig angesetzten schmal-linealen Blättern versehen ist. Die Seitenäste tragen längliche Blütenrispen mit vielen kleinen goldgelben Blüten. Als Stickstoffanzeiger siedelt das Kletten-Labkraut (Galium aparine) auf Schuttplätzen, Äckern, an Wegrändern, in Bruchwäldern. Sowohl der Stängel als auch die Blätter besitzen rückwärtsgekrümmte haftende Borstenhaare, mit denen es an anderen Pflanzen hoch klettert. Ab Juni zeigen sich kleine grünlich- weisse Blüten. Nach der Blüte bildet es Samen mit haarigen Borsten und Widerhaken, die leicht am Fell von Tieren oder an der Kleidung von Spaziergängern haft en bleiben. Das weitverbreitete Wiesen-Labkraut (Gallium mollugo) ist gemäss seinem Namen vor allem auf Wiesen zu finden. Die niederliegenden oder kletternden Stängel wachsen oft wild durcheinander. Die weissen Blütenstände überziehen im Sommer die ungemähten Wiesen mit einem leuchtenden Blütenmeer. Eine verwandte Pflanze der Labkräuter ist der Waldmeister (Galium odoratum), den man in Buchen-Mischwäldern findet, wo er meist grössere Bestände bildet.

weisse Blüten im Sonnenlicht
Das Wiesen-Labkraut bildet oft grosse Bestände und die kleinen weissen Blütensternchen überziehen Wiesen mit einem leuchtenden Blütenmeer.

Das Labkraut wurde in verschiedenen Kulturen verwendet

In neolithischen Pfahlbauten konnte man die Früchte des Kletten-Labkrautes und anderen Arten dieser Gattung in grosser Menge nachweisen, was die Vermutung nahelegt, dass sie bereits von prähistorischen Menschen verwendet worden sind. Im griechischen und römischen Altertum war das Klebkraut bereits als Heilmittel bekannt. In den Kräuterbüchern des Mittelalters wurde Galium aparine besonders bei Wassersucht, Leber- und Hautkrankheiten, Kropf und Skrofulose empfohlen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird das Kletten-Labkraut bei Blasenentzündung, Harnverhalten, Nierengriess, Hautausschlägen und Geschwüren eingesetzt. Als das aus dem Kälbermagen gewonnene Lab-Enzym noch nicht bekannt war, nutzten Hirten das Echte Labkraut zur Käseherstellung, da es einen Stoff enthält, der Milch gerinnen lässt. Der lateinische Name «Galium» erinnert an den einstigen Brauch, leitet er sich doch von der griechischen Bezeichnung «gala» ab, was Milch bedeutet.

gelbe Blüten an vielen Pflanzen auf dem Feld
Die Blüten des Echten Labkrauts duften intensiv nach Honig und sind bei Bienen und anderen Insekten sehr beliebt.

Labkraut-Arten ernten und aufbewahren

Die oberirdischen Teile aller drei Labkraut- Arten werden für getrocknete Vorräte zur Blütezeit geerntet. Aufgrund der starken Überdüngung ist das Echte Labkraut nur noch selten in der freien Natur zu finden. Die Pflanze verträgt keine Gülle. Am besten, Sie holen sich diese goldgelb leuchtende und betörend duftende Pflanze, die bei Bienen sehr beliebt ist, in den eigenen Garten. Vom Kletten-Labkraut und Wiesen-Labkraut findet man grosse Bestände in der freien Natur.

Labkräuter in der Wildkräuterküche

Wiesen-Labkraut ist ein fester Bestandteil der Wildkräuter-Küche. Die Pflanze ist reich an Kieselsäure, Vitaminen und Mineralstoffen. Aus den jungen Triebspitzen im zeitigen Frühjahr kann zusammen mit Brennnessel, Giersch, Vogelmiere oder Wegerich ein vitalstoffreicher, köstlicher grüner Smoothie gezaubert werden. Blätter und zarte Stängel sind eine ausgezeichnete Salatgrundlage. Sie eignen sich auch gut für Pesto, Saucen und Gemüse. Die leicht nach Honig duftenden weissen Blüten streut man über Salate und nimmt sie zum Aromatisieren von Kräuterlimonade und anderen Getränken. Die Samen kann man als Keimsaat verwenden, geröstet und gemahlen dienen sie als Kaff eeersatz. Das Kletten-Labkraut wird wegen der störenden Klettenhaare ausschliesslich gedünstet in Gemüse oder Suppen verwendet. Dabei werden die rauen Haare weich. Aus jungen Trieben vom Klebkraut und Brennnesseln lässt sich ein köstliches Wildgemüse zaubern, das wunderbar zu Kartoffeln oder Reis passt. Die Pflanze hat einen milden salatartigen Geschmack und eignet sich auch gut zum Entsaften als Vitamintrunk.

Labkräuter in der Kräuterapotheke

Labkraut-Tee

4 TL frisches oder 2 TL getrocknetes Labkraut mit ¼ L kochendem Wasser überbrühen, 10 Min. ziehen lassen, abseihen. 2- bis 3-mal täglich 1 Tasse trinken, nach Bedarf als 4-wöchige Kur.

Der Tee vom Echten Labkraut wurde in der Volksmedizin bei entzündlichen Nieren- und Blasenbeschwerden, Brennen beim Wasserlassen, bei geschwollenen Lymphdrüsen und Lymphstauungen getrunken. Bei Harnwegsinfektionen können Sie das Echte Labkraut auch zu gleichen Teilen mit der heimischen Goldrute (Solidago virgaurea) mischen. Labkraut -Tee kann äusserlich als Kompresse bei Hautausschlägen oder schlecht heilenden Wunden angewendet werden.

Das Kletten-Labkraut kam früher bei Hauterkrankungen zum Einsatz. Ausserdem galt es als blutreinigendes und harntreibendes Mittel und eignet sich ebenfalls als Tee. 

Frischblattauflage

Frische Blätter des Echten Labkrauts werden gewaschen und mit einem Nudelholz auf einem Brett zerquetscht. Anschliessend wird der frische Blätterbrei auf die erkrankten Hautstellen aufgelegt. Die Blätter müssen feucht zerwalkt werden, da das Wasser mithilft, den Pflanzensaft aus den Blättern zu ziehen. 

Labkrautfrischsaft

Frisch gepflücktes Echtes Labkraut wird gewaschen und in einem Entsafter ausgepresst. Mit dem Frischsaft streicht man mehrmals die erkrankte Hautpartie ein. Hinweis: Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten sich vor einer Labkrauttherapie mit einer medizinischen Fachperson besprechen.

Die Anwendung der angeführten Rezepturen erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Beiser, R., Vergessene Heilpflanzen
  • Blaschek, W., Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka
  • Burckhardt, C., Alles aus Wildpflanzen
  • Courtenay, E., Heilkräuter
  • Fleischhauer, St. G., Gutmann, J., Spiegelberger, R., Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen
  • Huber, E., Pflanzenschätze der Ahnen
  • Künzle, J., Das grosse Kräuter- Heilbuch
  • Madaus, G., Lehrbuch der biologischen Heilmittel.
  • Pahlow, M., Das grosse Buch der Heilpflanzen.
  • Treben, M., Meine Heilpflanzen.
  • Vonarburg, B., Homöotanik, Bd.2. Von Blarer Zalokar, U., von Blarer, P., Westliche Heilkräuter und Chinesische Medizin

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NATURZYT Ausgabe Juni 2023, Text/Fotos Ernestine Astecker

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